Die Adelegg - Flora, Vegetation und Ethnobotanik einer mitteleuropäischen Gebirgslandschaft
Die Adelegg mit bis 1129 m Höhe, und einer Fläche von 112 km² ist eine heute v.a. bewaldete Gebirgslandschaft. Teile des Gebirgskamms Adelegg gehören zum 6,4 km² großen Fauna-Flora-Habitat-GebietAdelegg (FFH-Nr. 8326-341). Große Teile liegen im 68,14 km² großen LandschaftsschutzgebietAdelegg und zugehöriges tertiäres Hügelvorland (CDDA-Nr. 319441), sowie im Vogelschutzgebiet Adelegg (VSG-Nr. 8226-441).
Die Adelegg liegt nördlich der Allgäuer Voralpen und ist eine Übergangslandschaft zum Subalpinen Jungmoränenland. dabei ist die Region aber kein Ausläufer des alpinen Faltengebirges, sondern ein Teil eines Schwemmkegels in dem zwischen Alpen und Schwäbischer Alb sich erstreckenden Molassebecken, und wurde während der Alpenbildung nur unbedeutend aufgefaltet. Die konglomeratische Molasse der Adelegg besteht aus Nagelfluh, und gehört zur Oberen Süßwassermolasse die im Miozän von der Ur-Iller abgelagert wurde, und besteht v.a. als Material aus den südlichen Zentralalpen. Zur Adelegg gehören der in Baden-Württemberg gelegenen Gebirgszug Adelegg, und die in Bayern gelegenen Gebiete Hohentanner Wald, Kürnacher Wald, Buchenberger Wald und der Gebirgskamm Sonneneck.
Während heute Teile der Adelegg als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet und Vogelschutzgebiet unter besonderem Schutz stehen, wurde das Massiv früher intensiv genutzt. Nach einer Besiedelung durch Benediktiner im Mittelalter folgten später eine große Zahl von Glashütten, die zur Produktion einen Großteil der Waldflächen rodeten. Auf diesen Kahlschlägen entwickelten sich artenreiche. Dieser Wechsel von Wäldern zu Almwiesen macht den besonderen Charakter der Adelegg aus. Der Gebirgszug ist Heimat von unzähligen Pflanzen- und Tierarten, zum Beispiel Gams oder Auerhahn. Die Adelegg wird heute vor allem forstwirtschaftlich und touristisch genutzt.
Die Adelegg ist Teil des Biodiversitäts Hotspots "Oberschwäbisches Hügelland und Adelegg", einer mit glazialen Becken, Seen und Mooren, durchsetzen Jungmoränenlandschaft mit zahlreichen Kuppen und Senken. Prägend für die Jungmoränenlandschaft ist der durch die Topografie bedingte kleinräumige Wechsel von Waldflächen (überwiegend Fichtenforste) und intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen (überwiegend Grünland, jedoch zunehmend Ackerbau), in die extensiv genutzte oder nicht genutzte Feuchtgebiete eingestreut sind. Dabei handelt es sich um Hoch- und Niedermoore mit Moorwäldern, Streuwiesen und Naßwiesen, sowie Quellmoore, Seen und Weiher, die durch Fließgewässer miteinander verbunden sind. Im Bereich der Adelegg selbst sind Steillagen mit extensiver Weidewirtschaft und z.T. sehr naturnahe montane Hangwäldern sowie Alpen in den Hochlagen landschaftsbestimmend. Insbesondere die totholzreichen Hangwälder und die Hochlagen begünstigen eine sehr artenreiche Avifauna.
Unser neues Projekt wird einerseits die Flora (Gefässpflanzen, Moose, Flechten, Pilze) und rezente Vegetation der Adelegg detailliert untersuchen, andererseits wird die Nutzung der pflanzlichen und pilzlichen Ressourcen über den Verlauf der Jahrhunderte dokumentiert, und dieses Wissen durch ethnobotanische und ethnomykologische Studien mit derzeitigen Adeleggbewohner*innen ergänzt. Dies dient einerseits der Dokumentation des historischen Wandels dem die Adelegg ausgesetzt war und des rezenten Globalen Wandels, andererseits wird dadurch die Grundlage für zukünftige Naturschutz und Entwicklungsmassnahmen geschaffen, nicht zuletzt im Hinblick auf eine mögliche Ausweisung des Gebiets als Biosphärenreservat.