Carolinea 77

86 Carolinea 77 (2019) ders in ungemähten Saumbereichen meistens noch reichlich vorhanden ist (Abb. 25). Keine Beobachtung liegt von Schwarzem Holunder ( Sambucus nigra , Adoxaceae) vor, der in der Li- teratur wiederholt genannt wird (z.B. F ischer et al. 2017). Die Nutzungsfrequenz der zur Nektaraufnahme gewählten Pflanzen ist natürlich auch im Zu- sammenhang mit deren Verfügbarkeit zu sehen (siehe Liguster). Das Blütenspektrum auf be- stimmten Flächen kann von Jahr zu Jahr unter- schiedlich sein. Zudem variiert die Bewirtschaf- tung jahrweise etwas, so dass das quantitative Angebot an bestimmten Saugblüten nicht immer gleich ist. Vielfach wurde beschrieben, dass die Falter von E. maturna nicht nur Nektar als Nahrungsquelle nutzen ( B olz 1995). Insbesondere die Aufnahme von Mineralien soll hier eine große Rolle spielen. B olz (1995) vermutet sogar, dass Männchen überhaupt nicht an Blüten saugen, sondern aus- schließlich Mineralien aufnehmen. Dem Autor liegen ebenfalls von anderen deut- schen E.-maturna -Vorkommen (Berchtesga- dener Land, Steigerwald) Beobachtungen vor, nach welchen die Männchen überwiegend auf geschotterten Wegen saugten und potentielle Saugblüten weitestgehend ignoriert wurden. Am Stuifen war ein solches Saugverhalten (Schot- terweg, Schweiß) neben Blütenbesuchen eben- falls regelmäßig zu beobachten. Auch von der Kocher-Jagst-Region liegen solche Saugbeob­ achtungen vor. Diese spielen, verglichen mit der Anzahl an Blütenbesuchen, hier jedoch eine un- tergeordnete Rolle. Zu Beginn der Flugzeit konnten speziell in Jah- ren mit hoher Individuendichte in wenigen Fällen Männchen beobachtet werden, welche auf As- phalt (Bitumen) saugten. Weiter liegen Saugbe- obachtungen beider Geschlechter an feuchten und trockenen Stellen am Boden (insbesondere an Steinen im Bachbett, Abb. 23) vor. Speziell an sehr heißen Tagen ist dieses Verhalten mehrfach beobachtet worden. Weiterhin wurden im Untersuchungsgebiet von den Faltern z.B. menschlicher Schweiß und Blattausscheidungen gerüsselt. Bei den nicht an Blüten saugenden Faltern handelt es sich stets um Einzelbeobachtungen. An Kot oder Aas sau- gende Falter konnten nicht festgestellt werden. Man sieht beim Saugverhalten von E. maturna in der Kocher-Jagst-Region, wie wichtig das Vorhandensein von Blüten für die Art als Nah- rungsquelle ist. Zudem wird deutlich, dass die Art an den einzelnen Standorten in Deutsch- land z.B. bei der Nahrungsaufnahme der Falter oder der Nahrung der Frühjahrsraupen unter- schiedliche Verhaltensweisen zeigt, die als An- passung an die jeweiligen Habitatbedingungen zu deuten sind. Für die Umsetzung gezielter Schutzmaßnahmen kann dies von großer Be- deutung sein. Tabelle 2. Nektarpflanzen von Euphydryas maturna , nach Häufigkeit gelistet Nektarpflanze Häufigkeit der Nutzung als Nahrungsquelle Wiesen-Pippau ( Crepis biennis ) Giersch ( Aegopodium podagraria ) Sehr häufige Beobachtungen (in jedem Jahr von beiden Geschlechtern in besonders großem Umfang genutzt) Ackerwitwenblume ( Knautia arvensis ) Roter Hartriegel ( Cornus sanguinea ) Häufige Beobachtungen (jahrweise von beiden Geschlechtern regelmäßig genutzt) Wiesen-Flockenblume ( Centaurea jacea ) Scharfer Hahnenfuß ( Ranunculus acris ) 1 Wiesenknöterich ( Polygonum bistorta) Wiesenkerbel ( Anthriscus sylvestris ) Gewöhnliche Schafgarbe ( Achillea millefolium ) Gewöhnlicher Liguster ( Ligustrum vulgare ) 2 Gelegentliche Beobachtungen (Nachweise aus den meisten Jahren, eher mäßige Nutzung) Gewöhnlicher Klettenkerbel ( Torilis japonica ) Wiesen-Margerite ( Leucanthemum vulgare ) Wiesen-Bärenklau ( Heracleum sphondylium ) Seltene Beobachtungen (Einzelnachweise aus wenigen Jahren) Gänseblümchen ( Bellis perennis ) Weißklee ( Trifolium repens ) Einmalige Beobachtungen (jeweils nur Männchen) 1 überwiegend Männchen 2 im Haupthabitat nur an wenigen Stellen vorhanden

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