Carolinea 77
M ayer : Historische und aktuelle Verbreitung des Eschen-Scheckenfalters 83 das Weibchen, oder hält einen Abstand von ca. 30 cm, um dann krabbelnd zumWeibchen zu ge- langen. Das Männchen beginnt sofort den Hin- terleib zu krümmen, und es kommt unmittelbar zur Kopula (Abb. 16-18). Kopulae wurden in der Krautschicht wenige Zentimeter über dem Boden, auf Blüten, auf Sträuchern, und in verschiedenen Höhen von Bäumen beobachtet. Häufig finden diese auch auf exponierten Ästen der Esche statt, die dann spä- ter auch zur Eiablage dienen. Die Paarung dauert normalerweise mindestens zwei Stunden. Neben der oben beschriebenen Stelle konnte noch in weiteren Bereichen im Habitat die Part- nerfindung mit den beschriebenen Ritualen be- obachtet werden, wenn auch nur in manchen Jahren. Offensichtlich ist, dass insbesondere zu Beginn der Flugzeit, Falter beider Geschlechter sich in bestimmten, oft eng abgegrenzten Are- alen innerhalb des Habitats treffen, wie die über- durchschnittlich hohen Falterzahlen an solchen Stellen zeigen. Diese Plätze können von Jahr zu Jahr etwas variieren. Gemeinsam ist ihnen, dass sie in der Regel über ein großes Blütenspektrum verfügen, um den Faltern genügend Nahrung zu liefern. An solchen Stellen sind die Wiesen zumindest teilweise noch nicht gemäht oder be- weidet. Die Flächen zeigen einen Aufbau des be- grenzendenWaldmantels mit einer ausgeprägten Schichtung durch Sträucher und Krautsäume. Bei fehlenden Sträuchern und wenig stufig auf- gebauten Waldrändern können auch ausladende Äste die Funktion der Sitzwarten übernehmen. Interessanterweise sind die Bereiche mit hohen Falterdichten nicht zwangsläufig dort, wo im vo- rausgegangenen Frühjahr besonders viele Rau- pen zu finden waren. Auch wenn E. maturna als Monobiotopbewohner gilt ( S chiller 2007), stellen sich Reproduktions- und Falterhabitate nur teilweise als kongruent dar. Gelegentlich finden Falterpaarungen auch deutlich außerhalb der oben beschriebenen Fal- tertreffpunkte statt. Die Männchen zeigen neben dem beschriebenen Revierverhalten auch eine Tendenz zu Patrouillenflügen (meist entlang von Waldrändern). Diese Strategie kann ebenso zum Paarungserfolg führen. 7.4 Nahrung der Falter Die Falter von E. maturna haben einen un- gewöhnlich hohen Nahrungsbedarf. Bei den Weibchen kann man das über deren gesamte Lebensspanne beobachten. Die Männchen sind besonders während der Phase mit Revierverhal- Abbildungen 16-18. Kopulae von Euphydryas maturna in der Kraut- (16, 25.5.2011), Strauch- (17,1.6.2008), und Baumschicht (18, 11.6.2010).
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