Carolinea 77

32 Carolinea 77 (2019) „gute Jahre“ mit großen Individuenzahlen gibt, gefolgt von oft mehreren Jahren mit geringem Vorkommen bestimmter Arten. Bei zahlreichen Arten kann es sogar zu ausgesprochenen Ka- lamitäten kommen. R eichholf hat das bei der Traubenkirschengespinstmotte untersucht und konnte zeigen, wie differenziert die populations- dynamischen Zusammenhänge sind ( R eichholf 2008, 2018). Auch in den Rheinauen muss mit natürlichen Schwankungen im Vorkommen bestimmter Ar- ten gerechnet werden. Berosus signaticollis ge- hört offensichtlich hierzu. In den Jahren 2015 und 2016 fehlte er nahezu vollständig, sodass von einem „Verschwinden“ dieser im Untersu- chungszeitraum 1979-1982 weit verbreiteten Art ausgegangen werden musste. Im Jahr 2017 war er dann wieder zu allen Jahreszeiten in Anzahl überall vertreten (Abb. 19). Andere Arten wie etwa Hydroporus palustris zeigen zwar hinsicht- lich der monatlichen Sammelergebnisse größere Schwankungen, in Bezug auf den mehrjährigen Gesamtzeitraum hingegen eine gewisse Kon­ stanz ihres Vorkommens (Abb. 20). Diese Faktoren und ihre Dynamik müssen be- rücksichtigt werden, wenn man Faunenverglei- che über einen längeren Zeitraum macht. Das führt wieder zu der eingangs aufgeworfenen Frage, ob genügend lange untersucht wurde. Mit absoluter Sicherheit wird man das bei keiner vergleichenden faunistischen Erfassung beant- worten können. Aber die hier vorgestellten Aus- wertungen und Diagramme zeigen, dass anhand der Aufsammlungen Aussagen über biologisch- ökologische Zusammenhänge gemacht werden können. Das wiederum ist ein Indiz dafür, dass das vorhandene Datenmaterial groß genug ist, auch darüber hinaus gehende Schlussfolgerun- gen zu ziehen, etwa über eine mögliche Verän- derung des Artenbestandes. Insofern ist davon Abbildung 19. Auch wenn die Zahl der Aufsammlungen in den Jahren 2015 und 2016 deutlich geringer war als 2017, ist auf- fällig, dass Berosus signaticollis in den beiden ersten Jahren nur einmal gefunden werden konn- te, nämlich am 28. April 2016 in der Ketscher Wasserbausen- ke. Im Jahr 2017 zählte er fast immer und überall zu den häu- figeren Arten. n pro Jahr siehe Abb. 20. Für 11 Monate der Jahre 2015 und 2016 liegen keine Sammeldaten vor. Abbildung 20. Abundanz von Berosus signaticollis und Hy­ droporus palustris in 3 Jahren. Während H. palustris in allen Jahren in „ordentlicher Zahl“ ge- funden werden konnte, fehlte B. signaticollis in den beiden ers­ ten Jahren fast vollständig. n = 7 (2015), 16 (2016), 36 (2017). 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0 2015 2016 2017 März April Mai Juni Juli August Sep. Okt. Nov. Abundanz 2015 2016 2017 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0 Berosus signaticollis Hydroporus palustris Abundanz

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