Carolinea 76

58 Carolinea 76 (2018) auszugleichen. Neben den heute noch genutzten Terrassen fallen große Flächen in bewaldeten oder als Grünland genutzten Bereichen auf, die terrassiert sind. Ihre Anlage muss in eine lange zurückliegende Zeit fallen. Bislang unbekannt ist der wahre Umfang der Terrassierung heute nicht mehr landwirtschaftlich genutzter Flächen. Das digitale Geländemodell (DGM) ermöglicht, die unter Wald liegenden Terrassen zu erkennen und abzugrenzen. Das Bild der historischen Landnut- zung im Kaiserstuhl wird auf diese Weise wieder sichtbar. Ziel dieser Untersuchung ist es, die Dimensionen der historischen Terrassierung zu quantifizieren und die Entwicklung auf den wie- derbewaldeten Flächen zu dokumentieren. 2 Untersuchungsgebiet Untersuchungsgebiet ist der Kaiserstuhl, der als herausragende Landmarke und kleines Gebirge vulkanischen Ursprungs mit bis zu 557 m ü. NN Höhe inmitten der südlichen Oberrheinebene liegt und eine Fläche von 105 km² bedeckt. Es handelt sich um eine markante Lössterrassen- Landschaft, deren Fläche aktuell zu 42 % vom Weinbau geprägt ist. Kalkreicher Löss bedeckt zu rund 85 % die Oberfläche des Kaiserstuhls und wird bis zu 60 m mächtig ( W immenauer et al. 2003). Warmes Klima und geringe durchschnitt- liche Jahresniederschläge (650-700 mm) kenn- zeichnen den Naturraum. Die höchste Erhebung ist der Totenkopf-Neunlinden mit 557 m ü. NN. Wälder bedecken im Kaiserstuhl vor allem die Lagen über 400 m ü. NN, steilere Hanglagen und nordexponierte Bereiche. Trockenrasen, Halb- trockenrasen und Wiesen haben ihren flächigen Schwerpunkt vor allem im zentralen Teil des Kai- serstuhls in verschiedenen Naturschutzgebieten. 3 Fragestellung Die Untersuchung soll dazu beitragen, den Um- fang und die Ausprägung der historischen Ter- rassen zu erfassen und auf wiederbewaldeten Flächen die Baumartenzusammensetzung dar- zustellen. Bislang gibt es keine übergreifende Untersuchung im Naturraum zum Landschafts- wandel von einer von Ackerbau und Rebkultur geprägten Nutzung hin zu einer Wald- und Wie- sennutzung. Folgende Fragen wurden geprüft: – Wie alt kann die Terrassierung aufgrund der kulturgeschichtlichen Ausgangslage sein? – Wie umfangreich ist die Terrassierung heute bewaldeter Hanglagen im Kaiserstuhl? – Welche Baumarten bestimmen die Vegetation auf heute bewaldeten Terrassen? – Gibt es auch Terrassierungen auf heute mit Ma- ger- und Trockenrasen bewachsenen Flächen? – Können Terrassierungstypen unterschieden werden, die auf unterschiedliche Nutzung oder deren Alter Rückschlüsse zulassen? 4 Methodik 4.1 Baumartenerfassung Um die Baumarten auf heute bewaldeten Löss­ terrassen zu dokumentieren, wurden 31 Pro- beflächen in verschiedenen Gemeinden des Kaiserstuhls geprüft (Ihringen, Vogtsburg, Bah- lingen). Dabei wurden um einen GPS-verorteten Probepunkt herum 15-17 Bäume taxiert und einer Kategorie des Brusthöhendurchmessers (BHD), gemessen in 1,3 m Höhe, zugeordnet: – Klasse 1: bis 17 cm – schwache Bäume – Klasse 2: 18-34 cm – mittelstarke Bäume – Klasse 3: mind. 35 cm – starke Bäume Baumjungwuchs und strauchartige Bäume klei- ner 4 m Höhe wurden nicht berücksichtigt. Zu- sätzlich wurde in 21 Probeflächen der Brusthö- hendurchmesser des jeweils dicksten Baums erfasst. In den Probeflächen durfte kein Holzein- schlag der letzten Jahre sichtbar sein. 4.2 Unterscheidung der Ausprägung von Terrassen im Löss Die Terrassenlagen in Wäldern und auf Trocken- bzw. Magerrasen wurden per Luftbildauswertung mit der Schummerungskarte des digitalen Ge- ländemodells der Gitterweite 5 m (DGM5) ver- schnitten. Die Flächen wurden digitalisiert, nach optischen Gesichtspunkten abgegrenzt und stichprobenhaft nochmals im Gelände besucht und verifiziert, da die reine Abgrenzung am Hö- henmodell nicht immer zuverlässig ist. Hieraus ergaben sich Korrekturen der Einordnung, die zur vorliegenden Abgrenzung führten. Bereits von B abo (1860 ) beschreibt sehr detail- liert die Neuanlage und unterschiedlichen Aus- prägungen dieser Terrassen. Dabei werden un- terschieden: – sehr kleine Terrassen mit Absätzen auf Steil- hängen für die Anpflanzung von Obstbäumen (Äpfel, Birnen) auf nicht für den Weinbau ge- eigneten Hängen (Abb. 1) – größere Terrassen für die Ackernutzung. Hier wurden Böschungen mit Apfel- und Birnbäu- men bepflanzt (Abb. 2)

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