Spinnenexperten entdecken für Baden-Württemberg neue Spinnenart im Nationalpark Schwarzwald
Kleine Springspinne wurde erstmals im Land nachgewiesen, insgesamt schon mehr als 270 Arten gefunden.
Bereits im Mai dieses Jahres konnten Experten des Naturkundemuseums in Karlsruhe eine fürs Ländle neue Spinnenart im Nationalpark Schwarzwald nachweisen. Als der Ökologe Dr. Hubert Höfer und der Arachnologe Dr. Steffen Bayer dank der Beobachtung des Nationalpark-Rangers Wolfram Hessner auf einer Blockhalde die seltene und zudem noch perfekt getarnte Blockhalden-Wolfspinne (Acantholycosa norvegica sudetica) fanden, fiel ihnen dort auch eine hübsche kleine Springspinne auf. Erst im Labor stellten sie fest, dass es sich um ein Männchen von Sitticus saxicola handelt, eine Art, die bisher noch nie in Baden-Württemberg gefunden wurde. Damit wurde ihre Erwartung des Vorkommens der Art bestätigt, denn bereits eine Woche zuvor wurde auf einer öffentlichen Führung eine sehr ähnliche Springspinne gesammelt und fotografiert. Da dieses Tier noch nicht erwachsen war und somit nicht wissenschaftlich sicher bestimmt werden konnte, wurde von den Stuttgarter Kollegen Dr. Carlos Monje und Dr. Joachim Holstein eine genetische Nachbestimmung durchgeführt. Und tatsächlich, beide Exemplare gehören zur selben Art und sind jetzt in den Sammlungen des Karlsruher Naturkundemuseums hinterlegt, wo auch ihre Daten digital erfasst und verfügbar sind. Die genetischen Sequenzen sind ein wichtiger Beitrag zur Referenzdatenbank des „German Barcoding of Life“ – Projekts, an dem beide Naturkundemuseen im Land mitarbeiten. Der Erstfund der Art in Baden-Württemberg geht sicher noch nicht auf neue Prozesse im Nationalpark zurück, er ist vielmehr die durchaus erwartete Folge von verstärktem wissenschaftlichem Interesse an dem neuen Schutzgebiet und seiner Flora und Fauna. So konnten die Wissenschaftler vor kurzem auch die gänzlich unscheinbare, lange Zeit als verschollen geltende Kulczynski-Sackspinne (Clubiona kulczynskii) am Schliffkopf mit mehreren Exemplaren nachweisen und vermuten inzwischen, dass die Art in der Region gar nicht so selten ist. Und bereits 2012 hat das Naturkundemuseum eine Springspinnenart gesammelt, die sich erst bei einer Nachbestimmung durch Steffen Bayer im Verlauf des Projekts Genetisches Barcoding der Arten Deutschlands als eine erst 2001 beschriebene Art Sibianor larae erwies. Auch diese Spinne war bis dahin noch nicht aus Baden-Württemberg bekannt. Die geplanten gezielten Untersuchungen von Waldflächen unterschiedlicher Entwicklungsstufen in den nächsten Jahren wird ganz sicher die Zahl der bisher im Gebiet nachgewiesenen Arten (derzeit 273) deutlich erhöhen und vielleicht auch noch einige Überraschungen mit sich bringen.