Carolinea 78
S chütz et al.: Algenbestände des Überlinger Sees – früher und heute 19 handelt. Entdeckt wurden auch zwei winzige Ko- lonien der früher häufigen Rotalge Hildenbrandia rivularis in zwei aus ca. 10 bzw. 15 m Tiefe ent- nommenen Proben bei Überlingen. Bei weiteren, in geringer Menge oder vereinzelt auftretenden Taxa handelt es sich um mehr oder weniger frei bewegliche fädige oder coccale For- men, deren Ursprung aus dem Plankton oder aus oberflächennahen Habitaten nicht auszu- schließen ist. Sie waren aufgrund ihrer geringen Grösse und weil sie nur in einzelnen Exemplaren vorkamen, nicht sicher bis zur Art bestimmbar. Vorhanden waren Vertreter der fädigen Blaual- gen-Gattungen Leptolyngbya , Pseudanabaena und Phormidium . Nicht gefunden wurde die von Z immermann beschriebene, violett gefärbte und schmalfädige Heteroleibleinia lachneri. Dem Untergrund verbunden waren zudem von Grünalgen gebildete wenigzellige, coccale oder kriechende Thallus-Fragmente. Sie waren in der Mehrzahl ebenfalls nicht näher bestimmbar. Bei einem Fund dürfte es sich aufgrund ihrer erheb- lichen Zellgröße und der prostraten Wuchsform um die bereits von L auterborn genannte Gongro- sira codiolifera handeln, die aber von Z immermann später der Art Gongrosira debaryana zugeordnet wurde. Nicht im Probematerial befand sich dagegen die vor 100 Jahren in Tiefen von 10 bis 20 m noch dichte Rasen bildende Aegagropila profunda , ebenso wenig die den Thalli dieser Art aufsitzen- de Blaualge Chamaesiphon incrustans . Auch die sowohl von L auterborn als auch von Z immermann erwähnten, aus den Chantransia -Stadien hervor- gehenden Thalli der Rotalge Batrachospermum gelatinosum wurden nicht gefunden. Die Wand bei Wallhausen ist streckenweise durch schmale Stufen vertikal gegliedert, die meist mit einer vegetationslosen Kalkschutt-Auf- lage bedeckt, gelegentlich aber von Characeen und selten von Myriophyllum spicatum und Elo- dea nuttallii besiedelt sind. Von den Characeen waren Chara globularis und Nitella opaca ver- treten, letztere war allerdings selten, wurde aber noch in 30 m Tiefe gefunden. Bei Überlingen war lediglich Chara globularis in Tiefen von 10–20 m vorhanden. Nicht mehr gefunden wurde das zum letztenmal 1964 aus dem Bodensee gemeldete Moos Fissidens grandifrons . Die Thalli der makroskopischen Chara globularis waren von Kalkkrusten bedeckt, die wiederum von Algen besiedelt waren. Ein erheblicher Teil der Algen-Taxa war ausschließlich auf diesen Ablagerungen zu finden: die kalkabscheidende krustige Grünalge Gongrosira incrustans und zwei fädige Blaualgen, Homoeothrix juliana und eine schmale Form, die wegen ihrer dunkel ge- färbten Scheiden Tapinothrix gracilis (= Homoe- Abbildung 1. Von Beständen der Zebramuschel ( Dreissena polymorpha ) überzogene Molassewand bei Wallhau- sen. – Foto: T homas H olfelder .
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