Carolinea 78
38 Carolinea 78 (2020) Kernzone des Nationalparks entstanden in den letzten Jahren wertvolle Totholzstrukturen, die für D. crenatus Lebensraum bieten können. Daher wollen wir alle Funde aus dem Gebiet des Nati- onalparks Schwarzwald nutzen, sowohl die Ver- breitung der Art im Gebiet als auch Erkenntnisse zum Lebensraum zu diskutieren. Verbreitung im Gebiet Die ersten Nachweise im Gebiet gelangen durch die Untersuchungen der beiden ehemaligen Bannwälder Wilder See und Hoher Ochsenkopf in den Jahren 1995 und 1996 ( B ense & G eis 1998). Bereits damals wurde D. crenatus nicht nur in den Bannwaldflächen, sondern auch im angrenzenden Wirtschaftswald an entspre- chenden Strukturen nachgewiesen. Durch das Waldentwicklungsmonitoring im Nationalpark Schwarzwald liegen nun auch Informationen zur Verbreitung über die gesamte Nationalparkflä- che vor: Bisher konnte D. crenatus auf 16 von bisher 86 untersuchten Dauerbeobachtungs- flächen (2017/18) mittels Lufteklektoren nach- gewiesen werden. Weitere Funde gelangen im Schönmünztal in Flächen mit abgestorbenen Fichten ebenfalls mittels Lufteklektoren. Im Zuge des aktuell laufenden Projektes „Waldbiodiver- sität entlang eines Bewirtschaftungsgradienten“ der FVA Freiburg (Abteilung Waldnaturschutz) wurden seit dem Jahr 2018 auf insgesamt 45 Flächen im Schwarzwald Totholzkäferuntersu- chungen durchgeführt. Sechs dieser Untersu- chungsflächen befinden sich im Nationalpark. Es handelt sich um die Bannwälder Wilder See und Hoher Ochsenkopf, zwei Vergleichsflächen in Wirtschaftswäldern und zwei künstlich geschaf- fene Freiflächen. Auf allen sechs Flächen wurde D. crenatus mit insgesamt 70 Individuen mittels Handfang bzw. der Leimring- und Lufteklektor- methode erfasst. Aktuell können somit insgesamt Funde von 187 Individuen ausgewertet werden. Mit Ausnahme des Gebietes um den Plättig ganz im Norden des Nationalparks, liegen aus allen Bereichen des Schutzgebiets Nachweise von D. crenatus vor. Die Vorkommen befinden sich in einer Hö- henlage zwischen 730 und 1070 m. Lebensraumpräferenzen und Nachweismöglichkeiten Bei der Inventarisierung der Totholzkäferfauna in den ehemaligen Bannwäldern Hoher Och- senkopf und Wilder See wurden Handfänge, Leimringe und Fensterfallen bzw. Lufteklektoren eingesetzt. Dabei ließen sich Nachweise von D. crenatus mit allen drei Standardmethoden erzielen. Die Art lässt sich aber vor allem gut mit Lufteklektoren bzw. Fensterfallen nachwei- sen (eigene Beobachtungen, K asak et al. 2012). Grundsätzlich findet man Imagines und Larven der Art an bereits abgestorbenen Bäumen, be- vorzugt an Nadelbäumen. Dabei nutzt sie sowohl stehende, als auch liegende Stämme mittlerer Stärke in besonnter oder halbschattiger Lage ( M öller 2009). Der Käfer ist ein fester Bestandteil reich strukturierter Bergmischwälder und des bo- realen Nadelwaldes (Abb. 2). Mittels Leimringen an abgestorbenen Fichten und Kiefern konnten Tiere sowohl an noch berindeten als auch an un- berindeten Bäumen nachgewiesen werden. Die Handfänge brachten Nachweise unter der Rinde abgestorbener stehender und liegender Fichten und Kiefern (Waldkiefern und Bergkiefern), sel- tener an Tannen. Dort findet man in der Regel auch die Larven (Abb. 3) zusammen mit den Ima- gines. Im Januar 2019 kam es im westlichen Teil Abbildung 1. Dendrophagus crenatus unter Kiefernrin- de. Der Fundort zeichnet sich durch lose Rinde, begin- nende Verpilzung und eine gewisse Restfeuchte aus. – Foto: J örn B use .
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