Carolinea 77
82 Carolinea 77 (2019) in einem durch einen Waldgürtel abgetrennten Teilhabitat erfolgte, fanden sich die wenigen be obachteten Männchen wieder an jener Stelle ein. In manchen Jahren wird dieses kleine Areal auf angrenzende Flächen erweitert. Beispielsweise nutzten für das Revierverhalten einige männliche Falter im Jahre 2019 eine benachbarte Fläche, welche durch Pflegemaßnahmen (Schlehenent- fernung) im Rahmen des Artenschutzprogramms Schmetterlinge Baden-Württembergs (ASP) v.a. aus wenigen bodennah austreibenden Kräutern und einigen nachgetriebenen Schlehenschöß- lingen bestand. Die kaum kniehohen Schlehen dienten dabei als Ansitzwarten, da sie aufgrund fehlender höherwüchsiger Pflanzen der Umge- bung gegenüber (meist Rohboden) exponiert waren. Die genannten Flächen befinden sich an einer Hangoberlage und scheinen für die Suche nach Weibchen von besonderer Bedeutung. Die sich anschließende Hangwiese weist zur Flug- zeit gewöhnlich einen hohen Blütenreichtum auf, was letztlich viele Weibchen anlockt. Die meisten beobachteten Kopulae konnten im Bereich die- ser beiden Flächen festgestellt werden. Die Männchen wählen als Sitzwarte meist die Blütenstände hoher Gräser aus. Daneben wer- den Blütenstände hochwüchsiger Kräuter (und damit aus der Krautschicht herausragend) ge- nutzt. Auch die Bäume und Sträucher der Feld- gehölze werden häufig angeflogen (Abb. 14), teilweise in Höhen von über 15 m. Insbesondere exponierte Zweige eignen sich als Ansitzwar- ten für die Falter. Die Männchen fliegen die ge- nannten Sitzwarten an, die in der Regel immer besonnt sind. Sind dies Blüten hoher Gräser, werden die Flügel meist dachartig nach unten geklappt (Abb. 15). Hier verweilen die Falter kur- ze Zeit, um dann aufzufliegen und eine weitere exponierte Sitzwarte anzufliegen. Vorbeiflie- gende Artgenossen werden gejagt und in einen kurzen „Luftkampf“ verwickelt. Die Falter fliegen dabei sehr weit in die Höhe und gehen erst nach einigen Sekunden (Dauer meist 3-10 Sekunden) wieder auseinander, um erneut einen günstigen Sitzplatz aufzusuchen, manchmal an derselben Stelle. Gelegentlich sitzen die Falter nur weni- ge Zentimeter voneinander entfernt, ohne sich Beachtung zu schenken. Fliegt einer der Falter auf, geht der Revierkampf sofort los. In solche Kämpfe können bis zu sechs Männchen verwi- ckelt sein. In seltenen Fällen attackieren einzelne Männchen auch Konkurrenten direkt auf deren Sitzwarte. Auch andere Schmetterlingsarten (z.B. Polygonia c-album , Araschnia levana ) bis hin zu vorbei fliegenden Käfern werden gejagt. Entdeckt ein Männchen ein Weibchen, wird dieses zunächst im Flug verfolgt, manchmal nur wenige Sekunden, gelegentlich auch länger als eine Minute. Eine ausgeprägte Balz findet nicht statt. Das Weibchen setzt sich nun im Mantel- bereich oder in der Krautschicht ab. Das Männ- chen platziert sich entweder unmittelbar neben Abbildungen 14-15. Typische Sitzpositionen von Männchen beim Revierverhalten; 23.5.2019; 21.5.2018.
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