Aufgaben des Referats Botanik

Was ist Botanik?

Der Begriff »Botanik« bezeichnet die wissenschaftliche Beschäftigung mit Pflanzen. Das Wort ist abgeleitet von altgr. botáne, ›Pflanze, Vegetation‹.

1753 veröffentlichte der schwedische Botaniker Carl Linnaeus sein Werk "Species Plantarum" und etablierte das binomiale System (Gattung und Art) zur Benennung von Pflanzen. Jede neue Pflanzenart muss seither in einer anerkannten wissenschaftlichen Zeitschrift oder einem Buch beschrieben und veröffentlicht werden. Heute werden auf dem International Botanical Congress Regeln für die Pflanzennomenklatur festgelegt.

Im Freiland gesammelte Pflanzen- und Pilzexemplare gelangen in einem nahezu konstanten Strom ins Museum für Naturkunde. Sie sind das Rohmaterial, die Bausteine botanischen Wissens. Zwischen Papierbögen gepresst und begleitet von Feldnotizen warten sie darauf, identifiziert, katalogisiert, klassifiziert und analysiert zu werden.

Experten für Systematik dokumentieren Organismen und gruppieren sie auf eine Weise, die ihre evolutionären Beziehungen widerspiegelt, indem sie eine Vielzahl von Techniken anwenden, um die grundlegenden Eigenschaften einer untersuchten Pflanze zu lernen, von einfachen Messungen von Pflanzenteilen und -formen bis hin zu anspruchsvolleren mikroskopischen, biochemischen und molekularen Ansätzen. Dann können sie die Pflanze aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit anderen einer bestimmten taxonomischen Gruppe zuordnen.

Ethnobotaniker und Ethnomykologen untersuchen wie Menschen in aller Welt Pflanzen und Pilze nutzen, z.B. als Nahrungsmittel, Medizin, für Utensilien, Konstruktion, Kleidung etc. Dies war auch einer der Hintergründe für Markgräfin Karoline Luise die Botanische Sammlung und den Botanischen Garten in Karlsruhe aus der Taufe zu heben, Dabei werden intensive Anstrengungen unternommen, um das Potenzial in Pflanzen zu entdecken und zu nutzen, bevor ihre genetischen Ressourcen durch das Aussterben verloren gehen.

Botanische Forschung widmet sich der Form und Funktion des Pflanzenkörpers, der Klassifizierung der Pflanzenarten, den phytochemischen und genetischen Grundlagen, der ökologischen Einordnung von Pflanzenarten und -gemeinschaften, und deren Nutzung und Schutz.

Traditionell wurden (und werden) der Botanik neben Gefäßpflanzen, Moosen und Algen auch weitere Artengruppen angegliedert. Diese Gruppen, die Pilze und Flechten (= lichenisierte Pilze), werden heute allerdings als eigenes Reich angesehen, tatsächlich sind sie näher mit den Tieren als mit den Pflanzen verwandt. Aus Traditionsgründen verbleibt jedoch die Mykologie, die wissenschaftliche Beschäftigung mit Pilzen, als ein Teil der Botanik.

Die Aufgaben des Referats Botanik am SMNK sind:

  • Sammeln, Identifizieren und Beschreiben von Pflanzen und Pilzen und ihre Bewahrung in Sammlungen für die Zukunft
  • Forschung zur Verbreitung von Pflanzen und Pilzen sowie der Umweltbedingungen, unter denen sie heute leben
  • Forschung zur Nutzung von Pflanzen und Pilzen (Ethnobotanik und Ethnomykologie)
  • Forschung zu ökologischen und naturschutzfachlichen Themen
  • Forschung zur Taxonomie nordhemisphärischer pflanzenparasitischer Kleinpilze
  • Wissenschaftliche und technische Betreuung der Sammlungen
  • Aufbereitung und Bereitstellung der Daten aus den Sammlungen in Form von Datenbanken für die Wissenschaft, andere Dienststellen und die interessierte Öffentlichkeit
  • Beratung der Öffentlichkeit und anderer Dienststellen in Fragen zu Flora, Vegetation, Pflanzen und Pilzen

Der geographische Schwerpunkt der Arbeit in der Botanik liegt einerseits in Südwest-Deutschland, andererseits im Bereich von Mittelgebirgen und Gebirgen weltweit, v.a. dem Kauakasus, Himalaya, und Anden.

Was ist ein Herbarium?

In einem Herbarium werden getrocknete und gepresste Pflanzen und Pilze archiviert. Jeder Beleg ist auf einem Herbarbogen montiert und mit einem Etikett versehen, auf dem neben dem Artnamen auch das Funddatum, der Fundort und der Sammler vermerkt, und teilweise auch der Nutzen, vermerkt sind. Alle größeren Herbarien weltweit sind im "Index Herbariorum" registriert. Die internationale Abkürzung des Herbariums Karlsruhe ist KR. Herbarpflanzen sind, wenn sie trocken und insektenfrei gelagert werden, sehr lange haltbar. Die ältesten Belege in Karlsruhe stammen noch aus der Gründungszeit der Sammlung unter Markgräfin Karoline Luise, und sind über 250 Jahre alt.

Ethnobotanik und Ethnomykologie

Pflanzen versorgen die Menschheit mit unseren grundlegendsten Ressourcen – Nahrung, Medikamente, Fasern, Baumaterialien und eine Reihe anderer wirtschaftlich wertvoller Produkte und wesentlicher Dienstleistungen. Die Zerstörung von Lebensräumen, die Überernte von Pflanzen, die Ausbreitung invasiver Arten, der Klimawandel und andere menschliche Aktivitäten haben jedoch enorme nachteilige Auswirkungen auf Pflanzen und ihre Ökosysteme. Da jedes Jahr viele Pflanzenarten entdeckt werden, die für die Wissenschaft neu sind, warten viele zweifellos noch auf ihre Entdeckung, und viele gehen für immer verloren, bevor wir die Chance haben, sie zu finden und zu studieren und ihr Potenzial auszuschöpfen. Viele andere, die identifiziert, aber noch nicht mit modernen Methoden auf ihre nützlichen Eigenschaften untersucht wurden, sind vom Aussterben bedroht. Vielleicht gab es noch nie zuvor in der Menschheitsgeschichte ein dringenderes Bedürfnis, die für die menschliche Existenz lebenswichtigen pflanzlichen Ressourcen zu entdecken, zu verstehen, zu erhalten und nachhaltig zu nutzen.

Ethnobotanik und Ethnomykologie beschäftigen sich mit der Nutzung von Pflanzen und Pilzen durch den Menschen. Ethnobotanik und Ethnomykologie bedeuten dabei einfach die Untersuchung von Pflanzen, und Pilzen die von Menschen in verschiedenen Teilen der Welt verwendet werden, egal ob z.B. im Amazonasbecken, Himalaya, Kaukasus oder im Schwarzwald.

Zur Erfüllung dieser vielfältigen Aufgaben verfügt das Referat Botanik über zwei Wissenschaftlerstellen, zwei Präparatorenstellen und eine Volontärsstelle. Viele Aufgaben werden von ehrenamtlichen Mitarbeitern erfüllt und nach Möglichkeit auch weiteres Personal über Drittmittel-Projekte eingeworben.

Interessiert an einer Forschungskooperation? Themen für Forschungs- oder Abschlussarbeiten gesucht? Melden Sie sich gerne bei uns!

Bei Fragen zu Gefäßpflanzen, Moosen und Flechten, und zur Nutzung von Pflanzen (Ethnobotanik) können Sie sich an Prof. Dr. Rainer Bussmann wenden. E‑Mail: rainer.bussmann@smnk.de

Bei Fragen zu Pilzen und Algen können Sie sich an Dr. Markus Scholler wenden. E‑Mail: markus.scholler@smnk.de