Carolinea 77

K ögel : Wasserkäfer und -wanzen als Fressfeinde von Stechmückenlarven 45 ten und umfangreiche Zulassungsauflagen ver- sucht man, die Situation zu verbessern. Dennoch kommt es immer wieder zu Begleit- und Lang- zeitschäden. Schon früh hat man auch festgestellt, dass die Gifte nicht nur am Ort des Ausbringens wirken, sondern oft über weite Entfernungen verdriftet werden. In den Rheinauen stellen die regelmäßi- gen Hochwässer Situationen dar, in denen Gifte von außen in die Gewässer eingetragen werden. Sie werden in den Fließgewässern transportiert und reichern sich in deren Sedimenten an. Bei starken Hochwässern werden die Auenbereiche weitflächig überflutet und durchströmt (Abb. 29). In solchen Situationen werden auch Biozide oder andere Giftstoffe eingetragen. Sie können die Abnahme bzw. das Verschwinden bestimmter Arten bewirken. Von den Chironomi- den weiß man beispielsweise, dass die Schlüpf- rate durch das Herbizid Glyphosat signifikant re- duziert wird – nicht durch eine (nicht gegebene) direkte Giftwirkung, sondern durch die Schädi- gung der Pflanzendecke ( B aker et al. 2014). Gly- phosat könnte also auch in den Rheinauen eine Rolle spielen. Die Wirkmechanismen sind allerdings sehr kom- plex. W ang et al. (2016) konnten zeigen, dass die Wirkung von Glyphosat-Herbiziden auf marines Phytoplankton sehr unterschiedlich ist. Manche Arten werden geschädigt, anderen dient das Glyphosat als Phosphorquelle, und sie werden gefördert, auf wieder andere hat es gar keinen Einfluss. Und diese Unterschiede der Wirkung gehen quer durch alle Gruppen, sind also nicht deckungsgleich mit irgendwelchen systemati- schen Taxa. Auch die Trägerstoffe bzw. Abbau- produkte von Bioziden können differierende Auswirkungen auf die Organismen eines Le- bensraums haben, wie es O liveira et al. (2016) im Falle von Glyphosat gezeigt haben. Speziell bezogen auf die Fadenalgen schreiben V era et al. (2012) sogar, dass diese durch die Phosphate in den Glyphosat-Formulierungen ge- fördert werden. Es lässt sich also kein ursächlicher Zusammenhang zwischen der Abnahme von algo- phagen Arten und einem eventuellen Eintrag von Glyphosat herstellen. Bei der Vielzahl an zum Ein- satz kommenden Bioziden sowie anderer Giftstof- fe bedeutet das natürlich nicht, dass es solche Zu- sammenhänge auf anderer Ebene nicht doch gibt. 7.2 Auswirkungen von Trägermitteln, Abbauprodukten oder Düngemitteln All diese Stoffe können vor allem durch Hochwäs- ser in die Rheinauen gelangen und Auswirkun- gen auf die Vitalität von Organismen haben. Abbildung 29. Bei starken Hochwasser-Ereignissen werden oft weite Bereiche der Rheinauen überflutet und durch- strömt. Auf dem Bild die vom Wasser geflutete Zufahrt zum Sammelgebiet bei Oberhausen am 8. Januar 2018.

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