Papuanisches Telefonbuch hilft Wissenschaftlern 101 neue Käfer-Arten zu beschreiben
Tropische Regenwälder sind für Ihre hohe biologische Vielfalt bekannt, die aus unzähligen Arten besteht, viele davon noch unentdeckt und ohne wissenschaftlichen Namen. Ein Großteil dieser unbekannten Lebensformen auf unserer Erde zählt zu den Insekten, insbesondere den Käfern.
Dem Insekten-Forscher Alexander Riedel ist dies sehr wohl bekannt, denn er ist ein Experte für die Faunen entlegener Urwaldgebiete wie z.B. Neuguinea. Jetzt kam er aber an einen besonderen Fall, die Rüsselkäfer-Gattung Trigonopterus welche man wirklich “hyperdivers” nennen muss: Hunderte verschiedener Arten krabbeln durch die Regenwälder dieser tropischen Insel und die meisten wurden noch nie von Wissenschaftlern gesehen. Mit den bisherigen Methoden würde das ganze Leben des Experten nicht ausreichen, diese riesige Fülle zu beschreiben. Tatsächlich muss aber schnell gehandelt werden, denn die Lebensräume der Käfer verschwinden mit atemberaubendem Tempo und werden durch Ölpalm-Monokulturen ersetzt. Im Kampf um jeden Hektar Regenwald werden gute Argumente gebraucht, die teilweise aufgrund mangelnder Daten noch fehlen. Diese Situation erforderte einen neuen Ansatz: Abschnitte der Rüsselkäfer-DNA wurden sequenziert, was beim Sortieren und der Diagnose der Arten sehr hilfreich war. Außerdem wurden von jedem Käfer hochauflösende Aufnahmen gemacht und diese zusammen mit kurzen Beschreibungen auf einer Wiki-Seite hinterlegt. Mehr als 100 Arten konnten auf diese Weise sowohl der Wissenschaft als auch der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden – ungefähr fünfmal so schnell wie mit der traditionellen Methode! Ein weiteres Problem konnte mit einer ebenso innovativen Idee gelöst werden. Um genügend geeignete Namen für die neuen Käferarten zu finden, wurde das Telefonbuch von Papua-Neuguinea als Quelle genutzt. Viele der neuen Arten wurden nach Familien aus den gelben Seiten Papuas benannt. Einige „Spender“ ahnen vermutlich noch nicht einmal von dieser Ehre – eine Käfer-Art mit dem eigenen Namen im Vorgarten! Die neuen Arten und die grundsätzliche Idee, wie Biodiversität schneller als bisher erfasst werden kann ist in den Zeitschriften ZooKeys und Frontiers in Zoology beschrieben, beide mit „open access“. So haben auch die Leute in Papua-Neuguinea, deren Namen die Käfer tragen, doch eine Möglichkeit davon zu erfahren.