Mykologische Untersuchungen im ehemaligen Bannwald Wilder See (Nordschwarzwald)
Im fast 150 ha großen ehemaligen Bannwald Wilder See im heutigen Nationalpark Schwarzwald wurde von 2013 bis 2019 in einem vom Naturkundemuseum Karlsruhe (Markus Scholler) und dem Nationalpark Schwarzwald (Flavius Popa) geleiteten Citizen Science-Projekt mit 30 Mitarbeitern die Mykodiversität erfasst. Finanziert wurde das Projekt vom Nationalpark Schwarzwald, dem Regierungspräsidium Karlsruhe, dem Naturkundemuseum Karlsruhe und der LBBW. Bei dem Gebiet handelt es sich um ein noch sehr junges Urwaldgebiet mit einigen wenigen Altwaldbeständen, in dem der forstwirtschaftliche Einfluss mit der Dominanz der Rotfichte (Picea abies) noch immer erkennbar und der ursprüngliche Rotbuchen-Weißtannen-Wald nur in einigen kleineren Flächenanteilen erhalten ist. Unter Einbeziehung von 125 historischen Belegen (gesammelt von H. Neubert von 1969 bis 2002) konnten 723 Arten verteilt auf fast 2400 Belege ermittelt wurden, darunter auch weniger gut untersuchte Gruppen wie aquatische Pilze, mykophile Pilze und pflanzenparasitische Kleinpilze. Sämtliche Belege wurden im Pilzherbarium des Naturkundemuseums deponiert. Die potentielle Zahl der Arten wurde mit ca. 1261 errechnet. Für die Bestimmung wurden neben klassischen lichtmikroskopischen auch molekularbiologische Methoden (rDNA-Barcodes) für die Bestimmung und die Klärung der Lebenszyklen bei wirtswechselnden Rostpilzen eingesetzt. Die Ergebnisse wurden 2021 in der ersten Ausgabe der Wissenschaftszeitung „Forschung im Nationalpark Schwarzwald“ publiziert. Auf jede Art wird eingegangen und viele der Arten illustriert. Die Ergebnisse werden auch unter Berücksichtigung anthropogener Einflüsse (Granitschotterwege, Klimaverschiebung, forstwirtschaftliche Geschichte) und der Bedeutung der Weißtanne für die Mykodiversität diskutiert. Die mykologischen Arbeiten am Wilden See werden unter Leitung des Nationalparks Schwarzwald fortgesetzt.
Ausgewählte Publikationen
- Scholler M., Popa F. (Hrsg.) (2021):
- Die Pilze des ehemaligen Bannwalds Wilder See im Nationalpark Schwarzwald unter besonderer Berücksichtigung der mit Abies alba (Weiß-Tanne) vergesellschafteten Arten. Forschung im Nationalpark Schwarzwald 1: 1-480; https://cloud.landbw.de/index.php/s/27rC3qcQd2LRMHP