Carolinea 77

76 Carolinea 77 (2019) Eschen und Wiesen gelegene Wirtschaftsweg durch Aushub verbreitert, was den in diesem Be- reich befindlichen, überwinternden Raupen mas- siv geschadet hat. Im Jahr 1995 konnte nur noch ein Raupengespinst festgestellt werden. Im Jahr darauf und den Folgejahren gelang kein Nach- weis mehr. Erst seit den 2000er Jahren wird die Art dort wieder sporadisch festgestellt. Im Jahr 1994 wurde durch gezielte Nachsuche in den angrenzenden Gebieten das eigentliche Kernhabitat gefunden (Abb. 6). Die Zahl der Nachweise von Faltern und Präimaginalstadien war sehr hoch, wenn auch keine genauen Zäh- lungen, insbesondere der Raupengespinste, vorgenommen wurden. In den Folgejahren schwächte sich die Populationsdichte leicht ab, um letztlich in den Jahren 2001 und 2002 einen Tiefpunkt zu erleben. (Die Populationsentwick- lung am Stuifen verlief interessanterweise ähn- lich.) Danach erholte sich der Bestand wieder, was zu einem vorübergehenden Populationshoch im Jahre 2004 führte. Am 26. Juni 2004 konnten beispielsweise in einem Teilbereich des Kernha- bitats drei Dutzend Falter beobachtet werden. Entsprechend hoch war die Zahl der erfassten Raupengespinste (ca. 150). 2005 erfolgte gegenüber dem Vorjahr wiederum ein leichter Rückgang des Bestandes. Die Fol- gejahre verliefen dann, bezogen auf die Indivi- duenzahlen, relativ konstant auf mittlerem Ni- veau. 2009 kam es dann zu einem prägnanten Populationshoch, welches an den Umfang zu Beginn der 1990er Jahre erinnerte. Eine durch- gehende Kartierung des Gesamthabitats er- brachte die bis heute größte Anzahl nachgewie- sener Raupengespinste. Die Gespinstzählungen in den Jahren 2010-2012 zeigten nicht mehr ganz die hohen Nachweiszahlen. Trotzdem hatte das Populationshoch weiterhin Bestand. Im Jahr 2013 kam es dann wiederum zu einem Einbruch der Population. Die abnehmenden Ge- spinstzahlen erreichten ihren Tiefpunkt im Jahre 2016, die so niedrig waren, dass ein Erlöschen der Population zu befürchten war. Glücklicher- weise hat sich der Bestand danach abermals erholt, sodass er gegenwärtig wieder als stabil angesehen wird, auch wenn sich die besiedelte Fläche merklich verkleinert hat. 6.4 Gründe für die Populationsentwicklung Euphydryas maturna ist dafür bekannt, dass ihre Häufigkeit jahrweise starken Schwankungen un- terliegt ( B olz 1995, F ischer et al. 2017). Dabei Abbildung 6. Ausschnitt aus dem aktuell besetzten Habitat in der Kocher-Jagst-Region. Die sonnig stehenden Eschen entlang des Waldrandes dienen den Weibchen von Euphydryas maturna zur Eiablage. Die zur Flugzeit nicht gemähte Wiese im Vordergrund ist reichlich von Wiesen-Pippau durchsetzt, an welchem die Falter Nektar saugen.

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