Carolinea 78

Carolinea 78 (2020): 37-41, 3 Abb.; Karlsruhe, 29.01.2021 37 Zum Vorkommen von Dendrophagus crenatus ( P aykull , 1799), einer seltenen, boreomontan verbreiteten Totholzkäferart im Nationalpark Schwarzwald (Coleoptera: Silvanidae) J örn B use , U lrich B ense & J ochen S chünemann Kurzfassung Dendrophagus crenatus (Coleoptera: Silvanidae) ist Teil einer Gemeinschaft xylobionter Käfer, die fast aus- schließlich in totholzreichen und vom Menschen wenig beeinflussten Wäldern zu finden sind. Die Art kann als Zeiger für naturnahe Strukturen in den Höhenlagen des Schwarzwaldes interpretiert werden. Ausgehend von ersten Nachweisen in den ehemaligen Bannwäldern am Wilden See und am Hohen Ochsenkopf in den Jah- ren 1995/96 liegen nun aus fast allen Bereichen des Schutzgebiets Nachweise von D. crenatus vor. Erstmals werden diese Funde aus dem Gebiet besprochen und Erkenntnisse zur Nutzung des Lebensraums diskutiert. Die Vorkommen befinden sich in einer Höhenlage zwi- schen 730 und 1070 m. Dabei fanden sich Käfer und deren Larven häufig unter der Rinde abgestorbener stehender und liegender Fichten und Kiefern, seltener an Tanne, Buche und Eberesche. Als boreomontan ver- breitete Totholzkäferart findet D. crenatus bedingt durch die dynamischen Prozesse im Nationalpark Schwarz- wald sehr gute Lebensraumbedingungen vor. Abstract On the occurrence of Dendrophagus crenatus ( P aykull , 1799) – a rare, boreomontane saproxylic beetle in the Black Forest National Park (Coleoptera: Silvanidae) Dendrophagus crenatus (Coleoptera: Silvanidae) is one of a group of saproxylic beetles associated with forests with large amounts of dead wood and a low level of hu- man impact. This species is an indicator of near-natural structures in the upper regions of the Black Forest.While the first records stem from the former strictly protected forest reserves at the Wilder See and at the Hoher Och- senkopf in 1995/96, the species is now present in almost all parts of the Black Forest National Park. Populations were found at altitudes of between 730 and 1.070 m. Beetles and their larvae were recorded under loose bark of standing and lying dead spruce and pine, rarely on silver fir, rowan and beech. Habitat conditions have im- proved for D. crenatus in recent years due to dynamic processes in the Black Forest National Park. Autoren Dr. J örn B use , Nationalpark Schwarzwald, FB Öko - logisches Monitoring, Forschung und Artenschutz, Kniebisstr. 67, 72250 Freudenstadt; E-Mail: joern.buse@nlp.bwl.de U lrich B ense , Obergasse 29, 72116 Mössingen; E-Mail: bense.uli@t-online.de J ochen S chünemann , LÖGB, Fehrenbachallee 65, 79106 Freiburg; E-Mail: loegb@posteo.de Einleitung Mit Dendrophagus crenatus (Coleoptera: Silva- nidae) beherbergt der Schwarzwald eine inte- ressante Totholzkäferart mit boreomontaner Ver- breitung von den spanischen Pyrenäen bis ins östliche Sibirien (H alstead et al. 2007). Der Käfer besiedelt abgestorbene, stärker dimensionierte Fichten und Kiefern, seltener Tannen und Laub- bäume. Man findet die Tiere oft unter der sich lösenden Rinde (Abb. 1). Aufgrund seiner Sel- tenheit und dieser Lebensraumansprüche wird D. crenatus in der Roten Liste Tschechiens als stark gefährdet ( F arkac et al. 2005) und in Deutschland als gefährdet eingestuft ( S chmidl & B üche , im Druck). Landesweit erfolgte ebenfalls eine Einstu- fung als stark gefährdete Art, innerhalb Deutsch- lands hat Baden-Württemberg eine besondere Schutzverantwortung für diese Spezies ( B ense 2002). In Gebieten mit vom Menschen wenig be- einflussten Wäldern wie in den Kalkalpen gehört D. crenatus zu den charakteristischen Arten ( E ckelt & K ahlen 2012). Die schon früher doku- mentierten Vorkommen im Harz, im Schwarzwald und aus den Alpen sowie dem Alpenvorland sind auch heute noch die einzigen Gebiete mit Nach- weisen in Deutschland ( H orion 1960, B leich et al. 2020). Hinzu kommen die seit wenigen Jahren bekannten Vorkommen im Osten bzw. Südosten von Sachsen ( H ornig 2015, P ütz 2015) sowie im württembergischen Allgäu und auf der Adelegg ( B ense & L öderbusch , eigene Beobachtungen). Aus dem Nordschwarzwald liegen im Gebiet des Nationalpark Schwarzwald aus den ehemaligen Bannwäldern Wilder See (Totholzkäfererfassung 1995/96) und Hoher Ochsenkopf (Totholzkäfer- erfassung 1995 und 2014/15) Nachweise vor. Durch dynamische Prozesse vor allem in der

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