Biodiversität streubewohnender Arthropoden der Naturwälder Javas
Java ist mit ca. 127 Millionen Einwohnern die am dichtesten besiedelte Insel Indonesiens. Es verwundert deshalb nicht, dass große Gebiete entwaldet und in Nutzflächen umgewandelt wurden. Allerdings haben bislang noch viele Berge und einige wenige Tieflandgebiete Reste ihrer natürlichen Vegetation von tropischem Regenwald behalten. Einige dieser Gebiete sind als Nationalparks ausgewiesen, andere haben einfacheren Schutzstatus.
Während die Vogel- und Säugetierfauna relativ gut bekannt ist, steckt die Kenntnis der Arthropoden Javas noch in den Kinderschuhen. Für die meisten Gruppen gibt es noch keine umfassenden Bestimmungswerke. Der Großteil der streubewohnenden Arthropoden Javas ist noch unbeschrieben, d.h. diese Arten besitzen oftmals noch keinen wissenschaftlichen Namen und es kann auf keine Beschreibung in der Literatur verwiesen werden. Auch ist das Material südostasiatischer Bodenarthropoden, das in Museumssammlungen vorhanden ist, wenig umfangreich. Bodenarthropoden werden kaum ohne gezielte Suche gefunden, wie das bei einigen anderen Insektengruppen der Fall ist. Die Proben müssen gesiebt und durch verschiedene Techniken aus dem Gesiebe ausgelesen werden.
Im Jahr 2005 begann A. Riedel eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Yayuk R. Suhardjono, Cahyo Rahmadi and Hari Nugroho vom Zoologischen Museum Bogor, dem wichtigsten zoologischen Museum in Indonesien. Während gemeinsamer Sammelreisen in den Jahren 2005, 2006, und 2010 wurden viele Primärwaldgebiete auf Java das erste Mal auf Bodenarthropoden untersucht. Ein hoher Anteil streubewohnender Arthropoden sind flugunfähig und deshalb in ihrem Ausbreitungsvermögen stark eingeschränkt. Viele sind für kleine Gebiete, wie z.B. einzelne Berge endemisch.
Das Ziel dieses Projekts ist es, flächendeckend möglichst viele Proben von streubewohnenden Arthropoden zu sammeln. Mit diesem Material als Grundlage sollen ausgewählte taxonomische Gruppen revidiert werden. A. Riedel arbeitet an Curculionidae, Y. R. Suhardjono an Collembola, und C. Rahmadi an der Weberknecht-Gattung Stylocellus. Viele neue Arten sollen erstmalig wissenschaftlich beschrieben werden. Aufgrund dieser Daten können Verbreitungsmuster untersucht werden. Es wird möglich sein, Gebiete mit einem besonders hohen Anteil endemischer Arten zu erkennen. Faktoren, die Unterschiede lokaler Diversität bestimmen, sollen untersucht werden. Java ist Teil des vulkanischen Sundabogens und ist in weiten Bereichen vulkanischen Ursprungs. Der Einfluss des Vulkanismus auf Muster der Biodiversität wird untersucht.
Außerdem wird es möglich sein, für Zwecke des Naturschutz eine Prioritäten-Liste zu liefern. Gebiete mit hoher Diversität an Bodenarthropoden sollten höher eingestuft werden, als vergleichbare Gebiete mit geringerer Diversität, sofern kein Konflikt mit anderen Gruppen (wie Pflanzen oder Wirbeltieren) besteht. Aufgrund unserer vorläufigen Daten sollte das Gebiet des Mt. Sawal eine hohe Schutzpriorität besitzen; leider ist bislang der Schutzstatus dieses Gebietes relativ niedrig. Flaggschiffarten des Naturschutz verschwinden bzw. sind im Falle des Java Tigers bereits verschwunden. Es ist zu hoffen, dass das Vorhandensein endemischer Arthropoden diesen Verlust etwas kompensieren kann und dass der Wert der Naturwälder immer noch vor Politikern und der Öffentlichkeit gerechtfertigt werden kann.
Das Projekt wurde durch Beihilfe RI 1817/1-1 der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt und wird derzeit teilweise durch Beihilfe RI 1817/3-1 finanziert.
Ausgewählte Publikationen
- Riedel A., Tänzler R., Balke M., Rahmadi C., Suhardjono Y.R. (2014):
- Ninety-eight new species of Trigonopterus weevils from Sundaland and the Lesser Sunda Islands. ZooKeys 467: 1-162
Liste der Mitarbeiter
Dr. Alexander Riedel, Dipl.-Biol.
Telefon: +49 721 175-2836
E-Mail: riedel@smnk.de