Carolinea 76

190 Carolinea 76 (2018) schaftsökologische Bewertungen und Planungen geeignet. Zur Biotopbewertung im Rahmen von Pflege- und Entwicklungsplänen und zur Quali- tätssicherung für Naturschutzgebiete (NSG), für Schutzgebietsplanungen sowie zur Aktualisierung der Daten des Artenschutzprogramms (ASP) und der Roten Liste der Heuschrecken Baden-Würt­ tembergs wurden von den Autoren von 2015 bis 2018 in 18 NSG sowie vier weiteren hochwertigen Landschaftsteilen im Kreis Freudenstadt Heu- schrecken erfasst und die Ergebnisse mit alten, bekannten Erhebungen verglichen. 2 Untersuchungsgebiete und Erfassungsmethodik 2.1 Naturräume, Klima und Geologie Der Landkreis Freudenstadt liegt zwischen Karlsruhe, Tübingen und Freiburg. Naturräum- lich gliedert sich der Kreis in zwei große Land- schaftsteile: im Westen der Schwarzwald mit den Schwarzwald-Randplatten, dem Grinden- schwarzwald und Enzhöhen, dem nördlichen Talschwarzwald und dem Mittleren Schwarzwald sowie im Osten die Oberen Gäue mit dem He- cken- und Korngäu ( F ischer 1967, H uttenlocher 1959, H uttenlocher & D ongus 1967, LUBW 2010). In keinem Kreis des Regierungsbezirks Karls- ruhe sind die Extreme und Gegensätze größer: So liegen die Höhenstufen zwischen 1.151 m ü. NN (Hornisgrinde) und 362 m ü. NN (Raum Schapbach/Mittlerer Schwarzwald). Die mittlere Jahrestemperatur beträgt zwischen 4,8 °C (Hor- nisgrinde) und 9,3 °C (Wolfach). Die mittlere Zahl der Eistage liegt in den Gipfelregionen bei mehr als 50 Tagen, im wärmegeprägten Wolftal bei etwas über 20 Tagen. Neben extremen Tempe- raturdifferenzen zwischen dem Norden und Sü- den bzw. Osten kennzeichnen auch die Jahres- niederschlagssummen von über 2.200 mm bis 700 mm die Extreme ( D eutscher W etterdienst 1953, 2018, T renkle & R udloff 1980). Uraltes Grundgebirge mit Buntsandstein, Gneis und Granit im Westen grenzt im östlichen Kreis- teil an den Muschelkalk an, der kleinflächig an der Kreisgrenze noch auf den Letten- und Gips- keuper trifft ( M etz 1977, T runkó 1984). Wesentlichen Anteil an Gestalt und Gestaltung der Landschaft haben die Fließgewässer. Das Wasser teilt sich an den Wasserscheiden in die Richtungen Murg, Kinzig (Rhein) und Glatt (Neckar) auf und vereinigt sich erst wieder an der Neckarmündung bei Mannheim. Hochgebirgsartige, tief zertalte riesige Waldge- biete, Grinden, Kare und Moorseen im Schwarz- wald mit meist nährstoffarmen Böden sowie die fruchtbare, heckenreiche Gäulandschaft um Horb kennzeichnen die landschaftliche Spann- breite dieses Raumes. 2.2 Übersicht über die Untersuchungsgebiete Im Landkreis Freudenstadt, der eine Fläche von 87.067 ha ( M auer 1978) aufweist, beträgt die Ge- samtfläche der Naturschutzgebiete 1.307,3 ha. Das entspricht einem Anteil an der Kreisfläche von etwa 1,5 %. Im Vergleich zu anderen Kreisen erscheint dies wenig, ist aber begründet durch die Ausweisung des Nationalparks Schwarzwald am 1.1.2014, der nun große Teile der ehemaligen Naturschutzgebiete „Schliffkopf“ und „Wilder See – Hornisgrinde“ umfasst. Einen Überblick über die Naturschutzgebiete im Kreis (Stand: 1.1.2018) geben Tabelle 1 und Ab- bildung 4. Im Buch „Die Naturschutzgebiete im Regie- rungsbezirk Karlsruhe“ (BNL 2000) sind detail- lierte Beschreibungen dieser Schutzgebiete mit einer Zusammenstellung der charakteristischen Lebensräume und des besonderen Arteninven- tars enthalten. Zudem kann die Abgrenzung der Schutzgebiete, die Verordnung und eine gutachterliche Würdigung des Gebiets im Inter- netauftritt der LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW 2018a) und bei L oehnert -B aldermann & W olf (1993) , N ickel & S everin (1998), N ickel & W eber (1999), S everin & W olf (1990), W olf et al. (1995, 1997) und Z immermann (1990, 1992) eingesehen werden. Die Rechts- und Hochwerte beziehen sich auf das Zentrum des jeweiligen Gebietes (GK3 = Gauss-Krüger-Koordinatensystem), die Topogra- phischen Karten-Nummern auf die TK 1:25.000. 2.3 Erfassungsmethoden und -zeiten Ein Erfassungsdurchgang lag im Frühjahr (zwi- schen Mai und Juni für Dornschrecken und Gril- len) und mindestens zwei im Sommer (zwischen Mitte Juli und Anfang September zur Erfassung anderer Arten) innerhalb der Jahre 2015 bis 2018. In den 22 Untersuchungsgebieten er- folgten mindestens je zwei Begehungen bei Tag und eine bei Nacht in unterschiedlichen Lebens- räumen pro Untersuchungsgebiet. Die Nomen- klatur der Heuschrecken richtet sich nach D etzel (1998) bzw. M aas et al. (2002). Zur Erfassung der Heuschreckenfauna in unter- schiedlichen Vegetationsschichten erfolgte der

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