Carolinea 77
70 Carolinea 77 (2019) um eschenreiche Bachtäler im Einzugsbereich von Flüssen mittlerer Größe (Rems, Kocher und Jagst). Genannt werden das Bärenbachtal bei Schorndorf, das Eisbachtal bei Sulzbach- Laufen und eine Stelle im Mittleren Jagsttal (Speltbachtal). Von 1992-2007 wurde die Art im Vorland der Schwäbischen Alb am Stuifen be obachtet. Nachfolgend sollen diese Vorkommen genauer betrachtet werden. 4.1 Bärenbachtal Das Bärenbachtal ist ein feuchtes Bachtal im Welzheimer Wald bei Urbach, in welchem „N. S chmunk diese Art in den Jahren 1959-1971 registrierte“ ( E bert & R ennwald 1991). Entlang des Baches finden sich auch heute noch feuch- te Auwaldstrukturen, die weitestgehend von Hochwald umgeben sind und kaum geeignete Habitatstrukturen aufweisen. Der Unterlauf des Baches verläuft hauptsächlich durch Wirtschafts- grünland (Mähwiesen). Hier finden sich zwar bachbegleitende Eschen, die allerdings durch die Standortbedingungen mit umgebendem, of- fenem Grünland keine Eignung als Reproduk tionshabitat für die Art haben. Die Gründe für das Verschwinden der Art aus dem Bärenbachtal sind unbekannt, zumal das genaue Habitat und die potentiellen Veränderungen vom Autor nicht recherchiert werden konnten. Ein Zusammen- hang mit Nutzungsänderungen (Aufforstungen, intensivere Wiesenbewirtschaftung) ist aber wahrscheinlich. 4.2 Eisbachtal Das Eisbachtal stellt ebenfalls ein feuchtes Bachtal im Einzugsbereich des Kochers bei Sulz- bach-Laufen dar. Ähnlich wie oben beim Bären- bachtal finden sich auch hier entlang des Baches feuchte Auwaldstrukturen. Von Wald umgebene Wiesen beziehungsweise Weiden zeigen keine abwechslungsreichen Saum-Mantelstrukturen mehr, zur Reproduktion geeignete Eschen sind kaum zu finden. Viele Bereiche imWald sind auf- geforstet und mit Fichten bestanden. Die Gründe für das Verschwinden dürften ähnlich gelagert sein, wie bereits für das Bärenbachtal vermutet. 4.3 Speltbachtal Das Speltbachtal ist ein Seitental der Jagst bei Buchenbach. Die Population wurde von A. E ber hard (mdl. Mitt.) von ca. Mitte der 1970er Jahre bis zum Verschwinden in den Jahren 1991/1992 beobachtet. Interessanterweise wurden paral- lel zum Verschwinden in diesem Habitat an den beiden neu entdeckten Vorkommen extrem hohe Individuenzahlen der Art festgestellt. Beim Speltbachtal handelt es sich um ein in den Muschelkalk eingeschnittenes Bachtal. Die Hanglagen sind weitestgehend mit Wald bestan- den, wobei sich Laubwaldbereiche mit Fichten- forsten abwechseln. Nach Angaben von lokalen Landwirten waren die Hänge im 19. Jahrhundert weitgehend durch Schafweiden geprägt. Erst Ende des 19. bzw. zu Beginn des 20. Jahrhun- derts wurden die Hanglagen teilweise mit Fich- ten aufgeforstet. Die Laubwaldanteile bildeten sich durch natürliche Sukzession. Die Auenbereiche sind (u.a. bedingt durch Quell austritte) sehr feucht, was dazu führte, dass sich kleinräumig auwaldtypische Strukturen mit Be- ständen der Gemeinen Esche ( Fraxinus excel sior ) ausbildeten. Daneben wurden und werden einige bachbegleitende, feuchte Wiesen weitest- gehend extensiv bewirtschaftet. Heute wird das Habitat größtenteils von Hoch- wald mit meist geschlossenem Kronendach do- miniert, was durch verstärkte Beschattung der tiefer liegenden Schichten sehr wahrscheinlich die kleinklimatischen Verhältnisse verändert hat. Wiesen, welche noch sonnig stehende, für E. maturna geeignete, randständige (Alt-)Eschen beherbergen, sind nur noch in geringem Maße vorhanden, zudem isoliert voneinander. Auch günstig stehende junge Eschen (z.B. innerhalb kleiner Lichtungen) findet man kaum. Die bis vor rund 30 Jahren noch existierenden lichten Be- reiche zwischen den Waldstücken entlang der Wege sind sukzessionsbedingt zugewachsen oder wurden aufgeforstet. Das Haupthabitat, eine große Feuchtwiese (Abb. 2), zeigt mittler- weile eine komplette Bewaldung der Hanglagen und eine Krautschicht, deren Artenzusammen- setzung auf hohen Nährstoffeintrag schließen lässt. Sie bietet kaum mehr geeignete Blüten für die Nahrungsaufnahme der Falter. Die inzwi- schen gut 100-jährigen Fichten werden wegen der heutigen klimatischen Situation mit langen Trockenphasen und der damit verbundenen Bor- kenkäferproblematik gegenwärtig (August 2019) sukzessive entnommen, so dass im Moment so- gar wieder lichtere Strukturen entstehen. Es scheint, dass das Verschwinden von E. matur na an diesem ehemaligen Fundort mit Faktoren zusammenhängt, die speziell mit Veränderungen im Habitat zu tun haben und nicht auf z.B. klima- tische Gründe zurückzuführen ist. A. E berhard (mdl. Mitt.) nannte als Grund vor allem die inten- sivere Bewirtschaftung der Wiesen in der Bach-
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