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andrias, 18
(2010)
Die Flora der Höheren Pflanzen im gesamten
UG wurde durch mehrfache Begehungen und
gezieltes Absuchen der unterschiedlichsten
Flächen im Rahmen der von 2001 bis 2004 im
Landkreis Oberallgäu durchgeführten Alpen­
biotopkartierung erfasst. Bedeutende Nachweise
sind im Herbar der Botanischen Staatssammlung
München belegt und sind teilweise bereits publi-
ziert (U
rban
&
M
ayer
2006, 2008).
Revision und
teilweise Determination von Arten der Gattung
Hieracium erfolgte durch Dr. F
ranz
S
chuhwerk
(
Bot. Staatssammlung München), der Gattung
Alchemilla durch S
igurd
E. F
röhner
(
Dresden).
2.4.2
Zoologische Untersuchungen
Für die Erfassung kleinräumiger Unterschiede
in der Besiedlung bzw. Aktivität der Bodenfau-
na in unterschiedlichen Vegetationstypen und
unterschiedlich beweideten Flächen wurden Bo-
denfallen (Barberfallen) eingesetzt. Unmittelbar
angrenzend an bereits eingerichtete botanische
DBF wurden für die zoologischen Untersu-
chungen Fallenstandorte bestimmt. Sechs Fallen
pro Standort wurden jedes Jahr dreimal für je 14
Tage fängig gemacht: Die erste Fangperiode lag
in der ersten Junihälfte, die zweite in der ersten
Julihälfte und die dritte Mitte September. Die
erste Öffnung erfolgte möglichst früh nach der
Ausaperung der Flächen am Grat im Juni. 2005
wurden zur Erfassung der Phänologie einzelner
Arten und des Verlaufs der Aktivitätsdichte alle
Bodenfallen über die volle Vegetationsperiode
(16
Wochen) fängig gehalten und im Abstand
von zwei Wochen geleert.
Mit Bodenfallen gut erfassbar und identifizierbar
sowie aufgrund ihres Indikatorpotentials wurden
die folgenden Arthropodentaxa für die Untersu-
chungaussortiert:Hundertfüßer (Chilopoda, Räu-
ber) und Tausendfüßer (Diplopoda, Primärzer-
setzer); Webspinnen (Araneae), Weberknechte
(
Opiliones) und Laufkäfer (Carabidae), (Räuber).
Aus den Beifängen wurden die folgenden Taxa in
unterschiedlicher Tiefe bearbeitet: Afterskorpio-
ne (Pseudoscorpiones), Hornmilben (Oribatida),
Ameisen (Formicidae) und Heuschrecken (Salta-
toria). Unter Naturschutzaspekten interessierten
sowohl die Bedingungen für den Erhalt bzw. das
Verschwinden einzelner Zeigerarten (Ziel- wie
Leitarten) als auch die Veränderungen in der Ar-
tenvielfalt der entsprechenden Taxozönose (Zu-
stands- und Entwicklungsbewertung).
Im Gegensatz zu den botanischen Untersu-
chungen, die auf eine möglichst umfangreiche
Erfassung der Vegetationseinheiten im Gebiet
und deren Entwicklung nach Aufgabe der inten-
siven Schafbeweidung zielten, waren die boden-
zoologischen Untersuchungen darauf ausgelegt,
durch Replikation von beweideten und unbewei-
deten Standorten sowohl am Grat als auch am
Hang eine statistische Analyse der Auswirkung
der aktuellen Beweidung zu ermöglichen. Dafür
wurden ergänzend zu botanischen DBF weitere
Standorte in den Borstgrasrasen im Hang und
den Rasenschmielen-Lägerfluren am Grat ange-
legt (X-Standorte s. Anhang). An 16 Kernstand-
orten waren in allen sechs Jahren Fallen gestellt.
Für multivariate Analysen wurden darüber hinaus
weitere Standorte in kontrastierenden Pflanzen-
gesellschaften (Außengruppen) innerhalb des
Gebiets, wie dichtes Grünerlengebüsch, auf-
kommende lückenhafte Grünerlen-Sukzession,
Fichtenwald sowie Blaiken in einzelnen Jahren
beprobt. Insgesamt wurden im Weidegebiet 34
Standorte in 11 Pflanzengesellschaften auf den
für das Gebiet typischen Allgäuschichten besam-
melt sowie vier am Rande des Gebietes, im Über-
gang zumHauptdolomit.Bewusst nicht untersucht
wurden kleinräumige Bestände wie Quellfluren,
Schneebodengesellschaften, Schuttfluren und
Felsspalten (Liste der Standorte im Anhang). Da
am Einödsberg keine ehemals unbeweideten
Gratstandorte mehr existieren, wurden 2007 für
einen Vergleich Standorte auf benachbarten, seit
langem unbeweideten Graten besammelt: zwei
am Berggächtle-Grat zwischen Salober und Gie-
bel (auf Allgäuschichten), zwei am Söllerkopf (auf
Flysch) und vier auf dem Älpelesattel (auf Apty-
chenschichten). Die geographischen Koordinaten
(
dezimale Breiten- und Längengrade, WGS 84)
und Höhe (m ü. NN) aller Standorte wurden per
GPS (Garmin etrex summit) erfasst.
Die oberirdische Phytomasse auf einzelnen
Standorten wurde 2004 und 2007 am Ende der
Vegetationszeit bestimmt. Aus den Proben von
2004
wurden Kohlenstoff (C)- und Stickstoff
(
N)-Gehalte elementanalytisch ermittelt. Varianz­
analysen zeigen für beide Beprobungen signifi-
kant höhere Trockenmassen der Vegetation an
den Gratstandorten. Die aktuelle Beweidung zeig-
te 2004 den erwarteten Effekt: im Hang war die
stehende Phytomasse am Ende der Weideperio-
de in den beweideten Standorten niedriger. Dass
am Grat kein Effekt messbar war, zeigt, wie ge-
ring die Beweidungsintensität durch den sehr kur-
zen Aufenthalt dort war. 2007 war bei insgesamt
geringeren Phytomassen und höheren Varianzen
kein Beweidungseffekt messbar. Die Stickstoffge-
halte in der Vegetation waren in den unbeweide-