Carolinea 77

S chick : Landesfauna Lepidoptera – Neu- und Wiederfunde in Baden-Württemberg 57 gezeichen. Es ist nicht anzunehmen, dass sich A. M eess hier geirrt hat, der sie von der Limburg im westlichen Kaiserstuhl angibt. 4 NSG Stiegelesfels-Oberes Donautal Das NSG Stiegelesfels-Oberes Donautal um- fasst das Donautal mit seinen Hängen auf bei- den Seiten des Tals von Fridingen an der Donau (Landkreis Tuttlingen) fast bis Beuron (Landkreis Sigmaringen) sowie einen Teil der Hochfläche nördlich der Donau. Die restlichen Wiesen auf der Hochfläche sind „nur“ als sogenannte FFH- Mähwiesen (magere Flachland-/Bergmähwie- sen) eingestuft. Das Gebiet umfasst also den ursprünglichsten Teil des Durchbruchstals der Donau durch die Schwäbische Alb. Die Xero- brometen und Felskopf-Gesellschaften an bei- den Hängen des Donautals haben sich in den letzten 20 bis 40 Jahren äußerst negativ ent- wickelt: Sie sind wüchsiger, verfilzen und ver- schwinden durch Sukzession, sodass heute die Hänge zum größten Teil bewaldet sind, mit ganz geringen Resten von Trockenrasen und isolierten Felsköpfen, die noch aus demWald hervorragen. Wenn die Naturschutzverwaltung dann mit ent- sprechenden Eingriffen versucht, dem entgegen zu wirken, gibt es leider sogar Widerstände, etwa seitens der Gemeinden. Andererseits ist das Gebiet auch besonders reich an Waldgesellschaften und beschatteten Felsgesellschaften. Eine stark gefährdete Art wie Eupithecia impurata ( H übner , [1813]) kommt entsprechend an mehreren Stellen im Gebiet vor. Das Larval-Habitat für eine Art wie Phyllobro­ stis hartmanni S taudinger , 1867, Polster des Lorbeer-Seidelbastes ( Daphne cneorum L.), ist wiederum bis auf wenige Quadratmeter ge- schrumpft (2016) und war 2019 – offensichtlich durch Gemsenfraß, deren Kot an dieser Stelle häufiger war als die Pflanze – völlig vernich- tet. Von Stagmatophora heydeniella ( F ischer v . R öslerstamm , 1841), einer Art, die in (Süd-) Deutschland noch ungefähr eine Handvoll ak- tuell bekannter Vorkommen besitzt, konnte am Laibfelsen jedes Jahr nur ein einziges Exemplar gefunden werden. Das wichtigste Larval-Habitat für die unten genannten Depressariinae mit rei- chen Beständen von Heilwurz ( Seseli libanotis (L.) K och ) und Breitblättrigem Laserkraut ( Laser­ pitium latifolium L.) wurde kürzlich systematisch zerstört. Im Spätsommer wurden mehrere Ha- selnusshecken vollständig auf den Stock gesetzt und die begleitenden umfangreichen Säume mit den zwei Apiaceen rasenkurz gemäht. Um die Katastrophe vollständig zu machen, wurde die Mahd im zeitigen Frühjahr noch wiederholt. Grundlage für die Existenz der zwei Plattleibfal- ter sind jetzt nur noch zerstreute kleine Vorkom- men, die zum Teil mitten im Wald liegen. Obwohl der Verfasser in vier Jahren fast 900 Ar- ten im Gebiet nachwies, führte eine vorläufige, oberflächliche Überprüfung zum Nachweis von etwa 70 Arten, die bis jetzt nicht wieder festge- stellt werden konnten. So konnten etwa Agro­ tis clavis ( H ufnagel , 1766), Chlorissa cloraria ( H übner , [1813]), Calophasia lunula ( H ufnagel , 1766), Eupithecia irriguata ( H übner , [1813]), Eu­ xoa decora ([ D enis & S chiffermüller ], 1775), Kor­ scheltellus fusconebulosa ( D e G eer , 1778), Lasi­ ocampa trifolii ([ D enis & S chiffermüller ], 1775), Lemonia taraxaci ([ D enis & S chiffermüller ], 1775), Photedes captiuncula ( T reitschke , 1825), Scopula umbelaria ( H übner , [1813]), Scotopteryx bipunctaria ([ D enis & S chiffermülleer ] , 1775), Se­ tina irrorella ( L innaeus , 1758) nicht mehr gefun- Abbildung 7. Epischnia prodromella ( H übner , [1799]), Vogtsburg-Schelingen, NSG Ohrberg, Umgebung der Steinbrüche, 6.10.2018, Lichtfang.

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