Carolinea 77

M ayer : Historische und aktuelle Verbreitung des Eschen-Scheckenfalters 71 aue, was letztlich zum Rückgang potentieller Saugpflanzen führte. Insgesamt war die von E. maturna genutzte Fläche vergleichsweise klein und für eine langfristige Besiedelung durch die Art möglicherweise nicht geeignet. Als weiterer Aspekt ist zu sehen, dass, verglichen mit den ak- tuellen Lebensräumen, die Anzahl der lagegün- stigen Eschen auch früher schon gering war. Die Angabe aus dem Grundlagenwerk „Schmetter- linge Baden-Württembergs“ ( E bert & R ennwald 1991) mit 15 durch A. E berhard nachgewiesenen Raupennestern aus dem Jahre 1988 zeigt, dass die Population zuletzt sehr individuenschwach war. Die beiden anderen von A. E berhard (mdl. Mitt.) genannten Fundstellen im mittleren Jagsttal, die bis in die 1970er Jahre noch besetzt waren, sind ebenfalls kleine Bachtäler mit vergleichbarer Habitatstruktur. Für das Verschwinden der Art an diesen beiden Stellen sind wohl ähnliche Ur­ sachen wie beim Speltbachtal verantwortlich. 4.4 Stuifen Der Stuifen ist ein bekannter, der schwäbischen Alb vorgelagerter Zeugenberg mit einer Höhe von 750 m. Das dortige Habitat der Art zeichnet sich durch mehr oder weniger intensiv bewirt- schaftete Mähwiesen aus, welche von einigen Eschenstreifen (Eschenhecken) durchzogen sind. Die Mähwiesen zeigen an den von der Art besiedelten Stellen weitestgehend mesophilen Charakter. Die Kuppe des Stuifens ist vollstän- dig bewaldet. Die von E. maturna hauptsächlich besiedelten Bereiche waren die west- und nord- exponierten Hanglagen unterhalb der bewal- deten Kuppe. Die zur Reproduktion dienenden Eschenhecken verlaufen meist parallel zum un- teren Waldrand der bewaldeten Kuppe. Eiabla- gen waren stets auf den der Kuppe zugewandten Seite der Eschen zu finden, also in östlicher bis südlicher Exposition. Wie bereits erwähnt, wurde die Population am Stuifen im Jahre 1992 durch K.-H. M üller -K öll ­ ges entdeckt. Die Individuendichte muss sowohl in diesem als auch in den Folgenjahren enorm hoch gewesen sein (siehe Bild, Band 10 in E bert & R ennwald 2005, mündl. Mitteilung von M. M ei ­ er ). Die weitere Populationsentwicklung dort ist gut dokumentiert, insbesondere durch die Umsetzungsmaßnahmen des Artenschutzpro- grammes Schmetterlinge Baden-Württemberg, welche hier von M. M eier in den Jahren 1996- 2008 durchgeführt wurden. Vom Autor wurde der Standort 1997 zur Flugzeit besucht (4.6). Auch in diesem Jahr waren die Falterzahlen sehr hoch, wenngleich auffallend Abbildung 2. Ehemalige Fundstelle von Euphydryas maturna im Speltbachtal. Die Hanglagen sind mittlerweile komplett bewaldet. Die bachbegleitende Wiese bietet durch Nutzungsintensivierung kaum noch geeignete Nek- tarpflanzen. Die Eschen im Bildhintergrund (linksseitig) waren nach A. E berhard (mdl.) immer wieder mit Raupen- gespinsten besetzt; 22.5.2016.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI1Mjc=