Carolinea 76

S chmidt : Hautflügler (Hymenoptera) in einem Garten in Heidelberg-Neuenheim 85 Gartens des Zoologischen Instituts ( T reiber 1980), so erhält man Sörensen-Indices von 41 bzw. 51 %, was die Flächen als wenig ähnlich ausweist. Das Artenspektrum in den Gärten ist vor allem ressourcenspezifisch und weniger bio- top- also gartenspezifisch ( S chmid -E gger 1995). Das heißt, die Ausstattung der Gärten mit ver- schiedenen Nistplätzen (z.B. Käferfraßgänge in Totholz, markhaltige Stängel, Mauerritzen etc.) und Futterquellen vor allem für die Larven, sowie geeignete Wirtsnester für die parasitisch leben- den Wespen und Bienen sind entscheidend (vgl. Pollenquellen, Beutetiere und Wirte in Tab. 2). Brutparasiten (= Kuckucksbienen und -wespen) sind alle in Tabelle 2 mit „pK“ gekennzeichneten Bienen und Wespen sowie die Gasteruptionidae (vgl. Abb. 1). Zwei Beispiele sollen etwas ge- nauer dargestellt werden: Die Keulenwespen ( Sapygidae ) sind Brutpara- siten bei solitären Bienen (Apidae), vor allem bei „Bauchsammler-Bienen“ (Apidae: Megachilinae) (vgl. Abb. 5). Das Weibchen von Sapyga decem­ guttata schlüpft zur Eiablage rückwärts in ein Nest der Löcherbienen ( Osmia truncorum oder O. crenulata ) und versteckt dort ihr Ei im Futter- vorrat einer noch nicht verschlossenen Zelle. Die Biene vollendet den Futter-Eintrag, legt ihr Ei auf das Futter und verschließt die Zelle mit Baum- harz. Die Sapyga -Larve schlüpft schneller, frisst zunächst das Wirts-Ei und dann den Futtervor- rat. Häufig legt die Keulenwespe mehrere Eier in eine Zelle. Dann kommt es zum Kampf der Sapyga -Erstlarven, den nur eine Larve überlebt. Das erste Larvenstadium der Sapygidae ist mit dolchartigen Mandibeln ausgestattet. Die Larven der Goldwespen ( Chrysididae ) sind reine Fleischfresser. Hauptwirt von Hedychrum rutilans ist der Bienenwolf (Philanthus triangu­ lum : Sphecidae). Die Goldwespe lauert vor dem Nesteingang auf einen mit einer gelähmten Ho- nigbiene heimkehrenden Bienenwolf (vgl. Abb. 3) und versucht, ihr Ei an die Biene zu heften. Ge- lingt dies nicht, dringt sie in das Nest ein und legt ihr Ei an die im Vorraum des Nestes (= Atrium) abgelegte Biene. Die Goldwespen-Larve frisst zunächst die junge Bienenwolf-Larve in ihrer Zel- le und dann an den als Proviant eingetragenen Bienen. Bei den Kuckucksbienen im Garten fanden sich zwei Arten, deren Wirte bisher fehlen: Sphecodes albilabris und Sphecodes pellucidus, jeweils ein Weibchen. Der sehr wahrscheinlich einzige Wirt von Sphecodes albilabris ist Colletes cuniculari­ us ( L innaeus , 1761), eine kaum zu übersehende etwa honigbienengroße Seidenbiene, die streng oligolektisch Weidenpollen sammelt. Der Haupt- wirt von Sphecodes pellucidus ist Andrena barbi­ labris ( K irby , 1802), eine Sandart, die aber auch zwischen in Sand verlegten Pflastersteinen nistet. Auch Andrena humilis I mhoff , 1832, eine oligo- Abbildung 4. Ectemnius lituratus ♂ (Sphecidae). KL 9-12 mm. Die Nester werden in Totholz angelegt, z.B. in Käferfraßgängen. Als Larvenfutter werden verschie- dene Fliegen eingetragen, vor allem Syrphidae, Musci- dae, Calliphoridae. E. lituratus wurde im Garten bisher noch nicht festgestellt, dagegen der eng verwandte E. cephalotes . Abbildung 5. Megachile centuncularis ♀ (Apidae) auf Tegletie. KL 11-12 mm. Die Blattschneiderbienen sind „Bauchsammler“. Die Bauchbürste dient als Pol- lentransportspeicher und kann entweder mit Hilfe der Hinterbeine oder durch Auftupfen der Bürste auf die Staubgefäße gefüllt werden. Die polylektische Art sammelt bevorzugt an Asteraceen und Fabaceen. Sie besiedelt auch Nisthilfen. Die Wände der Brutzellen be- stehen aus Blattstücken, die die Biene mit den Mandi- beln aus Blättern herausschneidet.

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