H
arry
&
H
öfer
:
Laufkäfer der Alpe Einödsberg
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Hinzu kommen montane Arten, die nicht auf das
Alpengebiet beschränkt sind, hier aber ihren
Verbreitungsschwerpunkt besitzen. Dazu sind
Pterostichus panzeri, Pterostichus unctulatus,
P. pumilio, Amara erratica, Amara nigricornis so-
wie Amara praetermissa zu zählen.
Neben diesen montanen und alpinen Arten
konnten andere nachgewiesen werden, die bis-
her kaum oder noch gar nicht aus solchen Hö-
hen gemeldet wurden, wie z.B. Carabus auroni-
tens, Olisthopus rotundatus, Nebria brevicollis
oder Amara aulica. Diese Verzahnung typischer
Gebirgsarten mit Arten des Tieflandes kann als
zönotische Besonderheit des Untersuchungs-
gebietes gelten. Dabei dürfte die Geologie des
Raumes ein entscheidender Faktor sein: die
tiefgründigen Böden der Allgäuschichten bieten
Lebensbedingungen, die sonst in den nördlichen
Kalkalpen nicht gegeben sind. Dies unterstreicht
den hohen Stellenwert der Allgäuer Alpen für
den Erhalt der Biodiversität im deutschen Alpen
raum. Ähnliche Befunde sind auch von anderen
Taxa bekannt und führten zur Ausweisung der
Allgäuer Alpen als Vorranggebiet für Naturschutz
(
M
örschel
2004).
Die Daten zeigen zudem oftmals kleinräumige
Unterschiede in der Verteilung einzelner Arten.
Bemerkenswert ist die Schärfe dieser Verände-
rung. So sind die Unterschiede zwischen den
nur 35 m voneinander entfernten Offenstand
orten X04 und X05 im Gipfelbereich des Späten-
gundkopfes erheblich, Fangsummen der Arten
Carabus sylvestris, Cychrus attenuatus, Leistus
nitidus, Pterostichus burmeisteri und Abax pa
rallelepipedus unterscheiden sich hier um mehr
als den Faktor 10. Selbst euryöke Arten wie
Pterostichus melanarius zeigen kleinräumig
auf visuell äußerst ähnlichen Standorten große
Dichteunterschiede. Dies belegt, wie kleinräumig
die Veränderungen der Laufkäfergemeinschaften
sind, was die Artengruppe für die ökologische
Bewertung besonders interessant macht. Auf
der anderen Seite wird aufgrund solcher Unter-
schiede klar, wie wichtig eine ausreichende An-
zahl an Vergleichsflächen ist, um die Daten auf
den einzelnen Standorten besser interpretieren
zu können.
Die Grünlandstandorte des Gebietes unterschei-
den sich bezüglich des Artenspektrums je nach
Lage deutlich. Auf den niedrigen Milchkrautwei-
den, die alle unter 1650 m NN liegen, kommen
z.B. Loricera pilicornis, Dyschirius globosus
und Pterostichus strenuus in hoher Stetigkeit
vor. Vor allem die erstgenannte Art fällt in den
höher liegenden und strukturell anders gestal-
teten Nardeten des Hanges schnell aus. Diese
Borstgrasrasen sind durch hohe Abundanzen
von P. burmeisteri gekennzeichnet. Zudem sind
Abax parallelepipedus und Carabus auronitens
in hoher Stetigkeit vertreten. Vor allem die lichter
bewachsenen und stärker sonnenexponierten
Nardeten bilden den Hauptlebensraum von Ama-
ra nigricornis.
Die Gratstandorte, strukturell durch eine hohe
Phytomasseproduktion und eine stärkere Verfil-
zung deutlich von den Borstgrasrasen unterschie-
den, beherbergen die höchsten Aktivitätsdichten
der Laufkäfer, mit sehr hohen Fangzahlen diver-
ser Pterostichus-Arten (jurinei, multipunctatus,
pumilio, unctulatus), der Calathus-Arten sowie
von Carabus violaceus und Amara erratica.Wäh-
rend A. erratica am Grat vor allem auf von Poa
supina geprägten Rasenteppichen vorkommt,
fehlt Carabus sylvestris in den Poa-supina-Be-
ständen und kommt dafür mit hoher Stetigkeit in
Deschampsia-Beständen oder von Hochstauden
geprägten Gipfellagen vor.
Die hohen Artzahlen der Gratstandorte bei den
Laufkäfern stehen im klaren Gegensatz zur Ve-
getation: Vegetationskundlich sind die Gratflä-
chen deutlich verarmt (H
öfer
et al. 2008, U
rban
&
H
anak
2010).
Diese Unabhängigkeit der Fauna
von der Diversität der Flora konnte auch bei we-
nigen anderen Studien festgestellt werden (K
ori
cheva
et al. 2000, S
iemann
1998,
U
sher
1992),
sie
muss allerdings als Besonderheit gelten (vgl. T
ews
et al. 2004). Als mögliche Gründe dafür sind zum
einen das Vorhandensein besonderer Strukturen
am Grat zu nennen, z.B. die relativ großen Gras
polster, zumeist von Deschampsia, die in den
Nardeten des Hanges fehlen (vgl. M
orris
2000).
Des Weiteren dürfte die hohe Produktivität der
Gratstandorte eine Rolle spielen. Hohe Produkti
viät erhöht meist die Biodiversität der Konsumen
ten (resource-productivity-Hypothese; K
ruess
&
T
scharntke
2002,
S
iemann
1998).
Diese erhöhte
Produktivität ist zum einen auf die Eutrophierung
durch die Schafläger zurückzuführen, maßgeb-
lich aber durch die besondere Situation an diesen
Standorten begründet: Die lange Schneeauflage
mit der verkürzten Vegetationszeit führt zu einer
massiven Humusakkumulation, die auch auf den
unbeweideten Referenzstandorten am Söllereck
oder Berggächtle festgestellt werden konnte.
Diese besondere Situation der Gratlagen, ver-
bunden mit der hohen Bodenfeuchte entlang
der Ränder von Schneefeldern und dem gerin-
gen Raumwiderstand während der Ausaperung,