Carolinea 76

Carolinea 76 (2018): 213-215, 4 Abb.; Karlsruhe, 14.12.2018 213 M artin W allner † 20. Juli 1919 bis 25. Januar 2018 Am 25. Januar 2018 ist im hohen Alter von 98 Jahren M artin W allner verstorben. Mit ihm ist nicht nur der älteste Mitarbeiter aus der Ge- meinschaft derjenigen von uns gegangen, die im vergangenen Jahrhundert den Grundstein zum Werk über „Die Schmetterlinge Baden-Württem- bergs“ gelegt haben, sondern zugleich auch der letzte Vertreter ehrenamtlich tätiger Faunisten aus damaliger Zeit, die ihr Wissen über die Ver- breitung der Arten dieser Tiergruppe in unserem Land zur wissenschaftlichen Auswertung kosten- los zur Verfügung stellten. Damit meine ich den mit autodidaktisch erworbenen, umfassenden Kenntnissen ausgestatteten, akribisch arbeiten- den Naturbeobachter. Er gehörte von Anfang an zur Entomologischen Arbeitsgemeinschaft im Naturwissenschaftlichen Verein Karlsruhe e.V., die am 24. Mai 1967 im Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe (den ehemaligen Landes- sammlungen) ins Leben gerufen wurde. Damals gab es noch keine Computer mit einem speziell auf diese Materie zugeschnittenen Er- fassungsprogramm. Die Daten mussten vielmehr in gut lesbarer Handschrift oder mit der Schreib- maschine zu Papier gebracht werden, was viele Stunden, in Summe gerechnet Jahre und sogar Jahrzehnte, in Anspruch nahm. Auf diesem Weg enstand schließlich eine umfassende Dokumen- tation, die heute die unverzichtbare Basis für alle vergleichenden Untersuchungen und Aussagen zu dem ist, was inzwischen als „Insektensterben“ allgemein große Aufmerksamkeit und politische Bedeutung erlangt hat. M artin W allner hat zu dieser Dokumentation in bemerkenswerter Weise beigetragen. Schon im Jahr 1950 trat er dem Entomologen-Club Pforzheim bei, wo er bereits ein Jahr später zum Schriftführer gewählt wurde – ein Amt, das er bis zuletzt ausgeübt hat. In diesem Verein stand noch, wie früher üblich, das Sammeln von Schmetterlingen und Käfern als „Hobby“ im Mit- telpunkt des Geschehens. Dennoch hatte man schon damals damit begonnen, eine „Lokalfau- na“ auf der Basis einer „Heimatkartei“ zusam- menzustellen; man wollte unter anderem einfach festhalten, welche Raritäten und Aberrationen dazu gehören. Die herausragende Entdeckung der Pforzheimer Entomologen auf diesem Ge- biet war der zweimalige Fang eines Schwalben- schwanzes mit total schwarzer Flügelfärbung ( Papilio machaon f. niger R eutti ), einer Form, die auf der ganzen Welt bis dahin weniger als ein Dutzend Mal gefunden wurde. Diese bereits in Anfängen vorhandene Kartei hat M artin W allner übernommen und durch jähr- liche ausführliche Sammelberichte ausgebaut. Dazu gehörten auch weiter entfernte Gebiete wie etwa der „Rußheimer Altrhein“ und der Kai- serstuhl, alles artenreiche und daher bekannte Sammelorte. Daraus sind schließlich 13 prall ge- füllte LEITZ-Ordner geworden, in denen mehr als 900 Großschmetterlingsarten mit zugehörigen 3.000 Schwarzweiß-Fotos vermerkt sind. So konnte es schließlich nicht ausbleiben, dass die Lokalpresse auf ihn aufmerksam wurde und in einem ganzseitigen Bericht mit der Über- schrift „Ein Kriminalbeamter jagt schwere Jungs M artin W allner in den späten 1990er Jahren.

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