Carolinea 78
B use et al.: Eine seltene Totholzkäferart im Nationalpark Schwarzwald 39 des Nationalparks zu vielen, durch Schneelast bedingten Gipfelbrüchen. Am westlichen Teil des Hohen Ochsenkopf konnten sich die Käfer an den abgebrochenen Wipfeln erfolgreich reprodu- zieren. Larven und Imagines wurden hier an stär- keren Kiefernwipfeln gefunden. Außergewöhn- lich erscheint ein Nachweis an einem Leimring, der an einer Buche im ehemaligen Bannwald Wilder See platziert war. Außerdem wurde auch ein Individuum aus einem Kiefernast gezüch- tet (Hoher Ochsenkopf). Diese Beobachtungen aus dem Gebiet des Nationalpark Schwarzwald bestätigen die weitgehende Bindung der Art an Koniferen ( Abies alba , Pinus spec., Picea abies ) ( H orion 1960, P rieto et al. 2015). Allerdings wur- de die Art im Zuge des Projektes „Waldbiodiver- sität entlang eines Bewirtschaftungsgradienten“ im Nationalpark und im übrigen Schwarzwald mehrfach an der Eberesche ( Sorbus aucuparia ) nachgewiesen. Diese Nachweise wurden mit der Klopfprobe, aber auch durch mechanische Rin- denablösung erbracht. Seltener gelangen Funde an Ahorn ( Acer sp.), Rotbuche ( Fagus sylvatica ) und an Eichen ( Quercus sp.). Aus Masuren und Ostpreußen liegen alte und neue Angaben zur Fundsituation vor. L entz (1879) nennt Funde un- ter Eichenrinde in Masuren und unter Birkenrin- de in Königsberg. In Masuren wurde die Art auch unter Erlenrinde gefunden ( M aciejewski 1993). Die Käfer sind recht konstant über die Vegeta- tionsperiode nachweisbar: Handfänge brachten Nachweise zwischen Anfang Mai und Ende Sep- tember, bei Leimringen sogar bis Ende Oktober. P ütz (2015) fand die Art im Dezember zahlreich unter Rinde. Somit lassen sich wohl ganzjährig Vorkommen belegen. Fazit Die Art profitiert von den dynamischen Prozes- sen im Nationalpark, welche in einem größeren Angebot toter Fichten und Kiefern resultieren. Diese Prozesse laufen vor allem in der streng geschützten Kernzone sowie in der Entwick- lungszone des Nationalparks ab. Die natürliche Dynamik nach Windwurf, Borkenkäferfraß oder Wipfelbrüchen spielt für den Lebensraum dieser Totholzkäferart eine große Rolle. Dies zeigt sich beispielsweise auch in der aktuellen Verbreitung der Art in Polen, wo viele Nachweise in den tot- holz- und strukturreichen Gebieten der Natio- nalparks Bialowieza und Bieszczady sowie in weiteren Naturwaldreservaten gemacht wurden ( B orowski 2001, H olly 2007). Dendrophagus crenatus ist nach den nun vorliegenden Erkennt- nissen im Gebiet des Nationalpark Schwarzwald weit verbreitet, wenn auch stets nur bei Vorhan- Abbildung 2. Reich strukturierter Lebensraum von Dendrophagus crenatus am Hohen Ochsenkopf im Nationalpark Schwarzwald. Es herrscht ein optimales Angebot an Alt- und Totholzstrukturen. – Foto: J örn B use .
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