Carolinea 77
K ögel : Wasserkäfer und -wanzen als Fressfeinde von Stechmückenlarven 47 gegnüber anderen Arten ging man zunächst davon aus, er vermindere die Artenvielfalt. In- zwischen zeichnet sich ab, dass die negativen Auswirkungen überschätzt wurden ( H ellmann et al. 2017). Anders sieht es beim Kalikokrebs aus. Er kann über Land wandern und breitet sich massiv in den Stillgewässern aus ( H errmann et al. 2018a). Bei den vorliegenden Untersuchungen konnten mehrfach Massenvorkommen festgestellt wer- den. Da die Tiere das Austrocknen temporärer Gewässer durch Eingraben im Schlick überdau- ern können ( M ertens 2015, Abb. 1), sind sie bes- tens an die Überschwemmungsgebiete in den Rheinauen angepasst. Als Top-Prädator in Klein- gewässern schädigt der Kalikokrebs dort die Amphibien- und Libellenfauna ( M ertens 2015). Welch verheerende Auswirkungen eine Mas- senvermehrung in einem Kleingewässer haben kann, beschreiben H errmann et al. (2018b): Die Artenzahl des Makrozoobenthos ging in ihrem Untersuchungsgebiet um 61,11 % zurück, was wohl auch damit zusammenhängt, dass die Ma- krophyten durch den Krebs zerstört werden, so- dass vielen Arten das Siedelsubstrat und die De- ckung genommen wird. Es wird vermutet, dass solche Effekte auch zur Dezimierung der in die- ser Arbeit behandelten Arten beigetragen haben. Dafür spricht, dass viele dieser Arten positiv auf Wasserpflanzen reagieren, diese aber durch den Kalikokrebs geschädigt werden. Dieses Beispiel kann zeigen, wie groß der Einfluss einer einzigen Art auf einen Lebensraum sein kann. Im Einzel- fall kann es deshalb schwierig sein, Aussagen über den Zustand bzw. die Entwicklung von Bio- topen oder über die Gründe von Abundanzände- rungen bestimmter Arten zu machen. 7.5 Rote-Liste-Arten im Untersuchungsgebiet Wegen solcher methodischer Schwierigkeiten hat man für den Naturschutz die Roten Listen der Tiere und Pflanzen zusammengestellt. Sie sollen es ermöglichen, durch die Dokumentation besonders gefährdeter Arten den „ökologischen Wert“ bzw. die Schutzwürdigkeit von Lebens- räumen zu benennen. Das birgt natürlich die Gefahr, dass den in den Listen genannten Arten zu viel Bedeutung beigemessen wird. Dennoch freut es jeden, der mit Bestandsaufnahmen be- traut ist, wenn er in „seinem“ Gebiet Rote-Liste- Arten nachweisen kann. Weil sie darüber hinaus als Bio-Indikatoren anerkannt sind, sollen sie im Folgenden kurz vorgestellt werden. Als Quellen wurden genutzt die Rote Liste und Gesamtarten- liste der wasserbewohnenden Käfer (Coleoptera Abbildung 30. Der Tot- holzanteil in den Schluten der Rheinauen ist oft überraschend hoch. Hier das Gebiet der Ober- hausener Tongruben am 7. September 2016.
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