Carolinea 77

K ögel : Wasserkäfer und -wanzen als Fressfeinde von Stechmückenlarven 27 sein muss, dass es in der Praxis immer zu Ab- weichungen kommt. In den Jahren 1979-1982 war das zentrale Anliegen der hier vorgestellten Untersuchungen nicht die möglichst vollständige Erfassung der Wasserkäfer und Wasserwanzen. Die Aufsammlungen erfolgten deshalb weniger regelmäßig und vor allem seltener halbquantita- tiv als in den Jahren 2015-2017. Deshalb wurde im Zeitraum 1979-1982 ein Jahr mehr ausgewer- tet. Dennoch muss davon ausgegangen werden, dass die Erfassung in den Jahren 2015-2017 gründlicher erfolgte, was bei der Bewertung von festgestellten Faunenveränderungen beachtet werden muss. Hier sollen vorrangig die biotischen und abioti- schen Faktoren betrachtet werden. Da ist zu- nächst der Entwicklungszyklus zu nennen. Wenn Imagines einer Art zu bestimmten Jahreszeiten nicht vorkommen, weil gerade das Ei-, Larven- oder Puppen-Stadium durchlaufen wird, können sie nicht gefunden werden. Das ist bei einjähri- gen Arten natürlich ausgeprägter als bei Arten mit kürzerem Entwicklungszyklus und mehreren Generationen pro Jahr oder mehrjähriger Le- benserwartung. Notonecta glauca und Ilyocoris cimicoides über- wintern als Imagines und legen im Frühjahr Eier ab, bevor sie dann sterben. Deshalb findet man von diesen Arten im späten Frühling und Frühsommer nur Larven. Das verdeutlicht Ab- bildung 13, in der die Häufigkeit von Notonecta glauca und Hydroporus palustris in Abhängig- keit vom Monat dargestellt ist. Während eine Art ohne ausgeprägten Jahreszyklus, also H. palust­ ris , das gesamte Jahr über häufig ist, werden die letzten Imagines von N. glauca im März gefun- den, wenige dann im Juni/Juli, wohingegen von August bis Oktober die Imagines häufig waren. Selbst bei mehrjährigen Untersuchungen in den „falschen“ Monaten könnte man die Art also nicht nachweisen. Um derartige Fehlinterpretationen zu vermeiden, wurden für die vorliegenden Un- tersuchungen alle Monate von März bis Novem- ber einbezogen. Durch diese über das Jahr verteilten Aufsamm- lungen lässt sich in manchen Gewässern sehr gut die zeitliche Aufeinanderfolge von Arten bzw. deren Häufigkeit aufzeigen. In Tabelle 5 wird das für 4 Sammeltage in der Ketscher Wasser- bausenke gezeigt. Am 22. Juli, bei Hochwasser, sind die Hochwasserart Rhantus consputus (s.u.) sowie der mit hoher Konstanz vorkommende Hy­ droporus palustris mit Abstand am häufigsten. Am 10. August, bei sinkendemWasserspiegel, ist Rh. consputus bereits viel seltener. Am 12. Sep- tember konnte er gar nicht mehr nachgewiesen werden, nun werden aber die fertig entwickelten Imagines von Notonecta glauca häufig angetrof- fen. Am 11. Oktober schließlich, die Senke ist fast ausgetrocknet, sind nur noch Corixidae häufig. Es handelt sich überwiegend um Sigara striata und S. falleni , dazu einige S. lateralis im Verhältnis der gesammelten Männchen 85:79:1. Die meisten anderen flugfähigen Tiere haben das Gewäs- ser verlassen. Das unterstreicht abermals, wie stark die Ergebnisse von Einzel-Aufsammlungen schwanken könnnen. Auch D annapfel (1980) be- richtet vom „kurzfristigen Massenauftreten einzel- ner Arten“, etwa Guignotus pusillus oder Ochthe­ bius minimus und flavipes (= eppelsheimi ), das für kurze Zeit beobachtet werden kann, aber in Folgejahren ausbleibt. Andere Arten neigen of- Abbildung 13. Abundanz von Notonecta glauca und Hydro­ porus palustris in Abhängigkeit von der Jahreszeit. Man erkennt deutlich, dass nach der Eiabla- ge im Frühjahr die Imagines von Notonecta sterben, also nicht mehr gefunden werden, und erst nach dem Ende der Larval- entwicklung im Sommer wieder nachweisbar sind. Untersuchungsjahre 2013-2017. n = 5 (März), 7 (April), 7 (Mai), 3 (Juni), 12 (Juli), 9 (August), 12 (September), 2 (Oktober), 2 (November). März Oktober November September August Juli Juni Mai April 2,0 1,8 1,6 1,4 1,2 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0 Notonecta glauca Hydroporus palustris Abundanz

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