Carolinea 77

36 Carolinea 77 (2019) 15 besonders häufigen Wasserkäfern der Alt- wasser des mittleren Oberrheins zählt. Der Grund für die festgestellte Abnahme bzw. das Verschwinden dürfte eine verringerte Verfügbar- keit der bevorzugten Nahrung sein. Wassertreter gelten allgemein als algophag, d.h. sie ernäh- ren sich bevorzugt von Algen, Fadenalgen bei der Untergattung Haliplinus ( K lausnitzer 1996). K och (1972) schreibt, dass das Auftreten der Ha- lipliden „allzusehr von dem Vorhandensein ihrer Nahrung, der Fadenalgen, abhängig ist“. Insbe- sondere die Larven gelten als „obligat algophag“, bei den Imagines von H. immaculatus und H. rufi­ collis ist der Anteil an Algennahrung (im Freiland 55 bzw. 78,5 %) besonders hoch ( S eeger 1 971). Gerade die Fadenalgen konnten aber nicht mehr so häufig in den untersuchten Gewässern fest- gestellt werden wie in der Vergangenheit. Und noch eine weitere Gattung, nämlich Hygro­ tus , soll an dieser Stelle genauer betrachtet wer- den. In Abbildung 23 ist die „Zahl der Funde pro Aufsammlung“ in den beiden Untersuchungszeit- räumen für alle 4 Arten des Untersuchungsge- bietes dargestellt. Bei Hygrotus inaequalis ist die Abnahme um 78 % bemerkenswert. Es ist eine weit verbreitete Art, die von D annapfel (1980) zu den 15 besonders häufigen Arten in den Altwas- sern des Oberrheins gezählt wird. Aber auch die Bestände von H. versicolor haben deutlich abge- nommen, und die schon 1979-1982 seltenen H. decoratus und H. quinquelineatus konnten 2015- 2017 gar nicht mehr nachgewiesen werden. H. decoratus gilt als acidophile Art, deren Bestände in Sachsen-Anhalt als rückläufig bezeichnet wer- den ( D ettner & K ehl 2015). H. quinquelineatus ist eine seltene Art, die D annapfel (1980) nicht in den Altwassern des mittleren Oberrheins nach- weisen konnte. Über den Rückgang bzw. das Verschwinden aller Arten der Gattung kann nur gerätselt werden. Der Grund sollte wohl nicht in speziellen ökologischen Ansprüchen bestimmter Arten gesucht werden, sondern könnte auf Gemeinsamkeiten beruhen, die die ganze Gattung auszeichnen. Über die Er- nährung von Imagines und Larven ist aber kaum etwas bekannt. K ögel (1984a) fand heraus, dass die Imagines von H. inaequalis keine effektiven Prädatoren von Stechmückenlarven sind und ver- mutet Cladocera als wichtige Nahrungsquelle. Die Larven von H. inaequalis und H. decoratus erbeu- teten dagegen bevorzugt Stechmückenlarven. Zu den drei anderen in der Auflistung genannten Arten, die im Vergleichszeitraum nicht nachge- wiesen werden konnten, kann folgendes festge- halten werden: Hydroporus planus hatte im Jahr 1980 offensichtlich eine Population im Gebiet Brühl aufgebaut, da er dreimal dort gefunden wur- de. Davor und danach konnte die Art jedoch nie wieder in den hier behandelten Gebieten nachge- wiesen werden. In anderen Gewässern der Ober- rheinebene wurde sie allerdings öfter gefunden ( K ögel 1984a). Auch das Fehlen von Hespero­ corixa sahlbergi in der Vergangenheit kann nicht schlüssig bewertet werden. Die Art war damals in anderen Gewässern der Oberrheinebene durch- aus vertreten ( K ögel 1984a). Abbildung 22. Häufigkeit der Haliplus -Arten in den beiden Untersuchungs- zeiträumen. H. ruficollis und H. fluviatilis wurden 2015-2017 deutlich sel- tener gefunden, H. flavi­ collis und H. immaculatus konnten gar nicht mehr nachgewiesen werden. n = 50 (1979-1982), 73 (2015-2017). 0,25 0,20 0,15 0,10 0,05 0 Zahl der Funde pro Aufsammlung 1979-1982 2015-2017 Untersuchungszeitraum H. flavicollis H. ruficollis H. fluviatilis H. immaculatus

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