Carolinea 76

224 Carolinea 76 (2018) lich wurden die vielen Entdeckungen nicht nur durch Expeditionen in abgelegene, unerforschte Regenwälder, sondern auch durch eine rasante Entwicklung der Forschungsmethoden. Leider gehört Madagaskar zu den ärmsten Ländern der Welt. Heute ist bereits rund 90 % der ursprüng- lichen Vegetation zerstört, und fast alle Großtiere wie Riesenlemuren, Riesenschildkröten und Madagaskar-Strauße sind bereits ausgestorben, nachdem Menschen die Insel vor mehr als 2.000 Jahren besiedelt haben. Die Zukunft des faszi- nierenden Landes und seiner Artenvielfalt ist ungewiss. Beim derzeitigen Zerstörungstempo der Regenwälder werden viele Arten schon in wenigen Jahrzehnten ausgestorben sein. Daher ist es ein zentrales Anliegen der Forschung des Referenten, zum Schutz der Artenvielfalt beizu- tragen. Denn nur was man kennt, kann man auch schützen. 21. November 2017 Monitoring und Forschung im Nationalpark Schwarzwald Vortrag von Dr . M arc I. F örschler (Nationalpark Schwarzwald) Der Nationalpark Schwarzwald wurde am 1. Ja- nuar 2014 auf einer Fläche von rund 10.000 Hek- tar gegründet. Hauptziel ist die freieWaldentwick- lung weitgehend ohne menschlichen Einfluss, der sogenannte Prozessschutz („Natur Natur sein lassen“). Diese Entwicklung wird langfristig wissenschaftlich begleitet und dokumentiert. Ne- ben dieser Kernaufgabe spielen aber auch der Arten- und Biotopschutz eine zentrale Rolle im Nationalpark. Der Referent, Leiter des Fachbe- reichs für ökologisches Monitoring, Forschung und Artenschutz, berichtete über den aktuellen Stand der Grundinventarisierung sowie zukünf- tige Forschungsschwerpunkte im Nationalpark. 28. November 2017 170 Millionen Jahre einsame Ruhe – Sauropodengrabung NW-China (Shanshan, Xinjiang) Vortrag von D aniel F alk , M.Sc. (Naturkundemu- seum Karlsruhe) Im April 2012 erfolgte eine dreiwöchige paläon- tologische Grabung in der Taklamakan-Wüste nahe der nordwestchinesischen Stadt Shan­ shan (Turpan-Becken, Xinjiang). Sie wurde im Rahmen eines Sino-Germanischen Koopera- tionsprojektes durchgeführt. Die geologischen Aufschlüsse der dortigen Steinwüste bieten häufig eine Vielzahl an Wirbeltierfossilien, die in mitteljurassischen Ablagerungen (ca. 170 Mio. Jahre) einstiger Flusssysteme eingebettet wur- den. Die Fundstelle „Boneanza“ geriet dabei in besonderem Umfang in das Augenmerk der Pa- läontologen. Sie enthielt die sehr gut erhaltenen Überreste eines riesigen Sauropoden, eines langhalsigen, pflanzenfressenden Dinosauriers, von über 30 m Länge. Neben einer fast kom- pletten Wirbelsäule mit Hals-, Rücken-, Becken- und Schwanzwirbeln konnten etliche Rippen, das linke Hinterbein mit einem Oberschenkelknochen von 1,60 m Länge(!) und zahlreiche artfremde Knochen gefunden werden. Auch Zähne von Fleischfressern wurden geborgen. Die anstren- gende Freilegung der Fossilien im Wüstenklima zwischen Staub, Sonne und Schweiß erfolgte mit Hämmern, Meißeln, Schaufeln, Schrauben- ziehern, Sekundenkleber, Pinseln und sogar Presslufthämmern. Der Vortrag zeigte die Arbeit einer geologisch-paläontologischen Grabung mit (nicht nur) kulturellen Problemen zwischen Sandstürmen, Muskelkater und Staublunge. 5. Dezember 2017 Bäume mit guter Klimaprognose für den urbanen Grünflächenbereich Karlsruhes: Eine Bewertung aus mykologischer Sicht Dr. M arkus S choller (Naturkundemuseum Karls- ruhe) Der Ersatzvortrag für den ursprünglich angekün- digten Vortrag „Diversität, Taxonomie und Natur- schutz der Pilze am Berg Yulong Xue Shan (Yun- nan)“ von Dr. F lavius P opa , der auf den 9. April 2018 verschoben werden musste (nachgeholt in der Veranstaltungsreihe der AG Pilze), beschäf- tigte sich mit den in urbanen Regionen Mitteleu- ropas bevorzugt gepflanzten exotischen Bäumen aus wärmeren Herkunftsgebieten. Gründe für ihre Verwendung sind das Fehlen natürlicher An- tagonisten, zumindest in den ersten Jahren der Einführung, und die größere Hitze- und Trocken- heitstoleranz. Exotische Bäume wie die Bastard- Platane, Rosskastanien und die Robinie stellen einen großen Anteil der Bäume in urbanen Grün- flächen in Karlsruhe. Mittlerweile sind jedoch zahlreiche natürliche Antagonisten (vor allem Pilze und Insekten) aus ihrem Ursprungsgebiet eingewandert und schädigen die Bäume, was vor allem Platane und Rosskastanie betrifft, und ihre Eignung als Stadtbäume in Frage stellt. Zu- dem bilden die drei oben genannten Arten kei- ne Ektomykorrhiza-Symbiosen, was zu einer erheblichen Verarmung der Großpilz-Diversität im urbanen Karlsruhe geführt hat. Folglich gibt

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1Mjc=