Carolinea 77

28 Carolinea 77 (2019) fenbar zur Schwarmbildung, etwa Laccophilus minutus und Hydroporus palustris . Auch die Einnischung von Arten in ganz be- stimmten Mikrohabitaten kann dazu führen, dass manche Arten nicht gefunden werden, wenn die entsprechenden Mikrohabitate nicht besammelt werden. So kommt Hydroglyphus pusillus fast nur im ganz flachen, nur 1-2 cm tiefen Uferbe- reich eines Gewässers vor. Viele Corixidae-Arten wiederum findet man ausschließlich an submer- ser Vegetation. Und Laccobius -Arten verkrie- chen sich gern in hohlen Pflanzenstängeln. Man muss also die Biologie der Arten gut kennen, um repräsentative Ergebnisse zu erhalten. In den Rheinauen kommt noch hinzu, dass das Vorkommen etlicher Arten auch an den Wasser- stand gebunden ist. Als typische Hochwasserart gilt Rhantus consputus . Sinkt der Wasserstand unter ein mittleres Niveau, verkriechen sich die Tiere unter feuchten Pflanzenteilen an Land ( K ö ­ gel 1987). Wenn man das Vorkommen der Art in Abhängigkeit vom Wasserstand aufträgt, sieht man, dass bei einem Pegelstand unter etwa 3,30 m keine Tiere mehr gefunden werden. Dies ist bei Arten, die nicht auf den Wasserstand re- agieren, nicht der Fall, wie die gleiche Auswer- tung für Rhantus suturalis zeigt (Abb. 14). Die Art ist bei allen Pegelständen etwa gleich häufig und fehlt nur bei extrem niedrigen Wasserständen, weil die Tiere dann die meist extrem eutrophen Restwasserflächen verlassen. Bei ausgespro- chenen Hochwassersituationen verweilen die Tiere wahrscheinlich in tieferen, hier nicht be- sammelten Wasserschichten. Wegen dieser Abhängigkeit des Vorkommens bestimmter Arten von abiotischen Faktoren soll- te bei vergleichenden Untersuchungen überprüft werden, ob es bei wichtigen Faktoren relevante Unterschiede in den verglichenen Zeiträumen gab. In den Rheinauen gehören die Pegelstände zu diesen Faktoren. Ein Vergleich der Zeiträume 1979-1982 und 2015-2017 zeigt, dass es keine auffälligen Unterschiede gab (Abb. 15). In beiden Untersuchungszeiträumen wurden Hochwasser- spitzen von über 7,00 m und Niedrigwasserstän- Tabelle 5. Verschiebung der Arten-Dominanz in der Ketscher Wasserbausenke in vier aufeinander folgen­ den Monaten des Jahres 2016. Aufgrund der unter- schiedlichen Zugänglichkeit wegen des schwankenden Wasserstandes wurden teilweise verschiedene Be- reiche der Wasserbausenke besammelt. Die dominan- ten Arten sind für jeden Sammeltag grau unterlegt. Die Ziffern bezeichnen die Häufigkeit (Abundanz). Art 22.7. (Hoch- wasser) 10.8. 12.9. 11.10. (fast ausge- trocknet) Rhantus consputus 4 bis 5 2 - - Hydroporus palustris 4 bis 5 3 bis 4 1 - Notonecta glauca 2 (Larven) 2 4 2 Corixidae - - 2 (meist Larven) 5 1 = selten (1 oder 2 Exemplare während der gesamten Sammelzeit); 2 = vereinzelt (bis 5 Exemplare während der gesamten Sammelzeit); 3 = regelmäßig (taucht in den Proben immer wieder auf, insgesamt mehr als 5 Exem- plare); 4 = häufig (in nahezu jeder Probe ein oder mehre- re Exemplare); 5 = gemein (Massenvorkommen mit meist zahlreichen – über 5 – Tieren pro Schöpfprobe). Sammelzeit: jeweils etwa 1 Stunde Abbildung 14. Abundanz von zwei Rhantus -Arten in Abhän- gigkeit vom Wasserstand. Ein- bezogen wurden alle halbquan- titativen Aufsammlungen im Untersuchungszeitraum 2015- 2017. Während R. consputus nur bei hohen Wasserständen gefunden werden konnte, ist für R. suturalis keine Präferenz des Vorkommens in Abhängigkeit vom Wasserstand erkennbar. n = 3 (unter 266 cm), 10 (267- 299 cm), 17 (300-333 cm), 11 (334-366 cm), 6 (367-399 cm), 5 (400-433 cm), 7 (über 434 cm). 1,4 1,2 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0 Rhantus consputus Rhantus suturalis unter 266 267-299 300-333 334-366 367-399 400-433 über 434 Wasserstand in cm Abundanz

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