Carolinea 76

80 Carolinea 76 (2018) Außer Netz- und Gelbschalenfängen im Garten gelangen an den Fenstern im Haus viele inter­ essante Beobachtungen. Diese sind durch (NF) in den Tabellen 1-3 besonders gekennzeichnet. Kleine Hymenopteren unter 5 mm Körperlänge wurden fast ausschließlich in Gelbschalen gefan- gen, die mit Wasser und einigen Tropfen Spülmit- tel („Pril“) gefüllt waren. Die Wespchen wurden mit einer Federstahlpinzette oder Pipette in eine saubere, fettfreie Petrischale überführt. Unter dem Stereomikroskop wurden mit kleinen spitz zulaufenden Zellstoffröllchen die anhaftenden Wassertropfen abgesaugt und mit einer Insek- tennadel Fühler und Beine gerichtet. Die Flügel müssen dem Glas glatt anliegen. Nach einigen Minuten sind die Wespen soweit getrocknet, dass sie mit einer Insektennadel vorsichtig von der Glasfläche abgelöst werden können. Nun wurden sie mit einem winzigen Tropfen Fischleim (Syndetikon) seitlich auf zugespitzten Insekten- aufklebeplättchen befestigt. Falls notwendig, können nun Fühler und mindestens ein Vorder-, Mittel- und Hinterbein so ausgerichtet werden, dass die zur Determination wichtigen Körperteile gut sichtbar sind. 2-5 mm große Wespen können natürlich auch auf Minutiennadeln aufgespießt werden. Von sehr kleinen Wespchen, deren Kör- per sich beim Trocknen verformt, z.B. Mymari- dae, sollten (auch) mikroskopische Dauerpräpa- rate angefertigt werden. Die Insekten werden in den Gelbschalen zu- nächst nur betäubt. Wenn man die Schalen täg- lich oder an heißen Sommertagen mehrmals am Tag leert und die nicht benötigten Tiere auf Zellstoff trocknet, bleiben die meisten am Leben und können nach der Determination wieder frei gelassen werden. Auch von den Netzfängen wur- den möglichst wenige Tiere getötet. Zur Determi- nation genügte es meistens, sie im Kühlschrank einzeln in Schnappdeckelgläschen durch Unter- kühlung für kurze Zeit ruhig zu stellen. Die zur Determination verwendete Literatur wird nicht einzeln zitiert. Hier nur einige Hinweise, die einen Einstieg ermöglichen: Einen guten Über- blick mit ausführlichen Literaturhinweisen gibt S chwarz (2014). Bestimmungsschlüssel bis zu allen in Großbritannien vorkommenden Familien und eine präzise Darstellung der Lebensweise bis zu den Unterfamilien finden sich bei G auld & B olton (1988). Empfehlenswerte Bestimmungsli- teratur für die Stechimmen (Aculeata) haben auch T ischendorf & F rommer (2004) zusammengestellt. Hier fehlen für die restlichen Bienengattungen noch A miet et al. (2004, 2007, 2011), für Mutillidae, Sapygidae, Scoliidae, Tiphiidae A miet (2009) und für Ameisen S eifert (1996 und 2007). Für die für Anfänger besonders empfehlenswerten Spheci- dae ist J acobs (2007) unentbehrlich. Für die Schlupfwespen (Ichneumonidae) sind bei R iedel et al. (2013) unsere zehn Beiträge zur Kenntnis der Badischen Schlupfwespen­ fauna zitiert und darin die Spezialliteratur. Für die übrigen Hymenopterenfamilien geben D athe et al. (2001) und v . d . D unk & K raus (2014) einen guten Einstieg, letztere auch mit Hinweisen auf Internetquellen. Um Platz zu sparen, sind die Ergebnisse tabella- risch zusammengefasst. Einen ersten Einblick in die ungeheuer vielfältigen biologischen und öko- logischen Beziehungen mit Pflanzen und Tieren im Garten gibt die Zusammenstellung der Futter­ pflanzen, Futtertiere und Wirte der einzelnen Arten bzw. Gattungen oder Familien in den Tabellen 1-3. Bei den Stechimmen findet sich au- ßerdem ein Hinweis auf die Nistweise (Tab. 2). In Tabelle 4 sind das Spektrum der im Garten festgestellten Familien und die Anzahl der de- terminierten Arten zusammengestellt. Eine zu- sammenfassende Übersicht der Beutetiere bzw. Wirte der Aculeata (außer Apidae, Vespinae und Formicidae) gibt Tabelle 7; das Spektrum der Wirte der Ichneumonidae, Braconidae und „Mi- crohymenoptera“ Tabelle 8. Die in den Tabellen 7 und 8 angegebenen Artenzahlen sind zum Teil höher als in den Tabellen 1 und 2, da bei den Ichneumonidae und Braconidae auch die nur bis zur Gattung bestimmten Individuen einbezogen wurden (= wahrscheinliche Artenzahl in Tab. 4). Legenden zu Tabellen 1, 2 und 3 Die systematische Gliederung und Reihenfolge der Familien folgt D athe et al. (2001) „Verzeich- nis der Hautflügler Deutschlands“. Die dortige Gliederung der Hymenopteren in Überfamilien und Familien entspricht teilweise nicht mehr dem aktuellen Kenntnisstand. So werden die Diapri- idae nicht mehr den Proctotrupoidea, sondern einer eigenen Überfamilie Diaprioidea zuge- ordnet. Die Familien Charipidae und Eucoilidae der Cynipoidea werden als Unterfamilien der Figitidae geführt (z.B. R onquist 1999). Die Fami- lie der Sphecidae wird in die Familien Ampulici- dae, Sphecidae i.e.S. und Crabronidae unterteilt ( S harkey 2007). Auch die Apidae werden häufig in mehrere Familien aufgespalten (z.B. S harkey 2007). Da die Apidae aber als Schwestergruppe der Crabronidae gelten, sollten diese Taxa höch- stens den Rang von Unterfamilien erhalten, z.B.

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