Carolinea 78
32 Carolinea 78 (2020) Beschreibung der Habitatflächen Bei den besiedelten Flächen bei Kirrlach han- delt es sich um kleinschlägige Acker- und Wie- senbrachen auf der Niederterrasse des Rheins. Besiedelt sind vorwiegend kleinere, schmale Ausgleichsflächen, die im Rahmen eines Flur- bereinigungsverfahrens zum Bau der Ortsum- gehung Kirrlach ausgewiesen wurden. Die Ausgleichsflächen werden im Auftrag der Stadt Waghäusel als Flächeneigentümerin jährlich ein- mal im September/Oktober gemäht, das Mähgut wird abgeräumt (Herr Sand, mündl. Mitteilung). Einzelne Artnachweise gelangen auch im Be- reich des Straßenbegleitgrüns der 2009 fertig gestellten Umgehungsstraße. Die Böden im Gebiet sind ausgesprochen sandig und nährstoffarm und weisen neben niedrigen pH-Werten eine geringe Wasserhaltekapazität auf. Die zumeist schmalen Wiesenschläge und Grasstreifen zwischen den Ackerflächen sind durch ein ruderales Erscheinungsbild gekenn- zeichnet. Verbreitet sind Offenbodenstellen (z. B. durch Kaninchenbauten, Fahrspuren) innerhalb oder am Rand der lückig ausgeprägten Grasve- getation. Die von der Braunfleckigen Beißschre- cke bevorzugt besiedelten Bereiche zeichnen sich durch eine lockere Schicht aus Obergräsern und Kräutern aus, die aus einer ansonsten überwie- gend niederwüchsigen Vegetation herausragen (Abb. 3). Ähnliche Habitatbedingungen werden von H eitz & H ermann (1993) für die Vorkommen der Braunfleckigen Beißschrecke bei Freiburg, Müllheim/Hügelheim und Kehl angegeben. Der Pflanzenbestand der besiedelten Flächen besteht überwiegend aus typischen Arten der trockenen Saumgesellschaften und Ruderal- fluren, denen verbreitet kennzeichnende Arten der Sand- und Magerrasen beigemischt sind. Häufig vorhanden sind unter anderem Gemeiner Beifuß ( Artemisia vulgaris ), Echtes Leinkraut ( Li- naria vulgaris ), Grau-Kresse ( Berteroa incana ), Geflecktes Johanniskraut ( Hypericum perfora- tum ), Rispen-Flockenblume ( Centaurea stoebe ), Kanadisches Berufskraut ( Conyza canadensis ), Schafgarbe ( Achillea millefolium ) und Weißer Gänsefuß ( Chenopodium album ). Häufige Grä- ser sind Schwingel-Arten ( Festuca sp.), Wolliges Honiggras ( Holcus lanatus ) und Taube Trespe ( Bromus sterilis ). Als typische Sandrasenarten sind zum Beispiel Berg-Sandglöckchen ( Jasi- one montana ), Sprossendes Nelkenköpfchen ( Petrorhagia prolifera ), Knorpel-Lattich ( Chon- drilla juncea ), Hasen-Klee ( Trifolium arvense ) und Filzkräuter ( Filago sp . ) zu nennen. Während ein Großteil der Vegetation auf den sandigen Flächen im Verlaufe des Sommers vertrocknet, bildet sich zum Herbst hin wieder eine niedrige, nahezu geschlossene Vegetationsdecke auf den Flächen aus (Abb. 4). Möglicherweise kommt diese Wiederbegrünung dem bereits erwähnten Feuchtigkeitsbedürfnis der Eigelege und der Larven entgegen und trägt maßgeblich zur Ha- bitateignung der Flächen für die Braunfleckige Beißschrecke bei. Auf niederwüchsigen, deckungsarmen Schlä- gen ohne Obergräser oder herausragende Blü- tenpflanzen und auf Wiesen mit einer dichten Schicht aus Obergräsern wurde die Art bei Kirr- lach nicht festgestellt. Auch ausdauernde Rude- ralfluren mit dichter, hochwüchsiger Vegetation Abbildung 2. Aktuelle Fund- orte von Tessellana tessellata bei Kirrlach (rot) – Kartogra- phie: F rieder D äublin .
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