Artenkenntnis für alle. Die Karlsruher Taxonomie-Initiative

Ein Projekt für mehr Artenkenntnis

Bestimmung von Pflanzen mit Literatur und Stereomikroskop

Alpenbock (Rosalia alpina). Ähnlich gefärdet wie Artenkenner

Gewöhnlicher Blutweiderich (Lythrum salicaria). Für jede*n leicht zu erkennen.

Das Projekt wird gefördert von der Stiftung Naturschutzfonds aus zweckgebundenen Erträgen der Glücksspirale

Besuchen Sie unsere Website mit weiteren Infos und der Möglichkeit Bestimmungsanfragen digital zu stellen: www.artenkenntnis.info

 

Ein neues Projekt ist im Herbst 2022 angelaufen: Die „Karlsruher Taxonomie-Initiative“. Ziel des Projekts ist es, in der Region die Bildung im Bereich Artenkenntnis und Taxonomie von Pflanzen, Pilzen und Tieren zu stärken. Es ist am Naturkundemuseum Karlsruhe an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Öffentlichkeitsarbeit und Bildung verankert und wird für drei Jahre gefördert durch die Stiftung Naturschutzfonds aus Erträgen der Privatlotterie Glücksspirale. Die Biologin Dr. Judith Bieberich ist für die Einrichtung und Etablierung dieses neuen Projekts verantwortlich.

 

Taxonomie ist die systematische Einteilung aller Lebewesen in Gruppen nach ihrer Verwandtschaft. In heutiger Zeit arbeitet sie mit vielfältigen klassischen und modernen Methoden, wie morphologischen Untersuchungen und genetischen Analysen. Taxonomie ist die Grundlage, um einen Überblick über die faszinierende Vielfalt an Lebewesen zu erhalten und Arten bestimmen zu können.

 

Artenkenntnis hat allerdings in den letzten Jahrzehnten stark nachgelassen. Viele Menschen kennen sich mit Pflanzen, Tieren und Pilzen nur geringfügig oder gar nicht aus und auch Fachleute mit wissenschaftlicher Expertise sind selten geworden. Einer der Gründe für diese Entwicklung liegt darin, dass Artenkenntnis und Taxonomie an Schulen und Universitäten nur noch wenig gelehrt wird, weil es durch molekularbiologische Fachrichtungen verdrängt wurde.

 

Aktuell wird die Wichtigkeit von Artenkenntnis zunehmend wieder neu entdeckt. Der Rückgang der Biodiversität ist eines der drängendsten Probleme des globalen Wandels und erfordert Naturschutzstrategien. Doch schon um die Gefährdung von Arten und den Erfolg von Schutzmaßnahmen beurteilen zu können, muss man die Arten erkennen können. Daher werden händeringend berufliche Fachkundige mit Artenkenntnis gesucht. Aber auch in der breiten Bevölkerung fördert eine Kenntnis der Natur deren Schutz: Was man kennt, das achtet und schützt man eher. Essentiell wird Artenkenntnis natürlich bei der Nutzung von Arten. So sollte man Pflanzen und Pilze nur dann sammeln und verzehren, wenn man sie sicher erkennen und bestimmen kann. Nicht zuletzt macht es auch einfach Freude, im Alltag bei einem Spaziergang Arten zu erkennen und darüber zu erfahren, wie sie leben, was sie können und welche Bedeutung sie für uns haben. Und Arten zu bestimmen kann eine richtige spannende Knobelei sein!

 

Im Rahmen der Karlsruher Taxonomie-Initiative sollen vielfältige Bildungsangebote zum Thema Artenkenntnis und Taxonomie ausgearbeitet und durchgeführt werden. Fachleute und Institutionen in diesem Bereich im Raum Nordbaden sollen untereinander noch besser vernetzt werden. So ist die Karlsruher Taxonomie-Initiative auch bereits mit der Initiative Integrative Taxonomie des Landes Baden-Württemberg vernetzt. Selbstverständlich wird es auch eine Zusammenarbeit mit dem sehr aktiven Naturwissenschaftlichen Verein Karlsruhe e.V. geben, der dem Naturkundemuseum eng verbunden ist.

 

Zu den Aufgaben des Naturkundemuseums Karlsruhe als öffentliche Biodiversitäts-Forschungseinrichtung gehört auch, als Ansprechpartner für Behörden sowie für die Bevölkerung Unterstützung in Natur- und Umweltschutzfragen zu bieten. So werden schon seit Langem Bestimmungsanfragen beantwortet. Diese Funktion als Anlaufstelle, an die sich Interessierte mit Fragen zu Arten und deren Bestimmung wenden können, soll im Rahmen der Karlsruher Taxonomie-Initiative gestärkt und verbessert werden.

 

Das Naturkundemuseum Karlsruhe bietet beste Bedingungen für ein solches Projekt: Sein wissenschaftliches Personal der Abteilungen Bio- und Geowissenschaften besitzt die selten gewordenen Artenkenntnisse. Des Weiteren wird am Museum eine vielfältige Natur- und Umweltbildung einschließlich der Grundlagen der Artenkenntnis geleistet. Als eines der großen Forschungsmuseen Deutschlands unterhält das Naturkundemuseum Karlsruhe auch bereits intensive Kontakte zu weiteren Fachleuten und Einrichtungen im Bereich Umweltbildung. Ideale Voraussetzungen für den Start der Karlsruher Taxonomie-Initiative!