Carolinea 76

220 Carolinea 76 (2018) Zahl zusammen, meist in Gesellschaft von Arten, die ihre Nahrungsvorlieben teilen. Ausgehend vom Treffpunkt, dem Parkplatz beim Schützen- haus Plittersdorf, dauerte diese Nachmittagsfüh- rung etwa vier Stunden. 7. Februar 2017 Die Rückkehr der Wölfe – Fallstudie Yellowstone Vortrag von Prof. Dr. N orbert L enz (Naturkunde- museum Karlsruhe) im Rahmenprogramm zur kleinen Sonderausstellung „Wölfe“ vom 6. Okto- ber 2016 bis 2. April 2017 im Naturkundemuse- um Karlsruhe Am 1. März 1872, vor über 140 Jahren also, wur- de im Nordwesten der Vereinigten Staaten von Amerika der „Yellowstone National Park“ gegrün- det. Doch waren die Vorstellungen, welche Aufga- ben und Ziele mit diesem ältesten Nationalpark der Welt zu verbinden sind, noch mehrere Jahr- zehnte lang recht vage. So konnte es geschehen, dass zwar viele naturkundliche Besonderheiten des Yellowstone-Gebiets geschützt wurden, nicht jedoch die Wölfe und andere Beutegreifer. Im Gegenteil: Im Jahr 1926 wurden die letzten Wölfe des Yellowstone-Nationalparks getötet – ausgerottet in einem Gebiet, das heute zu den bekanntesten Naturreservaten der Welt zählt! Fast siebzig Jahre später wurden Wölfe 1995 im Norden des Reservats wieder eingeführt. Seither hat sich hier ein Bestand von mehreren hundert Wölfen etabliert, die teils in Rudeln, aber auch in anderen Konstellationen leben. Diese Entwick- lung ist an der übrigen Tierwelt, aber auch an der Vegetation nicht spurlos vorübergegangen. Die von den Wölfen direkt und indirekt ausge- lösten Veränderungen wurden und werden von Naturschützern, Landwirten, Jägern und Politi- kern aufmerksam verfolgt und sind eine hochin- teressante ökologische Fallstudie. Auch wenn die Lebensweise der Wölfe in Nordamerika teilweise anders ist als jene ihrer Verwandten in Europa, lohnt es angesichts der Rückkehr der Wölfe nach Deutschland, sich mit den Erfahrungen aus dem Yellowstone-Gebiet zu befassen. 21. Februar 2017 Die Flora von Rhodos Vortrag von A ndreas K leinsteuber (Karlsruhe, www.rhodosflora.de und www.kleinsteuber- books.com) Vortrag anlässlich des Erscheinens des ersten Bandes der Flora von Rhodos und Chalki, he- rausgegeben von A ndreas K leinsteuber , M ichael R istow und M ichael H assler , 608 Seiten, durch- gehend farbig illustriert, Hardcover, im Selbstver- lag von A ndreas K leinsteuber . Rhodos liegt an der Schnittstelle von Europa und Asien. Diese besondere Lage spiegelt sich auch in der Flora der Insel wieder. So kommen einer- seits zahlreiche im westlichen Mittelmeergebiet weit verbreitete Arten auch auf Rhodos vor, feh- len aber in der Türkei, andererseits erreichen einige in der Türkei und teilweise daran östlich angrenzende Gebiete im Westen gerade noch Rhodos. Dies hat vor allem erdgeschichtliche Ursachen, auf die in dem Vortag näher einge- gangen wurde. In erster Linie wurden aber die floristischen Besonderheiten ausführlich mit Fo- tos vorgestellt und die Unterschiede zu anderen Inseln der Ägäis erläutert. 21. März 2017 Lernen von den Honigbienen – BEE-onik Vortrag von Prof. Dr. J uergen T autz (Universität Würzburg, www.beegroup.de ) Bienen schaffen sich ihre eigene Welt und haben dabei eine Reihe genialer Erfindungen („BEE- onik“) gemacht. Der selbst hergestellte Bau- stoff, das Wachs, die kristallartig regelmäßigen Zellen der Waben und ihre physikalischen Ei- genschaften, die Klimatisierung des Nestes, die Nachhaltigkeit ihrer Energiekreisläufe, all dies beinhaltet Details, deren eingehendes Studium sich lohnt und in bestimmten Fällen zum Vorbild für Problemlösungen beim Menschen eignet. Es lohnt sich aber auch, die soziale Lebensweise der Honigbienen näher zu betrachten und der Frage nachzugehen, was eine Bienenkolonie so effizient sein lässt. Schwarmintelligenz, Kommu- nikation, Rekrutierung und Arbeitsteilung sind dabei der Schlüssel zum Erfolg. 4. April 2017 Bienensterben und Schädigung der Bio- diversität durch Neonikotinoid-Insektizide Vortrag von Prof. Dr. K laus -W erner W enzel (Ber- lin, IUCN Task Force on Systemic Pesticides) Auf Bienen bezogen wird die inzwischen erkann- te Gefährlichkeit von Neonikotinoiden aufge- zeigt, welche trotz kürzlich eingeführter Teilver- bote nach wie vor eine wesentliche Ursache von Bienenverlusten und zunehmendem Insekten- schwund sind. Durch Winddrift und Verteilung in Gewässern sind diese Nervengifte faktisch in der gesamten Kulturlandschaft und sogar weiträumig in Naturschutzgebieten vorhanden. Ihre Halb- wertzeiten, vor allem im Boden, sind extrem lang.

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