Carolinea 76

184 Carolinea 76 (2018) gen auch, dass die Blockhalden-Wolfspinnen in den reich strukturierten Blockhalden überall – in allen Haldenteilen, auf allen Substraten und al- len Blockgrößen – aktiv unterwegs sind. Wolf- spinnen werden im Allgemeinen mit Bodenfallen aufgrund der hohen Laufaktivität (besonders der Männchen) gut erfasst ( H öfer et al. 2010). Die Blockhalden-Wolfspinne dominiert den Fang der Oberflächenfallen aufgrund ihrer Größe und Bio- logie (Jagdspinnen, Aufsuchen von exponierten Sonnenplätzen und Flucht vor Fressfeinden). An- dere Blockhaldenspezialisten unter den Spinnen leben weniger exponiert und halten sich eher im Lückensystem auf. Sie wurden deshalb in den Bodenfallen an der Oberfläche nur verein- zelt gefangen. Bemerkenswert ist die hohe Ak- tivitätsdichte der Weibchen über den gesamten Fangzeitraum. Die kokontragenden Weibchen halten sich tagsüber bei Sonnenschein auf den exponierten aufgeheizten Blockoberflächen auf. Bei Störung verschwinden sie blitzschnell in den Blockzwischenräumen, kommen aber bald wie- der zurück ( S chikora 2015, eigene Beobachtun- gen). Diese regelmäßige Aktivität der Weibchen (und Juvenilen) könnte zu den mit Männchen vergleichbar hohen Aktivitätsdichten führen. Auch wenn die Aktivität der Spinnen den Fang stark beeinflusst, geben die resultierenden Akti- vitätsdichten durchaus ein Bild zur Abundanz der Art (Abb. 42). Der Fang von Weibchen mit Kokon an vielen Stellen in den Halden zeigt auch, dass alle untersuchten Blockhalden von A. norvegica sudetica dauerhaft gut besiedelt sind. Männchen dominierten die Fänge während der ersten Fangperiode von Ende Mai bis Mitte Juni 2017. Die Fänge aus 2018 zeigen, dass die Fortpflanzungsperiode spätestens Anfang Mai beginnt. Adulte Weibchen treten etwas später und bis Ende der Vegetationsperiode in hohen Zahlen auf, wenn die Fangzahlen der Männchen bereits wieder zurückgehen. Ab dann werden bereits Juvenile gefangen, die während der rest- lichen Vegetationsperiode dominieren. Im Herbst treten wieder vermehrt subadulte (und adulte) Männchen auf (vgl. F ritze & B lick 2010). A. nor- vegica sudetica zeigt eine Hauptfortpflanzungs- zeit im Frühjahr bis Sommer, es überwintern überwiegend Jungtiere und Subadulte, eventu- ell auch wenige Männchen, die sich dann ver- mutlich erst im nächsten Jahr fortpflanzen. Die durch die Luftströme im Inneren der Blockhalden ausgeglichenen Temperaturen ermöglichen die Überwinterung von juvenilen und subadulten Tie- ren ( F ritze & B lick 2010) und die von der Sonne aufgeheizten Blockoberflächen frühe Aktivität im Jahr auch unter relativ niedrigen Lufttemperatu- ren im montanen Bereich. Durch die Vermessung aller adulten Tiere (N = 525) können erstmals statistisch gesicherte An- gaben über die Größe (Körperlänge) der Art ge- macht werden. Die Männchen sind deutlich klei- ner (KL 6,5 mm) als die Weibchen (KL 8,0 mm), wirken aber durch ihre längeren Beine häufig größer (Abb. 3). Der Geschlechtsdimorphismus ermöglicht die Unterscheidung von Weibchen und Männchen im Feld (Abb. 2, 3), auch wenn die Weibchen keinen Kokon tragen. Der Größen- unterschied manifestiert sich auch deutlich in der Biomasse der Tiere (Männchen 29 mg, Weib- chen 48 mg). Wovon sich die Blockhalden-Wolfspinnen er- nähren, ist nicht bekannt. In einem extremen Lebensraum wie den Blockhalden könnte ein ausreichendes Nahrungsangebot durch eine stetig und abundant auftretende Beutetiergruppe limitierend für die Bildung einer stabilen Populati- on der Prädatoren sein. Beobachtungen und die Beifänge weisen auf die häufigen und relativ gro- ßen Felsenspringer (Machilidae) als potentielle Nahrungsquellen von A. norvegica sudetica hin, aber auch Kannibalismus ist nicht auszuschlie- ßen. Eine signifikante Korrelation der Fangzah- len von Acantholycosa mit Machiliden pro Falle ließ sich allerdings nicht feststellen. Im Vergleich der Aktivitätsdichten in den ein- zelnen Halden fällt zunächst auf, dass auch die vermutlich erst vor wenigen Jahren freigelegten Blockhalden am Seibelseckle (v.a. SB2) und der Hornisgrinde gut besiedelt sind. Überrascht ha- ben die hohen Aktivitätsdichten (bei allerdings Abbildung 42. Besonders während der Fortpflanzungs- zeit im Frühjahr wird die Abundanz der Blockhalden- Wolfspinne auch im Feld sichtbar, hier eine Aufnahme vom 19.4.2018 in der Blockhalde Ochsenkopf. – Foto: H. H öfer

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1Mjc=