Carolinea 77

K ögel : Wasserkäfer und -wanzen als Fressfeinde von Stechmückenlarven 37 Bemerkenswerter ist dann wieder der Ausfall von Gerris asper in den Jahren 2015-2017, der 1979- 1982 in zwei Jahren und drei Gebieten gefun- den wurde. Das auch deshalb, weil eine andere Gerris -Art, G. odontogaster , zu den Arten zählt, die auffällig abgenommen haben. Damit sind in dieser Gattung mit fünf im Untersuchungsgebiet nachgewiesenen Arten zwei Arten von auffälli- gen Bestandsrückgängen betroffen. Gerris asper ist eine süd- und südosteuropäische Art, die in Süddeutschland ihre nördlichsten Vor- kommen hat ( S trauss & N iedringhaus 2014). In solchen Randgebieten der Verbreitung sind Po- pulationsschwankungen nichts Ungewöhnliches und sollten wohl nicht zu stark bewertet werden (siehe aber auch Kapitel 7). Insgesamt zeigt sich, dass ein Rückgang der Artenvielfalt in den untersuchten Gebieten zu verzeichnen ist (etwa 10 %) und dass einige Gat- tungen, wie Haliplus und Hygrotus, davon stärker betroffen sind. 5.3 Was sagen die Daten über den Einfluss der Stechmückenbekämpfung aus? Um diese Frage zu beantworten, muss zunächst unterschieden werden zwischen direkter und indirekter Einwirkung. Das zur Stechmücken- larven-Bekämpfung eingesetzte Mittel Bti wur- de umfassend auf mögliche Beeinträchtigung von anderen Organismen überprüft ( B ecker & M argalit 1993, T immermann & B ecker 2017). Die Ergebnisse belegen, dass direkte Schäden bei Wasserkäfern und -wanzen ausgeschlossen werden können. Schwieriger sind indirekte Auswirkungen festzu- stellen. Die Wechselbeziehungen in einem Öko- system sind äußerst komplex, und manchmal gibt es gegenseitige Beeinflussungen an ganz unerwarteter Stelle. Dennoch kann mit gewisser Sicherheit davon ausgegangen werden, dass auf der Ebene der Nahrungsbeziehungen die stärks- ten Abhängigkeiten bestehen. Das heißt in unse- rem Fall, wenn durch Bekämpfungsmaßnahmen die Stechmückenlarven stark abnehmen, sollten an erster Stelle diejenigen Arten negativ davon betroffen sein, die sich zu einem großen Teil von Stechmückenlarven ernähren. Bereits zu Beginn der Stechmückenbekämpfung in den 1970er-Jahren wurde in einer detaillierten Studie der Prädatorenkomplex der Stechmücken- larven untersucht ( K ögel 1984a). Als wichtigste Fressfeinde der Aedes-vexans -Larven wurden damals folgende Wasserkäfer festgestellt (unter den Wasserwanzen haben sich keine Arten auf diese Beutetiere spezialisiert): Rhantus conspu­ tus , Rhantus suturalis (= pulverosus ), Hydrocha­ ra (= Hydrophilus ) caraboides sowie (mit unter- geordneter Bedeutung) Hydroporus palustris und Coelambus impressopunctatus (Abb. 24). Im Fol- genden soll deshalb die Populationsentwicklung speziell dieser Arten betrachtet werden. Rhantus consputus ( S turm , 1834) Diese Art wurde, neben Mesostoma sp. (Abb. 24), als wichtigster Fressfeind von Aedes -Larven Abbildung 23. Häufig- keit der Hygrotus -Arten in den beiden Untersu- chungszeiträumen. H. in­ aequalis und H. versicolor wurden 2015-2017 deut- lich seltener gefunden, H. decoratus und H. qin­ quelineatus konnten gar nicht mehr nachgewiesen werden. n = 50 (1979-1982), 73 (2015-2017). 0,50 0,45 0,40 0,35 0,30 0,25 0,20 0,15 0,10 0,05 0 1979-1983 2015-2017 Untersuchungszeitraum H. inaequalis H. versicolor H. decoratus H. quinquelineatus Zahl der Funde pro Aufsammlung

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