Carolinea 77

72 Carolinea 77 (2019) war, dass sich das Falterleben größtenteils auf einer vergleichsweise kleinen Fläche abspielte. In den Jahren mit hoher Populationsdichte konn- ten auch in der näheren Umgebung an verschie- denen Stellen Raupengespinste nachgewiesen werden, die aber nicht zur Ausbildung dauerhaft neuer Teilpopulationen führten. Lediglich östlich des Stuifens gab es Nachweise für eine Teilpo- pulation aus den Jahren 1996 bis 2005, die sich auf Grund der größeren Distanz zu den West- hängen des Stuifens wahrscheinlich unabhängig von der Hauptpopulation reproduzierte. Ein Großteil der Falter hielt sich vornehmlich auf den zur Flugzeit ungemähten Wiesen auf, insbesondere unterhalb der bewaldeten Kuppe am „Hinterberg“ (Abb. 3). Hier konnten Ende der 1990er Jahre neben den Faltern auch die mei- sten Präimaginalstadien nachgewiesen werden. Im Wald waren dagegen nur einzelne Raupen- gespinste auffindbar, welche an lichten Stellen amWegrand zu finden waren (z.B. am 3.8.1996). Zu Beginn der 2000er Jahre kam es dann paral- lel zum Vorkommen in der Kocher-Jagst-Region zu einem Einbruch der Population. Sie erhol- te sich davon nicht mehr, so dass von Jahr zu Jahr immer weniger Nachweise gelangen. Al- lerdings waren die Individuenzahlen auch schon davor rückläufig. Auffällig war, dass ab dem Jahr 2000 eine zunehmende Verlagerung in ein sehr kleines Teilhabitat („Gschwendwiesen“, Abb. 4) stattfand. Der größte Teil der Raupengespinste konnte nur dort gefunden werden. Dabei wurde insbesondere ein rund 100 m langer, mit eini- gen Eschen durchsetzter Waldrand, dem wenige Jungeschen vorgelagert waren, als Ablageort von den Weibchen genutzt. Leider wurden die Eschen im Waldmantel im Jahr 2004 aufgeastet, so dass deren Eignung als Wirtsbäume weitest- gehend verlorenging. Die Zahl der Raupenge- spinste nahm von Jahr zu Jahr weiter ab. Im Frühjahr 2007 wurden vomVerfasser noch gut ein Dutzend überwinterte Raupen in der Kraut- schicht auf eng begrenzter Fläche gefunden. M. M eier (mündl. Mitteilung) wies im gleichen Jahr, am 12.7.2007, noch drei Raupengespinste nach. Seither gilt der Eschen-Scheckenfalter am Stuifen als verschollen. Mehrere gezielte Nach- suchen (v.a. durch M. M eier ) in den Folgejahren blieben erfolglos. 4.5 Mögliche Gründe für das Verschwinden am Stuifen Die Verlagerung des Reproduktionshabitates deu- tet darauf hin, dass sich die Bedingungen im Kern- Abbildung 3. Haupthabitat am Stuifen (Hinterberg). In den 1990er Jahren konnten hier teilweise enorme Indivi- duenzahlen festgestellt werden. In der mit Eschen durchsetzten Heckenzeile waren zahlreiche Raupennester zu finden. Entlang der kleinen Böschung in der Wiese saßen im Frühjahr häufig überwinterte Raupen; 27.8.2019.

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