Carolinea 76
T reiber : Historische Lössterrassen des Kaiserstuhls 61 6 Ergebnisse 6.1 Fläche und Zuordnung der terrassierten Flächen Terrassen in Wäldern finden sich im gesamten Kaiserstuhl und kommen auch in angrenzenden Gebieten wie dem Tuniberg zwischen Merdingen und Gottenheim vor. Die Flächenausdehnung ist umfangreich und wird in Tabelle 1 dargestellt. Ak- tuell wurden rund 322 ha Fläche mit Terrassen und Böschungen in Wäldern erfasst, ohne die große Fläche des zu größeren Teilen seit 1958 aufgeforsteten Lilientals bei Ihringen. Es kann zwischen breiten, historisch als Acker genutzten Terrassen auf 142 ha (Abb. 5, 7, 9) und schma- len, historisch vermutlich als Weinberg genutzten Terrassen auf 179,7 ha unterschieden werden. Die Flächen gehen allerdings teilweise ineinan- der über, eine klare Abgrenzung ist nicht immer möglich. Die erfassten Terrassen sind überwiegend an den Kanten erodiert (247,3 ha), während scharf- kantige Terrassen mit 74,4 ha deutlich seltener sind (Abb. 6, 8, 10). Die Kontrolle vor Ort ergab, dass es sich bei den Terrassen mit scharfkan- tigen Böschungen häufig um Steilhänge im Pri- märlöss handelt. Der Löss ist stabil, so dass die bei der früheren Anlage gegebene Form noch weitgehend erhalten ist. Die Terrassen sind durch historische Wege an das allgemeine Wegenetz angebunden. Dabei handelt es sich häufig um 1-5 m eingetiefte Hohl- wege. Der Zugang erfolgte über diese Wege, sowohl um die Flächen zu bewirtschaften wie auch die Ernte abzutransportieren. Von Zugtie- ren angetriebene Wagen fuhren auf ihnen bei der Kultivierung der Flächen oder transportierten Pflüge dorthin. Oberhalb von Waldhohlwegen lie- gen meist größere, heute bewaldete Terrassen- systeme, die Wege haben sich mit der Zeit durch Nutzung und nachfolgende Erosion eingetieft. 234,8 ha der Flächen weisen eine südliche oder westliche Exposition auf (S, SO, SW, W), wäh- rend 86,9 ha in östlicher oder nördlicher Expo- sition liegen (O, N). Es wurden historisch dem- nach zu rund 73 % klimatisch günstiger gelegene Hanglagen terrassiert, die heute wieder bewal- det sind. 6.2 Baumzusammensetzung und Vegetation auf Waldterrassen Auf 31 Probeflächen wurden die Baumarten er- fasst und anhand ihrer Brusthöhendurchmesser in Wuchsdicken eingeteilt. Insgesamt wurden 471 Bäume von 16 Arten erfasst. Die Stiel- und Flaumeiche ( Quercus robur, Q. pubescens ) konnten oft nicht sicher unterschieden werden, da nur Blätter erreichbar waren bzw. Zwischen- formen vorlagen. Deshalb wurden sie zusam- mengefasst. Auf den Flächen waren Rotbuchen mit 40 %, Eschen mit 21 %, Robinien mit 15 %, Bergahorn mit 13 % und Winterlinden mit 5 % vertreten. Pionierbaumarten wie die Waldkiefer waren nur noch als überalterte, teils absterbende Exemplare vorhanden, Birken fehlten vollständig. Der Wald entwickelt sich auf den tiefgründigen Lössböden zu einem Buchenwald. Die Rot buchen sind stark wüchsig und konkurrenzstark. Sie verjüngen sich auf manchen Flächen sehr stark, während sich Vogelkirsche, Waldkiefer, Feldulme, Feldahorn, Eichen in den dichter wer- denden Buchenbeständen meist nicht neu als Jungpflanze etablieren. Der Unterwuchs ist oft nur schwach ausgebildet, da die verdämmende Buchenlaubauflage meist sehr mächtig ist. Auf der Ostseite des Kaiserstuhls und in Tallagen bildet der Bärlauch ( Allium ursinum ) im Früh- jahr sehr dichte Bestände auf Terrassen mit fri- scheren Standortbedingungen. Das Leberblüm- chen ( Hepatica nobilis ) kommt am Nagenberg bei Ihringen nördlich der Martinshöfe auch auf historischen Terrassen im Wald in einem grö- ßeren Bestand vor. Waldmeister ( Galium odora- tum ) oder für Waldmeister-Buchenwälder (Galio odorati-Fagetum sylvatici) typische Arten fehlen weitgehend, die Vegetation am Boden ist arten- arm. Einige Baumarten wurden sicher gepflanzt, so Douglasien, Fichten und Robinien. Auch Eschen wurden nach L ais et al . (1933 ) früher gepflanzt, teils können auch Spitzahorn und Waldkiefer ge- pflanzt sein. Die übrigen Arten haben sich wahr- scheinlich auf den Flächen natürlich etabliert. Die Bäume mit dem größten Durchmesser der BHD-Klasse 3 (> 34 cm) stellen Rotbuche mit 39 %, Esche mit 27 %, Robinie mit 17 %, Berg Tabelle 1. Flächen der wiederbewaldeten Terrassen und Terrassentypen. Terrassentyp ha Anteil (%) alle Terrassen 321,7 100,0 breite Terrassen 142,0 44,1 schmale Terrassen 179,7 55,9 erodierte Terrassen 247,3 76,9 scharfkantige Terrassen 74,4 23,1
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