Carolinea 76
84 Carolinea 76 (2018) Ziergarten. Vor 17 Jahren, als ich hierher zu- rückkehrte, war er bis auf die etwa 2 m breiten Randbereiche ein häufig gemähter, magerer Halbtrockenrasen. Seither werden Haselnuss, Weide und Forsythie immer üppiger, und die Wiese wird durch selteneres Mähen und Zunah- me von Rotklee schattiger und nährstoffreicher. So ist z.B. Athalia cornubiae (Tenthredinidae), deren Larve an Sedum frisst, mit den letzten Halbtrockenrasen-Resten 2009 im Garten aus- gestorben. Die Sandbiene Andrena florea ist seit 2008 abgängig, da ich die Zaunrübe, ihre einzige Futterpflanze, wegen ihrer giftigen Früchte zum Schutz meiner kleinen Enkelkinder ausgerottet habe. Aber auch interessante Zugänge sind festzustel- len: Colletes hederae , die Efeubiene, erstmals 2007. Ihre Ausbreitung in Deutschland und be- sonders in den Städten wird durch die Zunah- me der Futterpflanze begünstigt. Mediterrane Faunenelemente profitieren vom Klimawandel z.B. die Grabwespe Oryttus concinnus , die ich am Heidelberger Philosophenweg erstmals in Deutschland nachweisen konnte ( S chmidt 2008). Sie hat offenbar inzwischen in Heidelberg dau- erhaft Fuß gefasst, wie der Wiederfund in un- serem Wohnzimmer 2014 beweist. In rasanter Ausbreitung befinden sich die eingeschleppten Neozoen („Neubürger“) Isodontia mexicana und Sceliphron curvatum (Sphecidae), die aus Mittel- amerika bzw. Asien stammen ( S chmidt 2015). An der Universität Karlsruhe habe ich zwischen 1980 und 1997 eine Staatsexamens- und zwei Diplom-Arbeiten über die Stechimmen-Fauna von Stadtgärten betreut (Tab. 6). Die dabei fest- gestellten Artenzahlen sind sehr ähnlich. Ein Vergleich der Artenzusammensetzung ist nur mit dem Ziergarten in Karlsruhe-Durlach ( W ind - schnurer 1997) sinnvoll, da das Grundstück mit 715 m² fast dieselbe Größe hat, und die Fauna ebenfalls mit Netz und Gelbschalen über mehre- re Jahre erfasst wurde (vgl. Tab. 2). Der Prozent- satz der beiden Gärten gemeinsamen Arten (Sö- rensen-Index) liegt für alle Aculeata bei 65,8 %, für die Bienen bei 67 % und für die Grabwespen bei 75 %. Bei einem Index > 65 % wird die Ähn- lichkeit der Stechimmen-Fauna der Vergleichs- flächen als hoch eingeschätzt ( S chmid -E gger 1994). Vergleicht man die Bienen-Fauna in den von K öhle (1997) und W indschnurer 1997) un- tersuchten Gärten mit der des stark verbuschten Abbildung 2. Ephialtes manifestator ♀ (Ichneumonidae: Pimplinae) bei der Eiablage in ein Nest von Osmia flo risomnis (vgl. Abb. 6) . Vorderflügellänge: 5-12 mm. E. manifestator ist ein Endoparasitoid von Bienen, Grab- wespen (Sphecidae, z. B. Trypoxylon ) und solitären Faltenwespen (Eumeninae). Abbildung 3. Philanthus triangulum ♀ (Sphecidae) mit erbeuteter Honigbiene. KL = 13-17 mm. Der Bienenwolf ist ein Spezialist, der nahezu ausschließlich Honigbie- nen als Larvenfutter einträgt. In Zellen mit 1-2 Bienen wird ein unbefruchtetes Ei abgelegt, und es entwickelt sich ein ♂ . Zellen mit 3-5 Bienen erhalten ein befruch- tetes Ei, und es entsteht ein ♀ .
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