Carolinea 78
S chütz et al.: Algenbestände des Überlinger Sees – früher und heute 17 Die Ähnlichkeit der Diatomeengesellschaften verschiedener Tiefen, Probenahmezeitpunkte und –orte wurde mit Hilfe einer Ähnlichkeitsa- nalyse verglichen. Hierzu wurde der Similaritäts- index nach R ohr (SIMI, zitiert in H ofmann 1994) berechnet. Die Berechnungen erfolgten nach folgender Formel in MS-Excel. Hierbei bedeuten: (1, 2) = zu vergleichende Gesellschaften; n = Ge- samtartenzahl; Ni1, Ni2 = relative Häufigkeit der i-ten Art in der Gesellschaft 1 bzw. 2. Die Werte können den in Tabelle 1 genannten Ähnlichkeitsgraden zugeordnet werden. Tabelle 1. Zuordnung der Ähnlichkeitsgrade nach SIMI ( R ohr 1977, zitiert in H ofmann 1994). SIMI Werte Ähnlichkeit 0.00 – 0.19 Keine Ähnlichkeit 0.20 – 0.49 Geringe Ähnlichkeit 0.50 – 0.69 Mittlere Ähnlichkeit 0.70 – 0.89 Gute Ähnlichkeit 0.90 – 0.99 Hohe Ähnlichkeit Die Nomenklatur der Algen richtet sich nach G uiry & G uiry (2019). 3 Ergebnisse 3.1 Zustand vor 100 Jahren L auterborn (1922) und Z immermann (1927) be- schreiben mit jeweils etwas unterschiedlichen Gliederungs-Ansätzen eine von Wassertiefe und Exposition geprägte Algenflora, deren Zusam- mensetzung zumindest in Grundzügen überein- stimmt. Nach L auterborn sind drei Tiefenstufen mit jeweils charakteristischen Dominanten zu un- terscheiden: eine obere Schizothrix/Rhizocloni- um -Zone bis in 10 m Tiefe, gefolgt von einer Ae- gagropila profunda -Zone zwischen 10 und 25 m Tiefe, wo auch die Hauptvorkommen der Rotalge Hildenbrandia rivularis und der Braunalge Boda- nella lauterbornii lokalisiert sind und eine Zone von Gongrosira codiolifera von 25–35 m Tiefe, die „der Oberfläche der festeren Kalkkrusten ei- nen grünen Schimmer verleiht“ ( L auterborn ). Die darauf folgende Untersuchung von Z immer - mann versucht eine pflanzensoziologische, nach kleinstandörtlichen Gegebenheiten (Exposition) bestimmte Gliederung. Unterschieden werden mehrere Assoziationen: eine Spirogyra adna- ta - Assoziation bis in 10 m Tiefe, eine zwischen 10 und 20 m allgemein verbreitete Cladophora (= Aegagropila ) profunda - Chamaesiphon incru- stans -Assoziation, eine in schattigen Nischen und Klüften wachsende Hildenbrandia - Bodanel- la -Assoziation mit Hauptverbreitung zwischen 15 und 35 m, sowie lokal Diatomeen-dominierte Bestände, oft an der Unterseite von Vorsprüngen und in verschiedenen Tiefenstufen. Als vorherr- schende Arten nennt Z immermann Cladophora profunda Brand [= Aegagropila profunda (Brand) Heering], Hildenbrandia rivularis und Bodanella lauterbornii . Alle anderen Arten traten an Menge deutlich zurück. Damit weicht Z immermann bei der Benennung der oberen und der unteren Zone deutlich von L auterborn ab, auch beim vorgefundenen Ar- teninventar gibt es einige Unterschiede. Dies ist zum Teil begründet in abweichenden taxo- nomischen Zuordnungen einiger Taxa. Die von L auterborn als Lithoderma fuviatilis Areschoug [= Heribaudiella fluviatilis (Areschoug) Svede- lius] angeführte Braunalge erkennt er als neue Art ( Bodanella lauterbornii W.M.Zimmermann), die nach L auterborn in größeren Tiefen häufige Grünalge Gongrosira codiolifera Chodat ordnet er der Art Gongrosira debaryana zu. Vorkommen von Schizothrix werden von Z immermann nicht er- wähnt, dafür erscheint die fädige Grünalge Spi- rogyra adnata (Vaucher) Kützing bei ihm neu als Besiedler geringerer Tiefen. Beide Autoren erwähnen zudem Vorkommen der Rotalge Batrachospermum moniliferum Roth [= B. gelatinosum (L.) De Candolle], Chantransia - Stadien und verschiedene Formen chroococca- ler Blaualgen sowie Chamaesiphon incrustans als Aufwuchs auf den Fäden von Aegagropila . In größeren Tiefen (> 35 m) waren nach Maßgabe beider Autoren nur noch wenige Algen anzutref- fen. Neben diesen als „Algen“ bezeichneten Taxa gesteht L auterborn den Diatomeen eine größe- re Bedeutung zu. Als besonders bezeichnend erwähnt er Epithemia hyndmannii W.Smith 1850 mit einer Hauptverbreitung in 15 – 20 mTiefe, da- neben noch Melosira arenaria D.Moore ex Ralfs 1843 [= Ellerbeckia arenaria (D.Moore ex Ralfs) R.M.Crawford 1988]. Beide Arten waren mas- senhaft als Aufwuchs auf den Fäden der Grün- algen Aegagropila und Rhizoclonium vertreten. Beschränkt auf die obere Wasserschicht waren weitere Arten: Achnanthes minutissima [ =Ach-
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