Neueste Studien über Schlankkräuselspinnen
Die in den Tropen Südostasiens mit 57 Arten verbreiteten Schlankkräuselspinnen (Psechridae) wurden vom derzeitigen Volontär in der Zoologie Steffen Bayer im Rahmen seiner Doktorarbeit bearbeitet.
Bis Ende des letzten Jahrzehnts war über die erst 1890 aufgestellte Familie der Psechridae nur wenig bekannt. Die ersten Arten waren erstmals 1857 ursprünglich als Winkelspinnen beschrieben worden. Die beiden Gattungen der Familie Psechrus (Kräuseldeckennetzspinnen) und Fecenia (Pseudo-Radnetzspinnen) wurden erst später aufgestellt.
Merkmale, anhand derer man die einzelnen Arten unterscheiden kann (diagnostische Merkmale) waren vielfach noch nicht verstanden und auch sonst war z.B. über die Lebensweise der meisten Arten nur wenig bekannt.
Einige der Typus-Exemplare der einzelnen Arten sind noch nicht ausgewachsene Tiere, bei denen die artspezifischen Begattungsorgane noch nicht voll ausgebildet waren. Dies erschwerte zusätzlich die Charakterisierung der einzelnen Arten. Typus-Exemplare sind die individuellen Tiere (in diesem Falle also tote, konservierte Spinnen), anhand derer eine bestimmte Art erstmals beschrieben wurde. Der Typus stellt also den Namensbezug zu der entsprechenden Art her und stellt somit den „Urmeter“ für alle Artgenossen dar.
Oftmals wurde von früheren Autoren auch die Artenvielfalt der Psechriden unterschätzt. Gründe dafür waren fehlende oder unzureichende gezielte Aufsammlungen dieser Tiere sowie fehlende Recherchen in den Sammlungen der naturwissenschaftlichen Museen weltweit. Nicht selten wurden auch klare Merkmalsunterschiede, anhand welcher man verschiedene Arten hätte abgrenzen können (interspezifische Merkmalsunterschiede), als weniger bedeutend angesehen und als intraspezifische Variation betrachtet. All dies erschwerte die exakte Bestimmung von Schlankkräuselspinnen.
Seit 2009 beschäftigt sich Steffen Bayer mit der Taxonomie (Artenforschung) sowie der molekularen Phylogenie (Arten-Verwandtschaftsforschung) der Schlankkräuselspinnen. Aufgrund der Ergebnisse seiner Studien, die z.T. in Kooperation mit anderen Wissenschaftlern erarbeitet wurden, konnten die Psechriden eingehend charakterisiert werden. Die Vertreter der artenreichen Gattung Psechrus wurden in Artengruppen aufgeteilt, insgesamt 30 neue Arten erstmals beschrieben, jeweils ein Bestimmungsschlüssel für beide Gattungen vorgelegt und die Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb dieser Spinnengruppe sowie zu anderen Spinnengruppen aufgezeigt (Bayer 2011, 2012, 2014; Bayer & Jäger 2010, Bayer & Schönhofer 2013).