Seite 39 - Andrias 18

U
rban
&
H
anak
:
Flora und Vegetation der Alpe Einödsberg
35
Unsere Beobachtungen aus vergleichbaren Be-
ständen über die Allgäuer Alpen hinaus können
diese nutzungsbedingte Form nicht bestätigen.
Zwar werden Hypochoeris uniflora und Crepis
conycifolia durch Mahd gefördert, so dringt das
Einköpfige Ferkelkraut aber nie in tiefer gele-
gene Borstgrasrasen, auch wenn diese gemäht
werden. Gleiches gilt für Avena versicolor. Nach
unserer Auffassung löst das Aveno-Nardetum
das Geo montani-Nardetum nach oben ab, auch
wenn das erste durch Mahd und das zweite
durch Beweidung gefördert wird.
Letztendlich unterscheiden sich die beiden Asso-
ziationen neben ihrer spezifischen Höhenampli-
tude deutlich durch ihre Kennarten.
3.2.4
Feuchtflächen
Quellflur, Nasswiese mit Bitterem
Schaumkraut
(
Cardamine amara-Gesellschaft; Abb. 1: 13)
Südlich der Hinteren Einödsberg-Alpe zieht sich
entlang eines linearen Quellaustritts eine von
Cratoneuron commutatum durchsetzte Quell-
nische, die anthropogen stark verändert ist. Car­
damine amara, Deschampsia cespitosa, Caltha
palustris und Carex fusca bauen die Vegetation
auf. Typische Kalkwasserspezialisten fehlen auf
Grund der intensiven Nutzung (Beweidung, Eu-
trophierung) um die Alphütten.
Braunseggen-Sumpf
(
Caricetum fuscae; Abb. 1: 14)
Einer der wenigen Niedermoorstandorte im UG.
Es handelt sich um einen flächigen Quellaustritt
am Fuß des Westabfalls etwa 100 m nördlich der
Hinteren Einödsberg-Alpe. Carex fusca bestimmt
neben Juncus filiformis und Juncus alpinus den
Bestand. Carex flava ssp. flava und Calycocorsus
stipitatus sind zerstreut vorhanden. Deschamp­
sia cespitosa hat sich bereits deutlich etabliert.
3.2.5
Schneebodengesellschaften
Schneeboden mit Brauner Hainsimse
(
Luzuletum alpino-pilosae; Abb. 1: 15)
Schneetälchengesellschaften sind im Gebiet
sehr kleinflächig auf Wächtenlagen des Gra-
tes oder absonnige morphologisch begünstigte
Standorte beschränkt. Typische Schneeböden
fehlen aufgrund mangelnder Höhe und geomor-
phologischer Voraussetzungen. Das Luzuletum
alpino-pilosae hat sich als wenige Quadratmeter
großer Fleck am alten Auftriebsweg unter dem
Grat entwickelt und erhalten können. Es wächst
oberhalb des Weges in einer angedeuteten Mul-
de mit verfrachteten langen Schneelagen, die
sich z.T. bis Juli halten. Neben Luzula alpino-pi­
losa, die gleichzeitig Charakterart der Salicion
herbaceae Assoziation ist, begleiten Gentiana
bavarica und Veronica alpina den Rasen.
Schneeboden mit Mannsschild-Steinbrech
(
Soldanella pusilla-Saxifraga androsacea-
Gesellschaft; Abb. 1: 16)
Etwa 50 Höhenmeter oberhalb konnte an ver-
gleichbaren Standortverhältnissen über fein­
erde­ärmeren und steinigeren Böden ein Schnee-
boden mit Soldanella pusilla und Saxifraga
androsacea als dominierende Leitarten erfasst
werden. Doronicum grandiflorum, Ligusticum
mutellina, Leucanthemopsis alpina und die in
Bayern nur im Allgäu (dort neu für Deutschland
im Rahmen der Alpenbiotopkartierung: U
rban
&
M
ayer
2008)
vorkommende Alchemilla semisec­
ta sind stete Begleiter. Schneetälchenverwandte
Gesellschaften kommen unterhalb oder unmittel-
bar am Grat kleinstflächig in offenen Trittmulden
und Erosionsanrissen vor. Veronica alpina, Salix
reticulata und Salix retusa, Epilobium anagallidi­
folium und Gentiana bavarica gehören dabei zu
den auffälligsten Arten.
3.2.6
Bestände alpiner Kalkrasen, Schutt-
fluren und Felsspaltengesellschaften Alpine
Kalkrasen
(
Seslerion-Gesellschaften; Abb. 1:
17;
Seslerio-Caricetum sempervirentis, Carice-
tum firmae und verwandte Gesellschaften)
Unterhalb des Schmalhorns macht sich deutlich
der Einfluss des Hauptdolomits bemerkbar. So
beginnen sich die Mergelrasen des Nardion stär-
ker mit Kalkzeigern anzureichern, bis schließlich
Blaugras-Horstseggenrasen und an steinig-felsi-
gen Bereichen Polsterseggenrasen das Gebiet
im Norden abschließen.
Frische Blaugras- und Rostseggenrasen
(
Seslerietalia-Gesellschaft; Abb. 1: 18)
Alpine Kalkrasen des Seslerion haben in mergel-
reichen Lagen selbst auf Südseiten kaumMöglich-
keiten, sich gegen konkurrenzkräftige Langgrasra-
sen des Caricion ferrugineae durchzusetzen. Sie
ziehen sich bei solchen Gegebenheiten, wie sie
im UG vorherrschen, auf sehr steile, basenreiche
und steinige Einhänge von Bachgräben zurück.
Aufgrund solcher Lagen sind die Bestände grund-
sätzlich von jeglicher Be­weidung ausgeschlossen.
Die Steilrasen enthalten dann oftmals ein ­Mosaik
aus verschiedenen Syntaxa. Neben Arten des
Seslerion vereinigen sich Borstgras­rasen­zeiger