Carolinea 77

K ögel : Wasserkäfer und -wanzen als Fressfeinde von Stechmückenlarven 35 Einige andere der Arten, deren Bestand abge- nommen hat, werden als „iliophil“, also schlamm- liebend, bezeichnet. Es sind dies Hygrotus inaequalis , Colymbetes fuscus und Enochrus testaceus ( K lausnitzer 1996). Meine Kenntnisse der Gebiete gehen allerdings von einer Zunahme der Schlamm- bzw Detritus-Bildung aus, sodass eine Abnahme von Arten mit solchen Habitatprä- ferenzen rätselhaft bleibt. Den 10 Arten mit deutlichem Bestandsrückgang stehen 2 Arten gegenüber, die im Vergleich zu früher deutlich zugenommen haben, nämlich: 1979- 1982 2015- 2017 Zunahme in % Graptodytes pictus 0,02 zu 0,08 75,3 Laccophilus ponticus 0,04 zu 0,21 81 Hydrometra stagnorum ist bei diesen Betrach- tungen nicht berücksichtigt, da die „Zunahme“ lediglich darauf beruht, dass in der Vergan- genheit nicht alle Funde protokolliert wurden. Graptodytes pictus wird als „iliophil“ bezeichnet, während bei L. ponticus „Moorgewässer“ ge- nannt sind ( K lausnitzer 1996). Den im Bestand zunehmenden Arten sind also gleiche Biotop­ präferenzen zugeordnet wie den abnehmenden. Das verdeutlicht, wie problematisch es ist, für das Verschwinden oder Zuwandern von Arten bestimmte abiotische Faktoren verantwortlich zu machen. Vor diesem Hintergrund muss auch die Aussage, dass die Zunahme von L. ponticus auf die Klimaerwärmung zurückgeführt werden kann, mit einem Fragezeichen versehen wer- den. Festgestellt werden muss vielmehr, dass keine pauschal befriedigende Antwort gegeben werden kann, warum 10 Arten in ihrem Bestand stark abnehmen, zwei andere dagegen zuneh- men. Betrachten wir nun die Arten, die in einem der Untersuchungszeiträume ganz fehlten (in Tab. 3 mit X gekennzeichnet). Auch hier sei zunächst davon ausgegangen, dass Arten, die insgesamt weniger als dreimal gefunden wurden, so selten sind, d.h. wegen geringer Populationsdichte oder durch spezielle Einnischung schwer zu finden, dass sie einer bereits angesprochenen, nicht quantifizierbaren „Fehlerquote“ zuzurechnen sind. Dann bleiben 6 Arten, die im entsprechen- den Vergleichszeitraum nicht nachgewiesen wer- den konnten: Haliplus flavicollis 4 Funde 1979-1982, fehlte 2015-2017 Haliplus immaculatus 3 Funde 1979-1982, fehlte 2015-2017 Hygrotus decoratus 3 Funde 1979-1982, fehlte 2015-2017 Hydroporus planus 3 Funde 1979-1982, fehlte 2015-2017 Hesperoco­ rixa sahlbergi 3 Funde 2015-2017, fehlte 1979-1982 Gerris asper 3 Funde 1979-1982, fehlte 2015-2017 Bemerkenswert an dieser Auflistung ist, dass hier 2 Haliplus -Arten genannt sind. Wenn man die Funddaten genauer analysiert, stellt man fest, dass auch die anderen Vertreter der Gattung abgenommen haben: 1979-1982 wurden bei 24 Aufsammlungen Haliplus -Arten gefunden, das entspricht 48 % aller Aufsammlungen. 2015-2017 war dies nur bei 22 Aufsammlungen der Fall, was lediglich 30 % aller Aufsammlungen in dieser Zeit- spanne entspricht. Dies spiegelt sich auch wider, wenn man die entsprechenden Zahlen auf Arten- niveau betrachtet (Abb. 22): Alle Arten haben ab- genommen oder sind ganz verschwunden. Da Wassertreter, mit Ausnahme von Peltodytes, im Freiland nicht unterschieden werden können und damit keine halbquantitativen Häufigkeits- angaben auf Artenniveau möglich sind, können nur pauschale Aussagen gemacht werden. So fällt auf, dass Halipliden im Gebiet Oberhau- sen, wo sie in der Vergangenheit teilweise „re- gelmäßig“ vorkamen, in den Jahren 2015-2017 gar nicht mehr gefunden wurden. Oft wurden im Untersuchungszeitraum 1979-1982 mehrere Arten nebeneinander gefunden, am 12.10.1979 in Rheinhausen sogar alle 4 Arten gemeinsam. Wenn man dann noch den Umstand bewertet, dass beide im Zeitraum 2015-2017 nicht mehr nachweisbaren Arten 1979-1982 jeweils in drei verschiedenen Jahren, H. flavicollis sogar in zwei verschiedenen Gebieten, nachgewiesen wurden, bleibt nur die Schlussfolgerung, dass das Fehlen der Arten als besonders auffällig zu bewerten ist, also nicht durch eine „Fehlerquote“ erklärt werden kann. Da 1979-1982 lediglich 4 Haliplus - Arten nachgewiesen werden konnten, ist der Ausfall von zwei Arten in den Jahren 2015-2017, verbunden mit einem generellen Rückgang von Vertretern der Gattung (Abb. 22), als alarmierend zu bezeichnen. Das gilt umso mehr, als D ann ­ apfel (1980) H. fluviatilis und H. ruficollis zu den

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1Mjc=