Carolinea 76

204 Carolinea 76 (2018) Gemeine Eichenschrecke, Lauchschrecke, Sumpfschrecke, Buntbäuchiger Grashüpfer. Auf einem rein anthropogen geprägten Stand- ort, dem „Alten Bahnhof Eutingen“ (FDS-20; ASP Oedcae-009), befindet sich das derzeit in- dividuenreichste Vorkommen der Blauflügeligen Ödlandschrecke im Naturraum Obere Gäue. Der Erstfund gelang 2001 M. K ramer . Die Populati- on wurde erstmals 2006 von Herrn N unner ins Artenschutzprogramm Baden-Württemberg auf- genommen. Damals wurden neben der ASP-Art noch 12 weitere Begleitarten genannt ( T reiber 2000 - 2004, D etzel 2005 - 2015). 20 Jahre spä- ter erfassten wir im Gebiet 17 Arten, so dass noch zusätzlich vier Arten – Gemeine Eichen- schrecke, Feldgrille, Waldgrille, Langfühler-Dorn- schrecke – beobachtet wurden. Bis 1992 und letztmals 12 Jahre später ( T reiber 2004) wurde auf Felsen und Geröllhalden der ASP-Fläche „Neckartalhänge Horb“ (FDS-21, ASP Oedger-023 und Calita-017) die Rotflüge- lige Ödlandschrecke erfasst. Als Begleitarten nennt T reiber die Italienische Schönschrecke, Verkannter und Brauner Grashüpfer und die Westliche Beißschrecke. 14 Jahre später konn- ten 23 Arten erfasst werden, darunter die streng geschützte Italienische Schönschrecke. Zusätzlich zu den von D etzel (2005 - 2015) er- fassten zehn Heuschrecken-Arten auf der ASP- Fläche „Bahnböschung Schopfloch“ (FDS- 22; ASP Omoruf-012) konnten – vor allem durch fortschreitende Sukzession – zehn Jahre spä- ter noch acht zusätzliche Arten – Südliche und Gemeine Eichenschrecke, Grünes Heupferd, Zwitscherschrecke, Roesels Beißschrecke, Waldgrille, Langfühler-Dornschrecke und Brau- ner Grashüpfer – festgestellt werden. Die zu- nehmende Verwachsung mit Hochstauden und Gehölzen führt zwar zur Erhöhung der Artendi- versität, allerdings konnte die Zielart, der Bunt- bäuchiger Grashüpfer, erst nach mehrmaliger Begehung im Jahr 2018 mit nur noch zwei Indi- viduen nachgewiesen werden. Dringende Pfle- gemaßnahmen werden noch 2018 durchgeführt. 5 Das Arten- und Biotopschutzprogramm Baden-Württemberg 5.1 Aufgaben, Ziele und rechtliche Grundlagen Um den am stärksten bedrohten Arten eine Über- lebenschance zu gewährleisten, wurde in Baden- Württemberg das Arten- und Biotopschutzpro- gramm (ASP; vgl. auch LUBW 2018b, RP KA 2018a) mit speziellen Artenhilfsprogrammen ent- wickelt. Zu diesem Zweck bedient sich die LUBW der Grundlagenwerke zum Artenschutzpro- gramm Baden-Württemberg (beispielsweise für Heuschrecken D etzel 1998), in denen langjährig erhobene Beobachtungen der bei uns lebenden Arten dokumentiert sind. Aus den Grundlagen- werken lassen sich artenbezogene Schutzmaß- nahmen ableiten. Die Referate Naturschutz und Landschaftspflege der Regierungspräsidien sind mit der Durchführung und Beaufsichtigung der erforderlichen Schutz- und Hilfsmaßnahmen vor Ort betraut. Viele gefährdete Populationen sel- tener Arten, wie die der Grünen Strandschre- cke ( Aiolopus thalassinus ), die in der nördlichen Oberrheinniederung verbreitet ist, konnten so be- reits vor dem Aussterben bewahrt werden. Rechtlich ist das Artenschutzprogramm im Na- turschutzgesetz von Baden-Württemberg § 39 verankert. Ziel des Arten- und Biotopschutzpro- gramms ist es, vom Aussterben bedrohte und hochgradig gefährdete Tier- und Pflanzenarten, sowie solche Arten, für die das Land eine be- sondere Verantwortung hat, im Bestand zu sta- bilisieren und zu fördern. Beispielsweise durch intensive Betreuung, Absprachen mit Grund- stückseignern und -bewirtschaftern, Abschluss von Extensivierungs- und Pflegeverträgen, spe- zielle Pflege der Standorte konnte und kann das Überleben zahlreicher vom Aussterben be- drohter Populationen gesichert werden. 5.2 Das Artenschutzprogramm „Heuschrecken“ im Kreis Freudenstadt Im Kreis Freudenstadt wurden für die Arten Ita- lienische Schönschrecke, Rotflügelige Ödland- schrecke, Buntbäuchiger Grashüpfer und für die im Naturraum Obere Gäue rare Blauflügelige Ödlandschrecke spezielle Pflegemaßnahmen im Rahmen des Artenschutzprogramms umgesetzt ( T reiber 2000 – 2004, D etzel 2005 – 2015, S pang et al. 2017/2018), von denen zwei nachfolgend vorgestellt werden. Beispiel 1: ASP-Fläche „Alter Bahnhof Eutingen“ (Oedcae-009) Das ehemalige Rangier- und Güterbahnhofs- gelände beim Alten Bahnhof Eutingen und eine nordöstlich angrenzende aktive Bahnfläche ist von lückigen bis dichten Dominanzbestän- den, daneben auch von Ruderalfluren mittlerer bis trocken-warmer Standorte, Gestrüpp, Ge- büschen und Saumvegetation mittlerer Stand- orte eingenommen. Offener, vegetationsarmer

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1Mjc=