Carolinea 77

42 Carolinea 77 (2019) von 0,95 entspricht. Aus der Gegenwart liegt le- diglich ein einziger Fund aus dem Jahr 2016 vor (Gebiet Ketsch) mit der Häufigkeit „selten“. Das entspricht einer Abundanz (durchschnittliche Häufigkeit) von 0,017 und damit gerade einmal 1,8 % des Wertes der Jahre 1979-1982 (Abb. 28). Diese einst häufige Art ist aus den Unter- suchungsgebieten weitgehend verschwunden. Was den Rückgang verursacht hat, darüber kann nur spekuliert werden. Hinweise auf einen allgemeinen Trend bei dieser Art konnten nicht gefunden werden. S trauss & N iedringhaus (2014) bezeichnen sie als „in Deutschland überall ver- breitet und regional oft häufig“. Imagines sowie alle Larvenstadien ( S outhwood & L eston 1959) leben räuberisch. Dabei wird jedes erreichbare potenzielle Beutetier (in Laborversuchen Clado- cera und Stechmückenlarven) gepackt und aus- gesaugt ( K ögel 1984a). Diese wenig wählerische Ernährung legt nahe, dass der Rückgang nicht mit dem Verschwinden irgendwelcher Beutetiere zusammenhängt. Auch dass die Art (obligato- risch?) flugunfähig ist ( L öderbusch 1985) liefert keine Anhaltspunkte, genauso wenig wie die Analyse der bevorzugten Lebensräume: in vege- tationsreichen Stillgewässern, auch in Fließ- und Moorgewässern ( S trauss & N iedringhaus 2014). So bleibt lediglich die Vermutung, bei C. coleoptra­ ta könnten starke Populationsschwankungen zur „natürlichen“ Dynamik gehören. Dagegen spricht allerdings, dass die Art bei eigenen Aufsammlun- gen bis zurück in das Jahr 1976 immer wieder im Gebiet gefunden wurde. Es waren also in der Ver- gangenheit keine Ausfälle zu verzeichnen. Auch in der Literatur finden sich keine entsprechenden Hinweise. Das Verschwinden der Art im Unter- suchungsgebiet bleibt also zunächst rätselhaft, könnte aber mit der Ausbreitung des Kalikokreb- ses zusammenhängen (siehe Kapitel 7.4). Hesperocorixa linnaei ( F ieber , 1848) und Sigara falleni ( F ieber , 1848) Im Vergleich zu C. coleoptrata ist der Rückgang dieser beiden Ruderwanzen als moderat zu be- zeichnen (Tab. 4). Wenn man die Unterfamilie der Cymatianinae ausklammert, die sich nicht nur hinsichtlich ihrer Ernährung von den anderen Corixiden unterscheiden, kann man auch nicht davon sprechen, dass ein auffälliger Rückgang der gesamten Ruderwanzen zu verzeichnen ist. Denn anders als bei den im Kapitel 5.2 bespro- chenen Haliplus - und Hygrotus -Arten steht den beiden rückläufigen Corixiden mit Hesperocorixa sahlbergi eine Art gegenüber, die in den Jahren 2015-2017 mehrfach, 1979-1982 aber nicht ge- funden wurde. Abbildung 27. Häufigkeit von Laccobius minutus in den beiden Untersu- chungszeiträumen. Sowohl beim Vergleich der Zahl der Funde pro Aufsammlung als auch beim Betrachten der Abundanzen (durch- schnittliche Häufigkeit) hat die Art stark abgenommen (vgl. Text). n = 50 (1979-1982, Zahl der Funde), 73 (2015- 2017, Zahl der Funde), 19 (1979-1982, Abundanz), 59 (2015-2017, Abundanz). 0,50 0,45 0,40 0,35 0,30 0,25 0,20 0,15 0,10 0,05 0 Häufigkeit von Lacobius minutus 1979-1982 2015-2017 Untersuchungszeitraum Zahl der Funde pro Aufsammlung Abundanz (durchschnittliche Häufigkeit)

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