Carolinea 76
K astner et al.: Die Blockhalden-Wolfspinne im Nordschwarzwald 185 hoher Varianz) in der feinscherbigen „Schutt- halde“ Karlsruher Grat. Hierzu könnte auch ein sampling effect beitragen. Auf der von einheit- lich kleinen Steinen gebildeten weniger rauen Oberfläche ist die „Umgebungsfläche“ der Fallen größer als bei den riesigen, weit herausragen- den und dadurch eine raue Oberfläche schaf- fenden Blöcken der Halden OK, HG und AS1, wo auch geringere Aktivitätsdichten festgestellt wurden. Die Erhebung reiner Abundanzen mit Flächenbezug (z.B. durch Quadratproben) in zahlreichen Untersuchungsflächen ist aber für die Blockhalden-Wolfspinne in dem extrem stark räumlich strukturierten Lebensraum gar nicht möglich. Deshalb erscheint die Verwendung verschiedener Bodenfallentypen noch als die beste Möglichkeit, vergleichbare Daten in unter schiedlichen Blockhalden zu ermitteln. Zum Fang der Spinnen auf der Oberfläche der Blö- cke haben F ritze & B lick (2010) Bodenfallen an Gesteinsblöcke zementiert. Aber auch die hier verwendeten Stegfallen sind dafür geeignet und einfacher zu installieren. Auch wenn Unterschiede in der Größe und Bio- masse der Blockhalden-Wolfspinnen zwischen den Populationen der einzelnen Blockhalden nur in wenigen Fällen signifikant waren, ergeben sich doch beim Aufsummieren der Biomassen über die Anzahl, das Geschlechterverhältnis und un- terschiedliche Größen erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Blockhalden. Am besten besiedelt erscheint die „Schutthalde“ Karlsruher Grat, die auch am niedrigsten (630 m) liegt. Gut besiedelt sind die Halden am Altsteigerskopf (mit Ausnahme der stark gestörten AS1), die Halden am Melkereikopf, Seibelseckle 1, aber auch die isoliert gelegene Halde Ochsenkopf. Die doch deutlich geringeren Biomassen in den Halden Seibelseckle 2 und Hornisgrinde könnten ein Hinweis auf das „geringe Alter“ und die geringe Biomasse in der schattigen Halde Seebach 2 ein Hinweis auf relativ ungünstige Bedingungen sein. Der auffallend geringe Anteil der Männchen, res- pektive der hohe Anteil der Weibchen in der Halde Seibelseckle 1 könnte dagegen ein höheres Alter und gute Bedingungen anzeigen. Überraschend sind die niedrigen Aktivitätsdichten und entspre- chenden Biomassen aller drei „klassischen Gra- nit-Blockhalden“ bei Seebach, die angesichts der hohen Aktivitätsdichten der ähnlich niedrig gele- genen Halde Karlsruher Grat nicht auf die niedri- ge Höhe zurückzuführen sind. Eventuell spielen doch Störungen durch forstlichen Betrieb oder Begehung eine Rolle. Die meisten besser besie- delten Halden erscheinen in Bezug auf Lage und Zugänglichkeit isolierter und weniger Störungen ausgesetzt. Auch die unterschiedliche Wasser- haltefähigkeit von Granit im Vergleich mit Bunt- sandstein könnte eine Rolle spielen. Granit ist ein magmatisches Gestein, in dem die einzelnen Mineralkörner dicht an dicht sitzen und zum Teil sogar miteinander verzahnt sind. Da- durch gibt es keine Porenräume, die Wasser auf- nehmen könnten. Buntsandstein dagegen ist ein Sedimentgestein, das aus einzelnen Körnern be- steht, mit Porenräumen, die Wasser aufnehmen können. Dadurch könnte auch die Luftfeuchtig- keit in den Spalten beeinflusst werden (mdl. Mitt. S chreiber ). Die Auswahl der Blockhalden folgte der Erwar- tung, dass A. norvegica sudetica nicht in allen Halden vorkommt. Sie basierte auf den Ergeb- nissen der Studien von M olenda (1996), F ritze & B lick (2010) und S chikora (2015) und auf Beob- achtungen und Bodenfallenfängen (mit anderem Ziel) in einzelnen Halden im Nationalpark ( J örn B use , I ngmar H arry unpubl.). Es wurden aber in allen 13 untersuchten Halden Blockhalden-Wolf- spinnen in den meisten der 10 Fallen gefangen. Zumindest innerhalb des Reliktareals Nord- schwarzwald hat die Art Halden unterschiedli- cher Geologie (Granit, Rhyolith, Buntsandstein), Morphologie (großblockig, mäßig steil bis sehr steil, große flache Blöcke, kleinscherbiges Mate- rial), Höhenlage (630-1.070 m ü. NN) und Expo- sition (N, O, S, W) besiedelt. Dies könnte bereits postglazial erfolgt sein, das Vorkommen in der Blockhalde am Seibelseckle 2 zeigt aber auch, dass neu freigelegte Blöcke im Verlauf weniger Jahre besiedelt werden können. Als einzige für alle untersuchten Halden gültige Anforderung an das Habitat kommt nach diesen Ergebnissen das Vorhandensein von Luftströmungen im Haldenin- neren in Frage. Hier sind vermutlich besonders die Warmluftströmungen im Winter wichtig, denn auch eine (im Sommer) nicht (Kaltluft-) durch- strömte Halde dürfte genügend schattige und kühlere Bereiche für die sonnenhungrigen Spin- nen bieten. M olenda (1996) berichtet Acantholycosa nor- vegica sudetica aus 3 (von 7 Halden), von den Vogesen, dem Südschwarzwald und dem Harz. Diese Halden reichten von 590 bis 700 m ü. NN und waren NO-, SO- oder West-exponiert. Die außeralpinen Funde der Art liegen tatsächlich oft in relativ geringer Meereshöhe (ab 330 m; s. K ropf 1996, 1999). Im Fichtelgebirge sammelten F ritze & B lick (2010) eine vergleichbare Zahl an
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