Carolinea 77
M ayer : Historische und aktuelle Verbreitung des Eschen-Scheckenfalters 77 wird von regelmäßigen Zyklen ausgegangen. Häufigkeitsschwankungen bis um den Faktor 10 gelten als normal ( B olz et al. 2013). Für die Fund- stelle in der Kocher-Jagst-Region lässt sich dies nur teilweise bestätigen. Die Ausschläge können deutlich stärker sein. Es konnte z.B. innerhalb von nur drei Jahren ein Populationsanstieg um den Faktor 20 festgestellt werden (Zählungen der Raupengespinste zwischen 2016 und 2019). Die Einbrüche verliefen dagegen stets flacher. Auch eine Regelmäßigkeit der Populationsent- wicklungen nach einem bestimmten zyklischen Muster lässt sich nicht erkennen. Nach bisherigen Erkenntnissen scheinen für die Populationsentwicklung besonders witterungs- bedingte Faktoren ausschlaggebend zu sein. So gingen in den beiden Jahren mit auffälliger Abnahme der Individuenzahlen (2013 und 2016) jeweils Starkregenereignisse am Ende des Mo- nats Mai voraus. 2016 führte das zu kurzzeitigem Hochwasser in der Talaue (Abb. 7), die zu diesem Zeitpunkt mit Raupen und Puppen besetzt war. Besonders auffällig war die niedrige Anzahl an Faltern, die im Jahre 2013 beobachtet wurden, obwohl die Menge der gefundenen Frühjahrsrau- pen enorm hoch war und nach den langjährigen Erfahrungen wesentlich höhere Falterzahlen er- warten ließen. Ungewöhnlich war zudem, dass zu Beginn der Flugzeit die Anzahl der beobachte- ten Männchen recht hoch war, die späteren Fal- terzahlen aber auffallend niedrig. Wahrscheinlich sind viele erwachsene Raupen auf Grund dieses Starkregenereignisses mit partieller, kurzzeitiger Überschwemmung in der Bachaue verendet. Was hingegen der Art offensichtlich sehr entge- genkommt, sind warme und niederschlagsarme Witterungsbedingungen im Frühjahr während der Entwicklung der Raupen nach der Überwin- terung. Jahren mit hoher Individuendichte ging häufig ein warmes und eher niederschlagsarmes Frühjahr voraus. Auch der Umstand, dass an beiden baden-württembergischen E.-maturna - Standorten in den Jahren 2001 und 2002 die Po- pulationen einbrachen, unterstützt die Annahme des starken Einflusses der Witterung (der März 2001 war sehr kalt und niederschlagsreich). 7 Biologie der Falter 7.1 Phänologie Imagines E bert & R ennwald (1991) geben für die Nach- weise der Falter in der Oberrheinebene eine Zeitspanne vom 26.5. bis 20.6. an. Für das Neckar-Tauberland liegen Meldungen vom 23.5. Abbildung 7. Extrem starke Regenfälle Ende Mai 2016 verursachten kurzzeitiges Hochwasser in der (mit Raupen und Puppen besetzten) Talaue; 4.6.2016.
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