Carolinea 78

30 Carolinea 78 (2020) cken (Ensifera) gehört mit einer Körpergröße von 14 bis 17 mm zu den kleinsten Vertretern der Beißschrecken (Decticinae) in Mitteleuropa. Kennzeichnend ist eine gelb- bis graubraune Grundfärbung mit kontrastreicher dunkler Fär- bung (Abb. 1). Auf den relativ schmalen Vorder- flügeln, die bei beiden Geschlechtern das Hinter- leibsende knapp überragen, verläuft ein brauner Längsstreifen, der in charakteristischer Weise durch fünf gelbe, schräg stehende Querstreifen unterteilt ist. Auch die Halsschild-Seitenlappen sind dunkel gefärbt und weisen zudem einen hellen Saum auf. Über dem Auge verläuft eine gelbe, beidseitig schwarz gesäumte Linie bis zum Halsschildrand. Weitere, eindeutige Bestim- mungsmerkmale bilden die kurze, nur etwa 5 mm lange und stark gebogene Legeröhre der Weib- chen sowie die vor dem letzten Drittel gezähnten Cerci der Männchen. Die Lautäußerungen der Männchen bestehen aus gereihten, mehr oder weniger regelmäßig geäußerten kratzenden Silben, die ohne Hilfsmit- tel höchstens 1 bis 2 m weit wahrnehmbar sind. Sie ähneln hinsichtlich Verlauf und Struktur ent- fernt den Lautäußerungen des Warzenbeißers. Da das Frequenzspektrum ein Maximum bei 30- 40 kHz aufweist, ist der Spontangesang mithilfe eines US-Detektors sehr gut erfassbar ( H eitz & H ermann 1993). Die Braunfleckige Beißschrecke legt ihre Eier oberirdisch in trockenen oder markhaltigen Pflanzenstängeln ab. Die Eiablage erfolgt nach C oray (1993) meist einige bis mehrere Zentime- ter über dem Boden, wobei sowohl Gräser als auch Kräuter genutzt werden. Die Entwicklung umfasst sechs bis sieben Larvenstadien ( I n - grisch & K öhler 1998), erste Larven sind ab der zweiten Aprilhälfte anzutreffen. Adulte Tiere tre- ten in der Regel ab Anfang Juli auf. Die Nahrung bilden vorwiegend Gräser und Kräuter, daneben wird wohl gelegentlich auch tierische Nahrung genutzt ( C oray 1993, I ngrisch & K öhler 1998). Allgemeine Verbreitung und Vorkommen in Deutschland Bei der Braunfleckigen Beißschrecke handelt es sich um eine west- und südeuropäische Art, deren Verbreitungsgebiet sich von Nordafrika über die Iberische Halbinsel, Italien und Frank­ reich südöstlich bis nach Istrien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina erstreckt. In Mitteleuropa erreicht die Art in Baden-Württemberg ihre nord- östliche Verbreitungsgrenze ( D etzel 1998). Während die Braunfleckige Beißschrecke in Süd- und Zentralfrankreich häufig und weitverbreitet ist, wird sie nach Nordosten hin deutlich seltener oder fehlt teilweise ganz ( S ardet et al. 2015). Der erste Nachweis aus dem Elsass stammt von D öderlein (1913). Danach wurde sie erst wieder zwischen 1986 und 1988 in der Elsässer Rhein- ebene, bei Hüningen (ehem. Kiesgrube), Hirtz- felden (Umfeld einer Kiesgrube) und Habsheim (entlang A35), festgestellt ( C oray 1993). In der Schweiz wurde die Braunfleckige Beiß- schrecke erstmals von T horens (1995) im Kanton Genf nachgewiesen. Nach B aur et al. (2006) ist sie hier aktuell nur aus dem NSG Moulin de Vert bei Cartigny bekannt, wo sie in 350-370 m Höhe in geringer Dichte vorkommt. Vorkommen der Art in Österreich sind nicht bekannt. Gesicherte Nachweise der Braunfleckigen Beiß- schrecke für Deutschland liegen bislang nur aus Baden-Württemberg vor. Meldungen aus Bran- denburg sind laut D etzel (1998) äußerst unwahr- scheinlich und nicht belegt. Erste Funde der Art in Baden-Württemberg stammen vom Kaiserstuhl aus den 1920er-Jah- ren. Erst 1992 gelang der Wiederfund am süd- lichen Oberrhein durch H eitz & H ermann (1993). Von D etzel (1998) werden vier Vorkommen der Art in Baden-Württemberg aufgeführt, die alle vom Südlichen Oberrhein (Markgräflerland, Kai- serstuhl) bzw. aus der Offenburger Rheinebene stammen: – Standortübungsplatz Müllheim/Hügelheim, – Flugplatz Freiburg, – Flugplatz Bremgarten, – Rheinhafen Kehl. Abbildung 1. Männchen der Braunfleckigen Beißschre- cke bei Kirrlach. – Foto: A nja B etzin .

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