Carolinea 77

S chick : Landesfauna Lepidoptera – Neu- und Wiederfunde in Baden-Württemberg 63 nahmen ausgerottet! Die Ausweisung des Nie- dermoorgürtels, der den Großen Trauben umgab, als Bannwald führte übrigens zum Erlöschen von extrem gefährdeten Arten wie Colias palaeno ( L innaeus , [1760]) und wird noch Arten wie Lam­ propteryx otregiata ( M etcalfe , 1917) oder Diar­ sia dahlii ( H übner , [1813]) verschwinden lassen. Letztere Art ist im Internet-Portal „Die Schmetter- linge Deutschlands“ außer im Pfrunger Ried nur noch an einer weiteren Stelle im Schwarzwald als aktuell gemeldet. Das NSG Dornacher Ried (Landkreis Ravens- burg) ist ein langgestrecktes, schmales Moor, dessen südliche Hälfte noch um 1800 zum größ- ten Teil vom damals größeren Häcklerweiher be- deckt war. Heute bildet es ein Flachmoor, dessen nördliche Hälfte im wesentlichen ein Hochmoor ist ( B ertsch 1952 ). Dieses enthält immer noch einen schönen Hochmoorkolk, obwohl nörd- lich davon wenige Dutzend Meter entfernt der großflächige Torfabbau begann und nach Süden in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts ein System von Entwässerungsgräben geschaf- fen wurde. Durch ähnliche Maßnahmen ist der Hochmoorkolk im Wurzacher Ried ausgelaufen und vernichtet worden. Größere Flächen des Flachmoors versauern wie in vielen anderen Gebieten und zeigen deutliche Tendenzen zum Übergangsmoor. Phiaris turfosana ( H errich - S chäffer , [1851]) (Abb. 15) 1 Exemplar 11.5.2012 am Licht (NSG Dornacher Ried), 1 Exemplar 27.5.2012 mittags bei Bewöl- kung NSG Pfrunger-Burgweiler Ried, Großer Trauben, 1 weiteres Exemplare kürzlich, uner- kannt in der Sammlung des Autors steckend, bei Durchsicht älteren Materials entdeckt, 30.5.2004 Tagfang, ibidem. Wiederfund für Baden-Würt­ temberg seit 1977 ( G aedike et al. 2017, LDS- BW); die Fundstelle im Großen Trauben ist ein Spirken-Hochmoor, die Fundstelle im Dornacher Ried ist dem Übergangsmoor (leider leicht über- staut) zuzurechnen. Die seltenen Nachweise las- sen auch bei dieser Art vermuten, dass sie sehr versteckt lebt. Das sollte den bayerischen Ento- mologen Mut machen, durch gezielte Nachsuche festzustellen, ob sie vielleicht noch in Bayern vor- kommt. 12 Altdorfer Wald Der Altdorfer Wald (Landkreis Ravensburg) ist das größte zusammenhängende Waldgebiet Oberschwabens, wenn man von der voralpinen Adelegg absieht. Ortsnamen auf -reute oder -schwende zeigen, dass er im Hochmittelalter noch bedeutend größer (vor allem breiter) war, so dass er bis in die neueste Zeit die Dialekt- grenze zwischen dem Schwäbischen und dem Alemannischen bildete. Damals gehörten noch größere Waldmoore, die heute etwas entfernt liegen, zu diesem Waldkomplex. Heute sind, wie vielerorts üblich, große Teile mit Fichten aufge- forstet, aber vor 1800 wurde in Forstordnungen zwischen dem Unteren Forst im Buchwald und dem Oberen Forst im Tannwald unterschieden ( v . H ornstein 1958 ). An einer Stelle, an der eine Windkraftanlage nur wenige hundert Meter vom Teilort Heißen (Gemeinde Vogt) entfernt errichtet werden sollte, wurde ein Lichtfang durchgeführt (Höhe 740 m). Die Stelle wurde danach ausge- wählt, dass in der Nähe wenigstens einige Laub- hölzer standen und die Wegränder eine etwas artenreichere Krautschicht aufwiesen (darunter Adlerfarn), und nicht, wie häufig, Drüsiges oder Kleinblütiges Springkraut bzw. Brennesseln. Abbildung 15. Phiaris turfosana ( H errich - S chäffer , [1851]), Blitzenreute, NSG Dornacher Ried, Flachmoor Häcklerweiher am Steg, 11.5.2012, Lichtfang.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1Mjc=