Carolinea 76

K astner et al.: Die Blockhalden-Wolfspinne im Nordschwarzwald 177 und tiefe, teilweise breite Spalten gekennzeich- net (Abb. 28). Sie ist bis auf zwei „Inseln“ mit Bir- ken fast vegetationsfrei, nur im unteren Bereich sind Blöcke mit annähernd waagrechter Oberflä- che von Zackenmützen-Moos ( R. lanuginosum ) bedeckt.Weiter unten wird die Halde flacher, dort sind die Blöcke von Heidelbeere und Heidekraut überwachsen. Dazwischen liegt viel Totholz, so dass der Zugang zur offenen Halde über die- sen Bereich schwierig ist. Auch nach oben wird die Halde flacher und ist teilweise mit Bäumen bestanden, noch weiter oben sind weitere klei- nere Blockbereiche zu sehen und ein Nährfels zu erahnen. Nach Osten sind die Blöcke eben- falls von Bäumen überwachsen (Blockwald). Die Moosflora der Haldenränder erscheint insgesamt artenreich ( Polytrichum formosum , Sphagnum girgensohnii R ussow , S. papillosum L indb ., S. rus- sowii W arnst . u.a.), ebenso wie die Flechtenflo- ra (5 Cladonia -Arten). Steilheit und Blockgröße legen nahe, dass die Halde seit der Entstehung vegetationsfrei überdauert hat. Das Gestein ist Feinsandstein, fast reiner Quarzsandstein mit wenigen verwitterten Feldspäten. Es erscheint weniger reif als die Sandsteine vom Melkereikopf (s.u.). Der Sand ist gut sortiert, eckig bis gut ge- rundet, stark kieselig zementiert und kann des- halb große Blöcke liefern. Die Logger zeigen eine mittlere Temperatur von 17,3 °C, Maximaltemperaturen von knapp über 50 °C bei einer durchschnittlichen Temperaturdif- ferenz von 13,6 °C. Die meisten Blockhalden-Wolfspinnen (25 Indivi- duen) wurden in einer Falle in der Haldenmitte gefangen, in den beiden Fallen im unteren, be- schatteten Bereich wurde nur 1 Tier gefangen. Blockhaldenkomplex am Melkereikopf Am Melkereikopf liegt eine der größten zusam- menhängenden vegetationsfreien Blockhalden im nördlichen Schwarzwald. Die Blöcke bestehen aus mittelkiesführendem Fein- bis Mittelsand- stein und fast reinem, gut sortiertem Quarzsand- stein (sehr reif, d.h. weit weg vom Liefergebiet oder mehrfach umgelagert), der insgesamt eher schwach kieselig zementiert ist und absandet. Der Blockhaldenkomplex erstreckt sich über den gesamten Südhang des Melkereikopfs über 300 m Höhe talwärts, ist aber zweimal von un- befestigten Holzabfuhrwegen unterbrochen. Die zwei untersuchten Bereiche lagen im oberen Teil des Komplexes. Der erste umfasst den Halden- kopf, der zweite ein relativ schmales, von Wald begrenztes Band zwischen zwei breiten Block- waldbereichen an den Seiten und den Wegen oben und unten. Der Gesamteindruck (Lage, Größe, Blockgröße) legt nahe, dass die Halden am Melkereikopf seit ihrer kaltzeitlichen Entste- hung nicht bewaldet waren. Melkereikopf 1 (ME1) (Abb. 29, 30) Melkereikopf 1 bezeichnet den oberhalb des obe- ren Weges liegenden kleinen Teil der großen Hal- de. Die untersuchte Fläche ist ca. 40 x 40 m groß. Die Blöcke sind wie auf der gesamten Halde am Melkereikopf mittelgroß bis groß und haben ab- gerundete Kanten (Abb. 30). Im steilen, mittleren Haldenteil sind die Blöcke gut verkantet und wenig beweglich. Am Rand finden sich flachere Bereiche mit kleineren, beweglicheren Blöcken. Die Nei- gung ist wellenförmig, es wechseln sich fast ebe- ne Abschnitte mit sehr steilen ab. Die Halde weist große und tiefe Lücken auf und ist luftdurchströmt. Nach starken Regenfällen war während der Feld- arbeiten das Gluckern fließenden Wassers in der Tiefe der Halde zu hören. Die Halde weist einen starken Flechtenbewuchs auf vielen Steinen auf. Moos war dagegen nur in Spalten, Nischen und wenigen beschatteten Bereichen vorhanden. Von dieser Halde wurde 2015 die Blockhalden-Wolf- spinne erstmals gemeldet. Die Logger zeigen eine mittlere Temperatur von 17,2 °C und eine Maximaltemperatur von 57,1 °C bei einer durchschnittlichen Temperaturdifferenz im Tagesverlauf von 19,6 °C. Blockhalden-Wolfspinnen wurden in allen Fallen gefunden. Die Aktivitätsdichte war mit 23 Indivi- duen pro Falle in der Haldenmitte am höchsten und am Haldenkopf wesentlich niedriger. Melkereikopf 2 (ME2) (Abb. 31, 32) Der mittlere, schmale Bereich der großen Halde am Melkereikopf ist oben und unten von Wegen beschnitten. Der vegetationsfreie Bereich ist maxi- mal 15 m breit und 75 m lang (Abb. 31). Dadurch ist der Haldenteil von den Seiten her beschattet. Auf der Halde finden sich Jungwuchs (Fichten) und Heidelbeere auch im inneren Bereich (Abb. 32). Moose sind jedoch fast nur in den Lücken und am Rand zu finden. Die Blöcke sind mittelgroß bis groß und wenig beweglich, fast alle zeigen Flech- tenüberzug. Es fand sich nur wenig Totholz. Im Ge- gensatz zu Melkereikopf 1 und auch zum Rest der großen Halde ist ME 2 relativ flach. Die Temperaturlogger zeigen eine mittlere Tem- peratur von 16,3 °C, eine Maximaltemperatur von 49,3 °C und eine mittlere tägliche Tempera- turspanne von 18,7 °C. Nur jeweils 1 oder 2 Tiere

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